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Lamaismus


Während der XIV. Dalai Lama in den westlichen Medien wie ein „Gott zum Anfassen“ (Spiegel) gefeiert wird, ist seit dem Frühjahr 2008 ein Verfahren gegen ihn wegen Menschenrechtsverletzung und Hinderung der freien Religionsausübung am höchsten Gericht seines Gastlandes Indien anhängig. Kläger ist die sogenannte Dorje-Shugden-Society, eine Gruppierung tibetischer Mönche, die den Schutzgott Dorje Shugden verehrt. Am 05. Mai 2008 gaben die Dorje Shugden Anhänger in einer Presserklärung bekannt, dass sie weltweit gegen ihn demonstrieren werden. (1) Tatsächlich sind diese Demonstrationen nicht übersehen worden. Sie konnten sogar den Friedensfürsten auf seiner Deutschlandtournee in Rage versetzen. (Siehe am Ende Auszug aus dem FAZ-Artikel: „Dalai sein ist alles“.) Die Anklagepunkte gegen den tibetischen Religionsführer lauten: Unterdrückung religiöser Minderheiten, Verletzung des Rechts auf freie Meinungsäußerung, Inquisition, anti-demokratische Machenschaften, Denunziationen, Heuchelei, Doppelmoral. Die Autoren Victor und Victoria Trimondi zeigen in dieser Studie, was hinter diesen Anschuldigungen steckt. Sie untersuchen den Shugden-Fall insbesondere unter der Frage, ob der exiltibetische Staat und der XIV. Dalai Lama eine „Trennung von Staat und Kirche“ anerkennen.


Krieg der Orakelgötter

Der erbitterte Kampf des XIV. Dalai Lama gegen den Dorje-Shugden-Geist zeigt: die Grundgesetze des säkularen und humanistischen Staates haben für den tibetischen Religionsführer keine Bedeutung

 

Von Victor und Victoria Trimondi

 

Ohne zu übertreiben kann man die Tibeter als „orakelsüchtig“ bezeichnen. Die verschiedensten Methoden der Mantik und Hellseherei zählen im Schneeland seit Urzeiten zum Alltag: Teigbällchen Orakel, Würfel Orakel, Rosenkranz Orakel, Stiefelschlaufen Orakel, Interpretation „zufälliger“ Ereignisse, Traum Orakel, Flammen Orakel, Betrachten einer Butterlampe, Spiegel Orakel, Krähen Orakel, Schulterblätter Orakel, Orakel des Hineinhorchens, um nur einige zu nennen. (2) Als der „Große Fünfte“ (Dalai Lama) im 17. Jh. die weltliche Macht in Tibet ergriff, richtete er die Institution eines Staatsorakels ein, um sich bei seinen Regierungsgeschäften divinatorisch beraten zu lassen. Dabei handelte es sich um ein menschliches Medium, das als Sprachrohr für eine bestimmte Gottheit dient. Diese Form „übernatürlicher“ Konsultation bildet auch heute noch – trotz aller Bekenntnisse zur Demokratie – ein bedeutsames Ressort für die tibetische Exilregierung. Bei allen wichtigen politischen Ereignissen wird die Meinung von Orakeln zu politischen Fragen, oft durch den XIV. Dalai Lama persönlich, eingeholt. Er ist - so werfen ihm seine Gegner vor - von der Divination geradezu besessen, wobei an erster Stelle die Aussagen und Prophezeiungen des Staatsorakels (Nechung) genannt werden. Bevor wir diesen Vorwurf  überprüfen, wollen wir uns die Geschichte und den Charakter des „Staatsorakels“ genauer ansehen.

 

Das tibetische Staatsorakel (Nechung/ Pehar)

Im alten Tibet wohnte das Staatsorakel (genauer sein menschliches Medium) als einer der ranghöchsten Lamas in der Nechung Residenz. Der Nechung-Lama, auch „Kuten“ genannt, befehligte einen beachtlichen „Hofstaat“ und zelebrierte seine Liturgien und Séancen in einem eigenen Tempel. Die dominierende Farbe des Tempelinneren war schwarz. An den Wänden des düsteren Heiligtums hingen rätselhafte Waffen, von denen große Zauberwirkungen ausgehen sollten. In den Winkeln lauerten ausgestopfte Vögel, Tiger und Leoparden. Bilder von Schreckensgöttern blickten auf den Besucher, der plötzlich vor einer im ganzen Lande gefürchteten Maske aus vertrocknetem Leder stand. Zu den ikonographischen Hauptmotiven des Tempels zählten die Darstellung menschlicher Gerippe.

 

Am Beginn einer Orakelsitzung wird der Nechung Medium durch allerlei rituelle Gesänge und Räucherungen in Trance versetzt. Nach einer Weile schließen sich seine Augen, die Gesichtsmuskeln fangen an zu zucken, die Wangen blähen sich auf, die Stirn färbt sich dunkelrot und trieft von Schweiß. „Sein Atem wird kurz und flach, und er beginnt, laut zu zischen.“ (3) Für alle Umstehenden sichtbar dringt dann der Weissagegott in ihn ein, denn das Medium entwickelt während der Trance - das ist durch Photographien und westliche Zeugenaussagen bezeugt - geradezu übermenschliche Kräfte. Es kann Eisenschwerter verbiegen und, obwohl es eine 40 Kilo schwere Metallkrone auf dem Kopfe trägt, einen wilden Tanz aufführen. Aus den schaumigen Lippen des Mediums kommen unverständliche Laute. „In seiner irdischen Zerbrechlichkeit kann der Kuten [das Nechung Orakel] die vulkanische Energie der Gottheit kaum bändigen, und er bewegt sich, als ob sein Körper aus Gummi wäre und er eine unglaublich starke Feder in sich hätte.“ – schreibt der XIV. Dalai Lama über seinen Berater. (4) Verehrer des Religionsführer, wie der Spiegelredakteur Erich Follath, sind von dem Besessenheits-Zauber tief beeindruckt: „Begleitet von Trommeln und Zimbeln, benebelt von Weihrauchschwaden taucht das Medium in eine andere Bewusstseinswelt. Tanzt und torkelt und lallt schwer zu entschlüsselnde ‚Anweisungen’ die auf Tonband aufgenommen werden.“ (5) Dabei soll es sich um eine Sakralsprache handeln. Erst nach deren Entzifferung durch die Lama-Priester kann der Inhalt der Orakelbotschaft erkannt werden.

 

Zum ersten Mal soll Padmasambhava (Guru Rinpoche) Ende des 8. Jh. diese Orakeltechnik angewandt haben wie in einem offiziellen Statement der tibetischen Exilregierung zur Shugden-Affäre aus dem Jahre 1997 zu lesen ist. Vor dem König Trisong Detsen ließ er einen Geist in den Körper eines jungen Mannes eindringen „Dies war das erste Mal, dass eine weltliche Gottheit mit dem Körper eines Menschen vereinigt wurde, der als physisches Medium funktionierte. Durch das Medium gab die Gottheit Vorhersagen und Ratschläge ab. In der Folge wurden auch andere Schutzgottheiten als Orakel zu Dienste gezogen.“ (6) Heute wird das Orakel vom XIV. Dalai Lama und der exiltibetischen Regierung (!) jedes Mal zum Jahrebeginn konsultiert, aber es steht auch für Sondersitzungen zur Verfügung. Der Kundun hat mehrmals im Jahr mit ihm zu tun. (7)

 

Die durch den Nechung Lama heraufbeschworene Gottheit heißt Pehar oder Pedkar. Oft beschwören die Mönche jedoch nur ihren Adjutanten, Dorje Drakden mit Namen. Ein direkter Auftritt Pehars soll nämlich so gewalttätig sein, dass er das Leben seines Mediums (den Nechung Lama) in Gefahr bringt. Pehar steht einer Gruppe von fünf zornigen Göttern vor, die zusammen das „Schutzrad“ genannt werden. Es liegt nahe, sich über diesen weissagenden Gott, der schon seit Jahrhunderten einen so entscheidenden Einfluss auf die tibetische Politik ausübt, einige Gedanken zu machen.

 

Pehar hat (in ikonographischen Darstellungen) drei Gesichter in verschiedenen Farben. Auf dem Haupt trägt er einen Bambushut, der mit einem Vajra gekrönt ist. In den Händen hält er Pfeil, Bogen, Schwert, Hackmesser und einen Knüppel. Sein Reittier ist der Schneelöwe. Die Ursprungsheimat Pehars lag im Norden Tibets, dort wo nach Vorstellung der Alttibeter (im Gesar Epos) das „Teufelsland“ zu suchen ist. In früheren Zeiten wurde er als Kriegsgott der Hor Mongolen verehrt. Dieser wilde Stamm zählte - der Sage nach - zu den erbittertsten Gegnern der vorbuddhistischen Tibeter und ihres Nationalhelden Gesar von Ling. Alte Dokumente aus Tunhuang beschreiben die Hor als „fleischfressende rote Dämonen“. (8) Ihr martialischer König hatte das Schneeland verwüstet und dessen Königin, die Gattin Gesar von Lings, geraubt. Nach grausamen Kämpfen unterwarf  Gesar die räuberischen Hors, denen wir im Deutschen das Wort „Horde“ verdanken, und verpflichtete sie und ihren Hauptgott Pehar durch einen ewigen Treueid. Die Bezeichnung Hor wird dann im Laufe der Jahrhunderte für verschiedene Mongolenstämme benutzt, unter anderem auch für die Dschingiskhaniden. Pehar (der Hauptorakelgott des Dalai Lama) war also ursprünglich ein erbitterter Erzfeind der Tibeter.

 

Hatte Gesar den Mongolengott der Sage nach unschädlich gemacht, so gelang die eigentliche Indienststellung Pehars erst dem Maha Siddha Padmasambhava (Guru Rinpoche), der den Buddhismus nach Tibet brachte. Es wird berichtet, Guru Rinpoche habe dem barbarischen Gott einen Vajra auf den Kopf gedrückt und ihn dadurch magisch bezwungen. Nach dieser Tat konnte Pehar als Diener in das buddhistische Pantheon eingereiht werden. Sein Hauptsitz war siebenhundert Jahre lang das Gründungskloster Samye, an dessen Bau er als „Zwangsarbeiter“ mithelfen musste. Ca. 900 Jahre später transportierte ihn (d. h. seine Symbole) der „Große Fünfte“ nach Nechung in die Nähe des Klosters Drepung und beförderte den ehemaligen Kriegsgott der Hor zum Staatsorakel. Weil er nach seiner „Buddhisierung“ nicht mehr an seine einstige Niederlage (durch den Nationalhelden Gesar) erinnert werden wollte, durfte kein einziger Satz aus dem Gesar Epos im Drepung Kloster und an allen anderen Orten, wo sich er sich aufgehalten hatte, zitiert werden.

 

Es liegt nahe, sich die Frage zu stellen, weshalb gerade Pehar, der ehemals grimmige und grausame Gegner der Tibeter, das delikate Amt eines übernatürlichen Regierungsberaters des tibetischen „Gottkönigs“ erhielt. Dieses stünde doch eher einem Bodhisattva wie Avalokiteshvara oder einem Nationalhelden wie Gesar von Ling zu. Auch bei dieser Frage ist der Schlüssel in der „politischen Theologie“ des „Großen Fünften“ (Dalai Lama) zu suchen. Erinnern wir uns daran, dass sowohl die ursprüngliche Verleihung des Titels Dalai Lama als auch die Errichtung der säkularen Macht des V. Dalai Lama eine Tat der Mongolen und nicht die des tibetischen Volkes war. Im Gegenteil - die eigentlich nationalen Kräfte des Landes sammelten sich im 17. Jh., wie wir schon berichtet haben, unter den Königen von Tsang und um den Thron des Karmapa (Oberhaupt der „roten“ Kagyüpa Sekte). Es gehört also nicht viel Phantasie dazu, sich auszumalen, weshalb Pehar als der Berater des „gelben“ Staatsbuddhismus (damals repräsentiert durch den V. Dalai Lama) als divinatorischer Vertrauensträger gewählt wurde. Man erwartete von dem ehemaligen Mongolengott und Gegner Tibets, dass er die aufsässigen Tibeter (die den Karmapa unterstützten) zähmte. Seine Interessen und diejenigen des „Gottkönigs“ gingen hierin völlig konform. Pehar, das spätere Staatsorakel, ist also eine dem tibetischen Volk aufoktroyierte Fremdgottheit.

 

Der Orakelgott hat zwar einen Treueid geschworen, aber es ist - nach Meinung der Lamas - keineswegs ausgeschlossen, dass er diesen eines Tages bricht und dass er seine Rachegelüste an den Tibetern, die ihn in früheren Zeiten besiegten, voll auslässt. Was dann passiert, hat er mit eigenen Worten gegenüber Padmasambhava ausgesprochen: Er wird die Häuser und  die Felder zerstören. Die Kinder des Schneelandes werden Hungersnöte erdulden müssen und der Wahnsinn wird sie schlagen. Durch Hagel und Insekten werden die Früchte des Landes vernichtet. Die Starken werden dahingerafft und nur die Schwachen überleben. Kriege verwüsten das Dach der Welt. Pehar wird selbst die Meditationen der Lamas unterbrechen, ihren Zaubersprüchen die magische Macht nehmen und sie zum Selbstmord treiben. Brüder werden ihre Schwestern vergewaltigen. Die Weisheitsgefährtinnen (Mudras) der Tantra Meister wird er krank und ketzerisch machen, ja sie in Feinde der Lehre verwandeln, die in die Länder der Ungläubigen auswandern. Vorher aber wird er sich noch mit ihnen kopulieren. „Ich“ - so ruft Pehar aus, - „der Herr der Tempel, der Stupas und der Schriften, ich werde die schönen Körper aller Jungfrauen besitzen.“ (9) Auch in der Realpolitik waren die Empfehlungen des martialischen Mongolengottes für die Tibeter nicht immer vorteilhaft. Zum Beispiel gab er dem XIII. Dalai Lama den katastrophalen Ratschlag, die britische Armee unter Colonel Younghusband anzugreifen, was zu einem Massaker unter den tibetischen Soldaten führte.

 

Die aktuelle Politik der Exiltibeter und das Orakelwesen

Man sollte nun glauben, dass sich heute die Exiltibeter von einer solchen kriegerischen und monströsen Gottheit wie Pehar, der ihnen latent mit blutigen Racheakten droht, insbesondere nach ihren Erfahrungen mit der chinesischen Besetzungsmacht, distanzieren würden. Weiterhin sollte man annehmen, dass nach den lautstarken Demokratiebekenntnissen des XIV. Dalai Lama das Orakelwesen als solches zurückgegangen oder gar aufgekündigt worden sei. Aber das Gegenteil ist der Fall: Immer noch haben in Dharamsala die Orakelkunst, die Sternenkunde, die Traumdeutung und auch das Los einen ganz entscheidenden Einfluss auf die exiltibetische Politik. Jeder politisch bedeutsame Schritt wird erst nach der  Befragung der Medien, Wahrsager und Hofastrologen unternommen, jede staatspolitisch wichtige Handlung verlangt die Beschwörung des zornigen Mongolengottes Pehar. Das hat in den letzten Jahren noch zugenommen. Nicht nur ein, sondern mehrere Medien (die unterschiedliche Gottheiten vertreten) werden von offizieller Seite befragt. In Mönchskreisen witzelt man offen darüber, der Kundun beschäftige mehr Orakel als Minister: „Höflinge und Hexenmeister manipulieren den Souverän.“ - war in einer spanischen Zeitschrift zu lesen - „Dämonen und Götter kämpfen, um das Bewusstsein der Menschen zu kontrollieren.“ (10)

 

Wie beurteilt nun der XIV. Dalai Lama das Orakelwesen und wie sieht er seinen martialischen Orakelgott? „Ich glaube nicht nur an Geister, sondern an verschiedene Arten von Geistern!“ - bekennt er - „Zu dieser Kategorie gehört das Staatsorakel Nechung (Pehar). Wir halten diese Geister für zuverlässig, denn sie haben eine lange Geschichte ohne jede Kontroverse in über 1000 Jahren.“ (11) In der Orakelfrage ist der Kundun erzkonservativ: „Selbst einige Tibeter“ - erfahren wir -, „die sich als 'progressiv' begreifen, stellen meinen fortwährenden Rückgriff auf diese alte Methode der Informationsermittlung in Frage. Ich halte aber aus dem einfachen Grund daran fest, weil ich im Rückblick auf zahlreiche Befragungen feststellen konnte, dass das Orakel noch immer recht hatte.“ Dann versichert der Regierungschef der Exiltibeter, dass er zudem noch sein Kabinett befrage. Aber in der Hierarchie beider Institutionen, stehen die Orakelgötter über den profanen Regierungsmitgliedern: „In gewisser Hinsicht fungieren die Götter als mein ‚Oberhaus’, der Kashag [die Regierung] als mein ‚Unterhaus’. Wie jeder andere Staatsmann hole ich die Meinung von beiden ein, bevor ich eine politische Entscheidung treffe. Zusätzlich zu dem Rat des Nechung-Orakels berücksichtige ich manchmal auch bestimmte Prophezeiungen.“ (12) – wie diejenigen aus dem Kalachakra Tantra, die von einem Endkrieg zwischen Buddhisten und Muslimen handeln, wäre hinzuzufügen.

 

Pehar bestimmte den Zeitpunkt, an dem der Dalai Lama aus Tibet zu fliehen hatte und prophezeite mit dem Satz, „dass der Glanz des 'Wunscherfüllenden Juwels' (Name des Dalai Lama) im Westen leuchten wird“, die Verbreitung des Lama-Buddhismus in Europa und Nordamerika und den kometenhaften Aufstieg des Kunduns als den „größten Friedensfürsten unserer Zeit“. (13) Offensichtlich verspürt Pehar in den Mitgliedern der Exilregierung eine gewisse Konkurrenz, die den Einfluss auf das Bewusstsein seines höchsten Meisters schmälern könnte. „Der Regierung gegenüber“ – so der Dalai Lama etwas süffisant – „hat er aber auch schon sehr vernichtende Äußerungen gemacht. Wird er zu Maßnahmen der Regierung befragt, antwortet er manchmal mit einem lauten sarkastischen Gelächter.“ (14) Man gewinnt auf jeden Fall den Eindruck, dass der Staatschef der Exiltibeter in Zweifelsfragen nicht seinem Kabinett, sondern dem gebannten Mongolen-Gott folgt.

 

Pehar und der Dalai Lama teilen sich sozusagen zwei verschiedene, wenn auch sich ergänzende Aufgaben, wobei der Schützer die aggressive Rolle des Kriegsherrn und der Religionsführer die sanfte Rolle des Friedensfürsten spielt: „In gewisser Hinsicht ist die Verantwortung, die der Dalai Lama gegenüber Tibet hat, die gleiche, auch wenn wir auf verschiedene Weise handeln. Meine Aufgabe, die der Herrschaft, ist friedlich. Seine Eigenschaft als Beschützer und Verteidiger spiegelt den zornvollen [!] Aspekt wider. Obwohl unsere Funktionen ähnlich sind, lässt sich mein Verhältnis zum Nechung Orakel mit dem zwischen Befehlshaber und Untergebenen vergleichen. Zum Beispiel verbeuge ich mich nie vor ihm, er muss sich aber vor mir verbeugen.“ – erklärt der Kundun. (15) Dieser Satz bezeugt klar das Janusgesicht des Dalai Lama als friedvolle und zornvolle Gottheit, auch wenn letztere durch ein andere Wesenheit als er selbst repräsentiert wird. Aber dieses andere Wesen gehorcht seinem Befehl. Friede und Krieg können so nach dem System der tibetischen Schutzgeister ohne zu kollidieren miteinander kombiniert werden. (Siehe dazu das Kapitel: Die Kriegsgötter hinter der Friedensmaske).

 

Am 4. September 1987 wurde in Dharamsala ein neues Nechung Medium, Thupten Ngodrup, eingesetzt, da das alte drei Jahre zuvor verstorben war. Es fand seine offizielle Bestätigung nach einer spektakulären Trance Sitzung, bei der sowohl der Kundun als auch Kabinettmitglieder der tibetischen Exilregierung und der Vorsitzende des Parlaments anwesend waren. Circa zwei Monate später gab es noch einmal eine Séance vor dem Ministerrat und mehreren hohen Lamas.

 

Wer ist Dorje Shugden?

Pehar und sein Nechung Medium erhielten spätestens seit 1996 eine erbitterte Konkurrenz aus den eigenen lamaistischen Reihen erhalten. Es handelt sich um die Schutz- und Orakelgottheit Dorje Shugden. Auf  Bildern wird Dorje Shugden dargestellt, wie er mit grimmigem Gesicht auf einem Schneelöwen durch einen See aus kochendem Blut reitet. Er trägt einen Hut aus Bambus und ähnelt so sehr seinem Konkurrenten Pehar. Um Dorje Shugden gruppieren sich vor allem konservative Kreise der Gelugpas („Gelbmützen“). Sie fordern (so der Dalai Lama) die ausschließliche Vorherrschaft der Gelben Sekte (Gelugpas) gegenüber den anderen buddhistischen Schulen (Sakypa, Kagyüpa, Nyingmapa).

 

Diese traditionelle Politik der Shugden Verehrer ist für den XIV. Dalai Lama (obgleich er selber der gelben Sekte angehört) nicht akzeptabel, weil er eine Integration aller religiösen Traditionen Tibets einschließlich der Bonpos in eine einzige Richtung, die so genannte Rigme-Schule („Nicht-Linien-Tradition“) anstrebt. Ebenso entschlossen wie der „Große Fünfte“ sieht er in einer Sammelbewegung die einmalige Chance, die Macht der eigenen Institution zu potenzieren. Wobei zu bemerken ist, dass der V. Dalai Lama die anderen Sekten zuerst nach einem blutigen Bürgerkrieg unterwarf, dann aber wieder förderte und als staatstragende Kräfte in sein autokratisches System übernahm. Es wundert einen deswegen nicht, dass schon aus der Frühgeschichte des Dorje Shugden Kultes eine arge Konfrontation des Schutzgottes mit dem V. Dalai Lama bekannt ist, die sich heute zu wiederholen scheint.

 

Dorje Shugden Statue in Trode Khangsar, Lhasa, Tibet

 

Was hat sich damals ereignet? Das „pan-lamaistische“ Programm des „Großen Fünften“,  insbesondere aber seine ausgeprägten okkulten Neigungen, die ihn enge Kontakte zur Nyingmapa Sekte pflegen ließen, führten dazu, dass Drakpa Gyaltsen, der Abt des mächtigen Drepung (Gelbmützen- ) Klosters, eine Rebellion gegen den Herrscher auf dem Potala organisierte. Das Komplott wurde aufgedeckt. Sehr wahrscheinlich auf Befehl des in solchen Dingen skrupellosen „Gottkönigs“ war der Rebell vorher ermordet worden. Während man die Leiche auf einem Scheiterhaufen verbrannte, bildete sich aus dem aufsteigenden Rauch eine bedrohliche Wolke, die wie eine riesige schwarze Hand aussah, die Hand des Rächers. Der umgebrachte Lama Drakpa Gyaltsen verwandelte sich nach seinem Tode in einen bösen Geist und nahm den furchteinflößenden Namen Dorje Shugden an, das bedeutet der „Brüller des Donnerkeils“. Aus dem Jenseits heraus verfolgte er weiterhin seine politischen Ziele.

 

Kurz nach seinem Tode - so berichtet es die Legende (16) weiter - befielen das Land allerlei unglückliche Vorkommnisse. Städte und Dörfer wurden durch Krankheiten heimgesucht. Die tibetische Regierung fällte ständig Fehlentscheidungen, selbst der V. Dalai Lama wurde nicht verschont. Jedes Mal wenn er mittags eine Mahlzeit zu sich nehmen wollte, manifestierte sich  sein Opfer (Dorje Shugden) als eine üble unsichtbare Kraft, stieß die Speisetische um und beschädigte das „Eigentum Seiner Heiligkeit“. Dieser war wütend und konterte zurück: „Der so genannte Drakpa Gyaltsen gibt vor, ein erleuchtetes Wesen zu sein. Aber seit dieser sich überall einmischende Geist, diese Kreatur aus verzerrten Gebeten überall Schaden verbreitet, unterstützt und schützt ihn nicht, noch gewährt ihm Unterschlupf, sondern zerschmettert ihn zu Staub.“ (17) Endlich gelang es jedoch, den Rächergeist durch allerlei Rituale zu besänftigen und mit ihm einen Pakt auszuhandeln: Er willigte ein, als Dharmapala und Orakel der Gelugpas tätig zu werden. Dadurch wurde er in das offizielle Pantheon der tibetischen Schutzgeister integriert. Das war die Bedingung dafür, dass er seine Rachegelüste einstellte und von nun an seine Aggressionen nach außen richtete gegen die Feinde der buddhistischen Lehre. (18)

 

Mit Hilfe eines menschlichen Mediums, durch das er auch heute noch mit seinen Anhängern kommuniziert, organisierte der in einen Dharmapala verwandelte Abt (sozusagen aus dem Jenseits) eine oppositionelle Gruppierung innerhalb der Gelbmützen (Gelugpas), die mit magischen und realpolitischen Mitteln die absolute Vorherrschaft ihres Ordens durchsetzen wollte. Die Shugden-Affäre spiegelt somit den Widerspruch zwischen dem autokratischen pan-lamaistischen Anspruch des Dalai Lama, der alle Sekten (Gelugpa, Kagyüpa, Sakyapa, Nyingmapa) unter seiner Vorherrschaft bündeln will, mit der – man könnte sagen – aristokratischen Mönchselite seiner eigenen Gelugpa-Sekte wider.

 

Ausgehend von diesem machtpolitischen Hintergrund schwelte der Konflikt weiter. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Anrufung Shugdens von dem mächtigen Gelbmützen Lama Pabongka Rinpoche dazu benutzt, um in Osttibet die Nyingmapas und Kagyüpas zu unterdrücken. Man focht einen regelrechten  rituellen Krieg aus: „Wann immer in den Gelugpa Klöstern dieses (Shugden) Ritual praktiziert wurde, (machten) die umliegenden Klöster anderer Schulen bestimmte Praktiken, um das Negative wieder einzudämmen.“ (19) Auch der damalige XIII. Dalai Lama reagierte erbost und verbot Pabongka Rinpoche die Anrufung des Geistes, weil dieser den Buddhismus zerstöre. (20)

 

Nichtsdestotrotz gewann die „reaktionäre“ Shugden Bewegung ständigen Zulauf, insbesondere auch von Mitgliedern des tibetischen Adels. Später verstand sich diese „Untersekte“ der Gelbmützen als ein geheimes Widerstandsnest gegen die chinesischen Besatzer, da die traditionellen Schützer Tibets (zum Beispiel Palden Lhamo oder Pehar) das Land angeblich verlassen und verraten hätten. Einer der Hauptvertreter des konservativen Geheimbundes (Trijang Rinpoche) war ein Lehrer des XIV. Dalai Lamas, der seinen göttlichen Schüler selbst in den Shugden Kult initiierte.

 

Ebenso hoch steht die Shugden Verehrung unter den Exiltibetern im Kurs und ist durchaus weltweit (überall wo sich Gelugpas aufhalten) verbreitet. Ein Fünftel, nach anderer Version sogar zwei Drittel, der Gelben Sekte soll den Schutzgeist anbeten. Aber auch unter Westlern ist die Bewegung mittlerweile verbreitet. Sie sammelt sich vor allem in der New Kadampa Tradition (NKT), einer in England heimischen Sekte des Lama Geshe Kelsang Gyatso. Anhänger Kultes informieren über mehrere ausführliche Websites im Internet. (21)

 

 

  

Die zwei Orakel Medien Shugden [l] und Nechung [r] mit gezogenem Schwert, Krone

und Spiegelschild vor der Brust. Das Bild zeigt die Ähnlichkeit der beiden Orakel.

 

Der XIV. Dalai Lama und Dorje Shugden

„Sehr früh schon habe ich Dholgyal- [Shugden] Rituale unter dem Einfluss vieler Umstände durchgeführt.“ – erzählt der XIV. Dalai Lama auf seiner offiziellen Homepage. (22) Der angesehene Dorje-Shugden Abt Trijan Rinpoche war seine Lehrer. 1973 erschien ein Buch des Gelbmützen-Lamas Zemey Rinpoche mit dem Titel „Die orale Transmission des kompetenten Vaters“. Darin wird behauptet, dass der Shugden-Geist die Gelugpa-Sekte mit Krankheit, Folter und Tod heimsuche, weil einige der Mönche Nyingmapa-Praktiken vollzogen. (23) Der XIV. Dalai Lama, der selber Rituale der Nyinmapas praktiziert, ließ das Buch verbieten. Im Jahre 1976 erklärte er auf eine Empfehlung seines Staatsorakels (Nechung/Pehar), er wünsche nicht mehr, dass seine Person in irgendeiner Weise mit Dorje Shugden in Verbindung gebracht werde, insbesondere weil die Anbetung dieses „reaktionären“ Geistes in Konflikt mit drei anderen von ihm hoch verehrten  Dharmapalas (Schutzgöttern) geraten sei, dem Orakelgott Pehar, der Göttin Palden Lhamo und dem Heruka Dharmaraja (Gyalpo Kunga). (24) Der Bruder des Dalai Lama, Thubten Jigme Norbu, verbannte den Shugden Gott in die Kategorie der „hungrigen Geister“, ein Status der nach westlichen Vorstellungen dem von bösen Gespenstern nahe kommt, die Menschen verfolgen und besetzen. (25) 1980 sagte der Dalai Lama im Kloster Sera: „Um meine Sicht zusammenzufassen, Ich sage nicht, dass Gyalchen [Dorje Shugden] keine authentische Gottheit sei, aber in jedem Fall verheißt es nichts Gutes, wenn diejenigen, die sich in erster Linie auf Palden Lhamo oder Gyalpo Kunga verlassen [...] Gyalchen verehren.“ (26) 1983 ließ er eine Dorje Shugden-Statue aus der Gebetshalle des Klosters Ganden entfernen.

 

Gerüchte berichten von einem Traum des Kunduns, in dem Shugden und Pehar miteinander gekämpft hätten. Pehar prophezeite mehrmals durch sein Medium, Shugden versuche die Souveränität des Dalai Lama zu untergraben und liefere damit Tibet an die Chinesen aus. Neben Pehar zog der Kundun auch seine Schreckensgöttin Palden Lhamo zu Rate. So heißt es in einem Statement der Regierung: „Aufgrund einiger Anzeichen, dass sich Palden Lhamo und Nechung unzufrieden über die sprießende Praxis der Huldigung Shugdens gezeigt hatten, konsultierte seine Heiligkeit der Dalai Lama Palden Lhamo mittels Wahrsagung, ob die Huldigung von Shugden weitergeführt werden solle. Die klare Antwort lautete, dass die Huldigung sofort aufhören müsse.“ (27)

 

In einem anderen Statement der exiltibetischen Regierung heißt es: „Dholgyal [Shugden] zu verehren bringt für die Sache Tibets großen Schaden. Es gefährdet auch das Leben des Dalai Lama.“ (28) Der Kundun äußerte zudem die Befürchtung, dass ihm Shugden durch psychischen Terror alle Freude am Leben zu verderben suche: „Ihr solltet nicht annehmen, das Gefahr für mein Leben nur von Menschen droht, die mit einem Messer, einem Gewehr oder eine Bombe bewaffnet sind. So ein Ereignis ist äußerst unwahrscheinlich. Aber Gefahren für mein Leben entstehen dann, wenn meine Ratschläge ständig unterminiert werden, und ich mich so entmutigt fühle, dass ich keinen Zweck mehr im Leben sehe.“ (29) Solche Äußerungen können nur so verstanden werden, dass der Dalai Lama vor diesem Rächergeist große Angst hat, was die indische Associated Press zu der spöttelnden Bemerkung veranlasste: „Ein 350 Jahre altes Gespenst erschreckt den Dalai Lama.“ (30) Auf der anderen Seite aber macht der Kundun die Shugden-Anhänger lächerlich, weil sie ihre Gottheit ernst nehmen würden und deswegen große Furcht vor ihr hätten. So warf er Pabongkha Rinpoche und anderen tibetischen Lehrern vor, es sei abstoßend, wie sie vor dem Zorn Dorje Shugdens zittern würden. (31)  

 

Die Mehrheit der Exiltibeter war zuerst über solche Vorgänge, die sich mehr oder weniger hinter verschlossenen Türen abspielten, nicht informiert und deswegen sehr darüber erschreckt, mit welcher Schärfe und Kompromisslosigkeit der Kundun 1996 seine Kritik an dem traditionellen Shugden Kult wiederholte. Am 10. März desselben Jahres erklärte er während einer Unterweisung: „Ob innerhalb oder außerhalb von Tibet, diese Gottheit ist unvereinbar mit unserer Regierung und all unseren Gottheiten; dies ist im Kontext der gemeinsamen Sache Tibets sehr ernst zu nehmen. Es wird gut sein, wenn ihr euch fügt, ohne dass wir diesen letzten Schritt unternehmen müssen.“ (32)

 

Am 21. März 1996 wandte er  sich während der Einweihung in ein bestimmtes Tantra (Hayagriva) mit den folgenden Worten an die Anwesenden: „Ich habe neulich einige Gebete für das Wohlergehen unserer Nation und Religion gesprochen. Es wurde ziemlich klar, dass Dholgyal (ein anderer Name für Shugden) ein Geist der dunklen Kräfte ist. [...] Wenn einige unter euch vorhaben, weiterhin Dholgyal (Shugden) anzurufen, wäre es besser für euch, dieser Ermächtigung fernzubleiben, aufzustehen und diesen Platz zu verlassen. Es ist unpassend, wenn ihr weiterhin hier sitzt. Es wird euch nicht nutzen. Es wird im Gegenteil den Effekt haben, das Leben des Gyalwa Rinpoche (des Dalai Lamas, also sein eigenes) zu verkürzen. Was nicht gut ist. Wenn es jedoch einige unter euch gibt, die wollen, dass Gyalwa Rinpoche (er selbst) bald sterben soll, dann bleibt nur.“ (33)

 

Am 30. März 1996 versendete das Privatbüro des Dalai Lama Briefe die Äbte verschiedener südindischer Klöster mit der Aufforderung, „wenn irgend jemand weiterhin Dholgyal [Dorje Shugden] verehrt, dann führt eine Liste mit ihren Namen, dem Namen ihres Hauses, ihrem Geburtsort, im Falle von Studenten ihrer Klasse und dem Datum ihrer Ankunft im Falle einer Neuankunft aus Tibet.“ (34) Im April kommt es zwischen den Mönchen von Ganden und Drepung (Südindien) zur Schlägereien. 

 

Der Mongolengott Pehar erhielt bei seinen Anschuldigungen gegen seinen unliebsamen Kollegen Shugden eine unerwartete Unterstützung durch ein junges attraktives weibliches Medium mit dem Namen Tsering Chenma, das während der Vorbereitungen für eine Kalachakra Initiation in Lahul Spit (November 1996) bekannt gab, 30 Mitglieder der Dorje Shugden Society würden den Dalai Lama im Laufe der Einweihung tätlich angreifen. Ein anderes weibliches Orakel stürzte sich auf den anwesenden 60-jährigen Lama Jangmar Rinpoche, zerrte an seinen Kleidern, schüttelte seinen Kopf und rief mit schäumender Stimme: „Dieser Lama ist schlecht, er folgt Dorje Shugden, werft ihn raus, werft ihn raus.“ Jangmar Rinpoche schlug zweimal zurück, musste aber den Raum verlassen. Man stelle sich das Tohuwabohu vor, denn neben Pehar und den beiden besessenen „Damen“ waren noch vier weitere Trancemedien bei der Séance anwesend. (35)

 

Am 20. November 1996 hält der XIV. Dalai Lama im Drepung Lama Camp in einer Rede, die klar und deutlich zeigt, wie er die Shugden-Frage zur Regierungssache macht: „Ebenso, wenn es immer noch Menschen gibt, die meinen, sie können diese Verehrung nicht aufgeben und die weiterhin Dorje Shugden verehren werden, dann sehe ich keinen Nutzen darin, dass sie unter der Schirmherrschaft der Ganden Phodrang-Regierung [die Regierung der Exiltibeter] bleiben. [...] Ihr mögt glauben, das aufgrund des Veröffentlichens von Briefen, Pamphleten usw. gegen dieses Verbot der Dalai Lama dieses Verbot aufheben wird. Dies wird niemals der Fall sein. Wenn ihr eine starre Position einnehmt, werde ich dieses Verbot verschärfen.“ (36) Wie „politisch“ diese Kultfrage auch von anderen exiltibetischen „Volksvertretern“ genommen wird, ergibt sich auch aus einer Erklärung Tashi Wangdus, des Präsidenten des tibetischen Regionalrates, im Schweizer Fernsehen: „Es gibt Regierungs- und Nicht-Regierungs-Gottheiten. Gottheiten zu verehren, die von der Regierung nicht anerkannt sind, ist gegen das Gesetz.“ (37)

 

Zahlreiche Tibeter, die früher von dem persönlichen Lehrer des Kunduns, Trijang Rinpoche, in den Shugden Kult eingeweiht worden waren und die glaubten, dem Dalai Lama dadurch zu gefallen, sahen sich nach dem Verbot auf einmal hintergangen und fühlten sich zutiefst enttäuscht. Unter den Kritikern meldete sich auch der angesehene, in München lebende tibetische Gelehrte Panglung Rinpoche (Mitglied der Bayrischen Akademie der Wissenschaften) zu Wort: „Wir verehren Dorje Shugden ja nicht aus Jux und Tollerei. Es beruht auf tiefer Überzeugung, dass wir mit seiner Hilfe aus Leiden des Alltags und den leidvollen Wiedergeburten insgesamt herausfinden. Wenn der Dalai Lama das verbietet, dann zieht er den Menschen den Boden unter den Füßen weg. In diesem Zwiespalt weiß man nicht mehr, wohin man gehört. Das ist sehr schlimm für mich.“ – sagte Panglung. (38)

 

Für den weltgewandten Dalai Lama dagegen war der Kult der „gelben Fundamentalisten“ und „Sektierer“ ganz offensichtlich ein bedeutendes Hindernis auf seinem Weg, alle lamaistischen Sekten unter seine absolute Herrschaft zu bringen und dadurch die Vormachtstellung der Gelugpas zu begrenzen: „Dieser Shugden Geist“ so der Kundun - „hat während 360 Jahren Spannungen zwischen der Gelug-Tradition und den anderen Schulen verursacht. [...] Einige mögen (wegen des Verbots) das Vertrauen in mich verloren haben. Aber gleichzeitig haben zahlreiche Anhänger der Kagyüpa- oder der Nyingma-Schule erkannt, dass der Dalai Lama einen wirklich nichtsektiererischen Kurs verfolgt. Ich glaube, diese Shugden Verehrung ist seit 360 Jahren wie eine quälende Eiterbeule. Nun habe ich wie ein moderner Chirurg eine kleine Operation unternommen.“ (39) Er brandmarkte erneut den Shugden Kult als „Götzenverehrung“ und als einen „Rückfall in den Schamanismus“ (40) Dabei ist es sein eigenes Privatbüro, dass eine Lama-Gruppe des Klosters Sera Je dafür vergütete, „einen 21-tägigen Exorzismus gegen Dorje Shugden und seine Verehrer durch die Gottheit Hayagriva Tamdim Yangsang auszuführen.“ (41) Hayagriva ist eine weitere grauenhafte Schreckensgottheit mit einem Pferdekopf, der in sein Haar eingeflochten ist. Er kündigt sein Erscheinen durch ein lautes Wiehern an, um böse Geister (in diesem Fall Dorje Shugden) zu erschrecken und zu vertreiben. (42)

 

Auch das wortgewaltige „Sprachrohr“ des Kunduns in den USA, Robert Thurman, wetterte gegen die „Sektierer“ und machte sie öffentlich als die „Taliban des Buddhismus“ verächtlich. (43) Die Anschuldigungen aus Dharamsala gegenüber den Shugden Verehrern füllen mittlerweile viele Seiten: Sie kooperierten mit den Chinesen und erhielten von Bejing Gelder; sie beschmutzten das eigene Netz; sie spielten „russisches Roulette“, weil sie die gesamte exiltibetische Sache (und damit sich selber) in den Abgrund zögen; sie trachteten nach dem Leben des Kunduns; sie seien keine Buddhisten.

 

Vorwürfe von Seiten der Shugden-Anhänger

Auf der anderen Seite sprechen die Shugden Anhänger, deren Führer mittlerweile offiziell zu „Feinden des Volkes“ erklärt wurden, von einer wahren Hexenjagd, welche gegen sie schon seit mehreren Jahren im Gang sei. Sie werfen dem Dalai Lama eine eklatante Verletzung der Menschenrechte und der Religionsfreiheit vor und scheuen sich nicht, Vergleiche mit der chinesischen Besatzungsmacht und der katholischen Inquisition anzustellen. Häuser der Sekte sollen illegal von Anhängern des Kunduns durchsucht worden sein, maskierte Schlägertrupps hätten wehrlose Shugden Gläubige attackiert,  Bildnisse und Altäre des Schutzgottes seien mutwillig verbrannt und in Flüsse geworfen worden. Namenslisten von Dorje Shugden Praktizierenden („Feinde des Volkes“) seien angefertigt worden und Bilder von ihnen und von ihren Kindern seien, um sie zu diffamieren, an öffentlichen Gebäuden aufgehängt worden. Anhängern der Schutzgottheit habe man jeglichen Zutritt zu Ämtern der Exilregierung verwehrt und Kinder aus ihren  Familien hätten keinen Zugang mehr zu den offiziellen Schulen. Altervergünstigungen, Kinderunterstützungsprogramme, Sozialhilfen seien für Shugden-Gläubige gestrichen worden. In Resolutionen von Regierungsstellen sei aufgefordert worden, Restaurants, Einkaufsläden und Gästehäuser von Shugden-Gläubigen zu boykottieren. Zahlreichen säkularen Organisationen der tibetischen Exil-Community wurde nahegelegt, ihren Mitgliedern die Verehrung Schutzgottes zu verbieten. Sogar das tibetische Gesundheitsministerium erließ einen entsprechenden Bescheid an Ärzte und Angestellte. (44)

 

Eine Untergrundorganisation mit dem Namen „Geheimgesellschaft zur Vernichtung innerer und äußerer Feinde Tibets“ habe zwei junge Linienhalter, die Lamas Kyabje Trijang Rinpoche (45) (13 Jahre) und Song Rinpoche (11 Jahre), die (unter dem Einfluss ihrer Lehrer) Riten zu Ehren Dorje Shugdens durchführten, mit Mord bedroht: „Wir werden ihr Leben und ihre Aktivitäten zerstören.“ (46) In einem Dokument der Gruppe, welches von den Shugden Anhängern vorgelegt wurde, heißt es: „Jeder der gegen die Politik der Regierung aufsteht, muss genau isoliert, konfrontiert und dann mit dem Tode bestraft werden. [....] Was die Reinkarnationen von Trijang und Song Rinpoche anbelangt, wenn sie nicht damit aufhören, weiterhin Dholgyal (Shugden) Rituale zu praktizieren und den Worten des Dalai Lama zu widersprechen, werden wir ihnen nicht nur den Respekt verweigern, sondern ihr Leben und ihre Handlungen werden Zerstörung erfahren. Dies ist unsere erste Warnung!“ (47) Während der Dreharbeiten eines westlichen Fernsehteams, erhielt ein tibetischer Mönch, der mit den Reportern kooperiert, eine Morddrohung: „In sieben Tagen wirst du tot sein!“ (48) Des Weiteren habe Dharamsala buddhistische Zentren im Westen unter vehementen psychischen Druck gesetzt und ihnen verboten, Shugden Rituale durchzuführen. Mit einem Wort - die  Verehrer des Schutzgottes wären zu den „Juden des Buddhismus“ geworden. (49)

 

In London, wo die Shugden-Sekte an die 3000 Mitglieder zählte, gab es 1996 Protestdemonstrationen, auf denen man Bilder des Kunduns hochhielt mit dem Slogan: Your Smiles Charm, Your Actions Harm („Dein Lächeln charmiert, Deine Handlungen bringen Schaden“). Dort bezeichnete man ihn auch als einen „unbarmherzigen Diktator, der sein Volk mehr unterdrückt, als die Chinesen es tun.“ (50) Die Reaktionen sind nicht selten von extremer Schärfe, so dass das Bild vom Dalai Lama als friedvollem Menschenfreund ins pure Gegenteil verkehrt wird: „Im Exil konnten die Tibeter weder Demokratie und Einheit erreichen. Wie würde Tibet aussehen, wenn der Dalai Lama und seine fanatische Bande von Wachhund-Organisationen und Anhängern an die Macht kämen? Es wäre ein faschistisches Regime, das jede Opposition und dissidente Meinung abschlachten würde, den politischen Gegnern des Dalai Lama die Beine abschneiden und die Augen ausdrücken würde. [...] Diese Person, von der wir glaubten, dass sie die Verkörperung der Reinheit, des Friedens und des Mitgefühls sei, war nichts als ein gewöhnlicher Mensch der besessen ist, seine Macht zu festigen indem er alle Opponenten mit allen Mitteln zerstört.“ – meint Kundeling Rinpoche im Jahre 2000, eine hohe tibetische Inkarnation. (51)

 

Reaktionen der tibetischen Exilregierung

Die Exilregierung stritt jedoch in einem offiziellen Kommuniqué vom  14. Mai 1996 jegliche Vorwürfe ab. Im Gegenteil - sie gab bekannt, dass umgekehrt Morddrohungen von Shugden-Anhängern an die Büros Seiner Heiligkeit und der Tibetan Women's Association geschickt worden seien. „Wenn es zu einer Trennung zwischen den prominenten Persönlichkeiten der Gelugpas kommt, dann wird es Blutvergießen in den Klöstern und Siedlungen geben!“ - soll es in einem der Drohbriefe geheißen haben. (52) Die Shugden-Anhänger hätten versucht, im südindischen Mundgod den Lama Thupten Wangyal zu töten. (53) Beide Seiten fürchten sich davor, dass ihr Leben von der jeweils anderen bedroht sei.

 

Innerhalb des exiltibetischen Parlaments führte der Fall zu großer Nervosität und hohen Spannungen. Man verabschiedete eine Resolution, die forderte, dass alle Regierungsabteilungen, Organisationen und Gesellschaften, Klöster und ihre Niederlassungen unter der administrativen Verwaltung der exiltibetischen Regierung fest im Bann gegen die Dhogyal (Shugden) Verehrung zusammenstehen sollten, es werde aber kein Zwang ausgeübt. (54) Auf der offiziellen Website des Tibetan Government-in-Exile war damals zu lesen, die Shugden Bewegung „ist eine aktive Kraft fundamentalistischer Aufmüpfigkeit [„antagonism“],  Intoleranz und Furcht. Shugden-Befürworter lernen, dass jeder Schüler, der die Praktiken anderer buddhistischer Richtungen durchführt, mit Unglück, ja mit dem Tod zu rechnen habe.“ (55) Entrüstet berief sich die Regierung auf ein „wissenschaftliches“ Gegenargument: „Demgegenüber vertritt die zeitgenössische und historische Forschung die Meinung, gerade die Anlehnung an Shugden ziehe Unheil an.“ (56)

 

Die Shugden-Anhänger werden des Mordes beschuldigt

All diese gegenseitigen Ängste, Beschuldigungen und Verleumdungen im Kampf der zwei Orakelgötter erreichten ihren Höhepunkt  mit dem oben schon geschilderten Ritualmord vom 4. Feb. 1997 an dem Lama Lobsang Gyatso. Lobsang Gyatso galt als ein besonderer Freund des Dalai Lama und als ein ausgesprochener Gegner der Shugden Sekte. Wenige Tage nach dem Mord  ging die Pressemeldung der Exilregierung um die Welt, Dorje Shugden Anhänger seien mit Sicherheit für den Mord verantwortlich. Man sprach von Geständnissen und Inhaftierungen. Diese Meinung hat sich bis heute in der breiten Öffentlichkeit gehalten.

 

Als Beweismittel wurde unter anderem ein Brief an den Ermordeten (Lobsang Gyatso) angeführt, in dem der Sekretär der Dorje Shugden Gesellschaft den Abt mit Mord bedroht habe. Dieses Dokument, das in tibetischer Sprache verfasst ist, hielt  Tashi Wangdu,  Minister der tibetischen Exilregierung, in der Hand und zeigt es noch am 25. Jan. 1998 im Schweizer Fernsehen (Sendung „Sternstunde“). Dabei handelte es sich jedoch um eine bewusste und höchst plumpe Irreführung, denn in dem tibetischen Dokument, das später übersetzt wurde, ist kein einziges Wort von einer Morddrohung enthalten. Es beinhaltet vielmehr eine höfliche Einladung an  Lobsang Gyatso in Delhi über „theologische“ Fragen mit der Dorje Shugden Society zu diskutieren. (57)

 

Aber dieses Dokument reichte offensichtlich hin, alle bekannteren Anhänger des Schutzgottes (Shugden) in Delhi erst einmal festzunehmen und einzusperren. Sie stritten jedoch eine wie auch immer geartete Beteiligung an dem Verbrechen ab. In der Tat ist ihnen bisher trotz wochenlanger Verhöre durch die indische Kriminalpolizei und den Geheimdienst nichts nachzuweisen. So sah es auch ein Gericht in Dharamsala, das jegliche Verbindung der Dorje Shugden Gesellschaft mit den Morden vom 4. Februar verneinte. Dennoch suggeriert noch heute die offizielle Homepage des Dalai Lama mit grauenhaften Photos der Ermordeten, dass die Täter aus dem Shugden Milieu stammten. (58)

 

Aus den Reihen der Shugden Anhänger gibt es deswegen die Behauptung, man habe ihnen den Mord aus Kreisen des Dalai Lama in die Schuhe geschoben, um sie mundtot zu machen und zu marginalisieren. In der Tat ist letzteres in der internationalen Öffentlichkeit gelungen. Nicht nur Newsweek, sondern auch das durch seine unkritischen und schmeichelhaften Dalai-Lama-Artikel bekannte Magazin der Spiegel war von Anfang der Geschichte an bereit, die offizielle Darstellung von Dharamsala blind zu übernehmen. Die Shugden Anhänger – so der Spiegel - seien gleich für zwei Morde verantwortlich, deren Fluchtspuren nach China zum chinesischen Geheimdienst führten. (59) Auch im Jahre 2007 wählt das Magazin eine Formulierung, welche die üble Anschuldigung wieder aufnimmt und noch dadurch ergänzt, die Täter seien von den Chinesen angeheuert worden: „Der ‚Donnerkeil’ [Dorje Shugden] ist eine besonders blutrünstige, Schrecken verbreitende Figur in dem an Schreckensgestalten nicht armen tibetischen Pantheon. Vor allem konservative Religionsfundamentalisten hatten wütend protestiert, aber der Dalai Lama blieb bei seinem Bann.  Die mutmaßlichen Täter konnten über die Grenze nach China entkommen – was manche fragen ließ, ob von dort wohl Hintermänner die Fäden gezogen haben.“ – schreibt Erich Follath, das Sprachrohr des Dalai Lama in dem deutschen Nachrichtenmagazin. (60) Noch genauer macht Follath seine Unterstsellungen in seinem Buch „Das Vermächtnis des Dalai Lama – ein Gott zu Anfassen“: „Seine Feinde rächten sich am 4. Februar 1997 – mit einem brutalen Ritualmord an seinem Vertrauten Lobsang Gyatso, dem Leiter des Buddhistischen Instituts für Dialektik, und zweier Schüler. […] Die indische Polizei konnte die Mörder zwar identifizieren und der Shugden Bewegung zuordnen, aber die Täter entzogen sich ihrer Verhaftung durch einer Flucht nach Tibet.“ (60 a)

 

Weitere Reaktionen des XIV. Dalai Lama und der Exil-Regierung bis zum Jahr 2008

Am 12. Juni 2000 machte der Dalai Lama die Shugden-Affäre auf einer Versammlung der wichtigsten Gelugpa-Äbte erneut zum Hauptthema, um die Gelbmützen entgültig auf eine einheitliche Linie zu bringen. Die dort gehaltene wichtigen Rede, die im Internet abgedruckt ist, bezeugt sehr anschaulich, wie tief der Kundun in das abergläubische System der Dämonen- und Geisterbeschwörung eingewoben ist.. „Wenn jemand zu dem Entschluss gelangt, die Hilfe weltlicher Geister in Anspruch zu nehmen – das bedeutet, einen solchen Geist herbeizurufen, der uns auf der irdischen Ebene beistehen soll, um uns in kurzfristigen Angelegenheiten zum Erfolg zu führen – dann sollte der gerufene Geist ein allgemein anerkannter sein. Es sollte sich um einen Geist handeln, der durch ein verwirklichtes Wesen in den Dienst gestellt wurde, das durch den Prozess des Befehle- und Ordererteilens [ordering and assigning] gegangen ist. Es sollte sich sicher nicht um einen Geist handeln, der so kontrovers ist [wie Dorje Shugden] und der durch Furchteinflößen zur Geltung gekommen ist.“ (61) Dieses Zitat des Kunduns gibt klar zu erkennen, dass die Schutzgötter, wie im ausgehenden europäischen Mittelalter die Dämonen, als Hilfsgeister in „weltlichen“ Angelegenheiten angerufen werden und deswegen auch in der Politik „mitmischen“.

 

2006 greift der Konflikt nach Tibet. Eine Dorje-Shugden Statue wird von Mönchen zerstört. Häuser von Shugden Praktizierenden seien mit Sprengstoff angegriffen worden. Unbekannte, die behaupteten sie seien Boten des Dalai Lama, foltern den 20-jährigen Sohn eines Shugden Verehrers und schneiden ihm die Finger ab. Im Dezember beschuldigt der Dalai Lama die Anhänger der Dorje Shugden Society als „Mörder und Schläger“. (62)

 

Im Februar 2008 wird von offizieller Seite ein „Referendum über die Praxis von Dholgyal“ durchgeführt. 900 Mönche aus Klöstern in Südindien sollen daraufhin aus der exiltibetischen Gemeinschaft ausgeschlossen worden sein, so die Version der Shugden-Anhänger. Dagegen berufen sich die Regierung und der Dalai Lama auf eine demokratische Vorgehensweise, die Shugden-Verehrer bemängeln jedoch mit Recht, dass der Schutz von religiösen Minderheiten nicht durch mehrheitliche Volksabstimmungen aufgehoben werden darf.

 

Einen Monat später, im März 2008, gibt die Western Dorje Shugden Society ein Protestdokument heraus, in dem sie die Diskriminierung ihres Kultes noch einmal zusammenfassen: „Viele Menschen, die blindes Vertrauen in dich [den Dalai Lama] haben, glauben dem, was du sagst, ohne der eigentlichen Wahrheit auf den Grund zu gehen. In Folge sind sie extrem wütend auf Shugden-Praktizierende und versuchen, mit allen Mitteln Shugden-Praktizierende aus ihrer Gesellschaft zu beseitigen – durch Demütigungen, Provokationen, Einschüchterungen, Bedrohung, Ächtung, Entfernung von ihren Arbeitsplätzen und Positionen, Verweigerung von Dienstleistungen, Verbreitung falscher Gerüchte über sie, durch Lügen, Manipulationen.“ (63)

 

Am 9. und 12. April 2008 stellt die Western Dorje Shugden Society zwei Ultimaten, in dem sie Religionsfreiheit für ihren Kult fordern, wenn diese nicht bis zum 22. April 2008 gewährt würden, „dann werden wir unverzüglich weltweite öffentliche Demonstrationen direkt gegen den Dalai Lama organisieren, wann immer er irgendein Land besucht.“ (64) Zur gleichen Zeit wurde ein Artikel veröffentlicht mit dem Titel: „Ein buddhistischer Diktator des 21. Jahrhunderts – Der Dalai Lama“ Darin stehen Worte wie, der Kundun sei ein „professioneller Lügner“. (65) In einem weiteren Dokument steigern sich die Verfolgten noch. Man liest darin: „Dalai Lama, du bist der einzige ‚buddhistische’ Diktator des 21. Jahrhunderts. Du bist der einzige tibetische ‚Lama’, der Buddhas Lehre für politische Ziele benutzt. Du bist der einzige tibetische ‚Lama’, der Millionen unschuldiger Menschen großes Leid und Sorgen verursacht. Die bist der einzige tibetische ‚Lama’, der kein Mitgefühl besitzt.“ (66)

 

Zur gleichen Zeit 2008 reichten die Dorje Shugden Society und der Lama Kundeling Rinpoche in New Dehli am Höchsten Gericht (High Court) des Landes gegen den XIV. Dalai Lama eine Klage wegen Verletzung der Menschenrechte ein. Das Verfahren ist noch anhängig. Darin wird dem Religionsführer der Verstoß gegen Artikel 21 der Verfassung, der das Recht auf freie Religionsausübung garantiert, vorgeworfen. Ebenfalls wird ihm angelastet, einen eigenen Staat im Staate seines Gastlandes durchgesetzt zu haben und damit ebenfalls gegen die Verfassung Indien zu verstoßen. (67)

 

Die Reaktionen in Dharamsala waren wütend. 10 „säkulare“ Organisationen, darunter die Vereinigung der Hotel-, Restaurant- und Laden-Besitzer unterschrieben eine Protestnote gegen die Dorje Shugden Society, in der behauptet wird, diese sei von außen (China)  gesteuert. „Es handelt sich um den Teil einer größeren Verschwörung mit dem Ziel, die tibetische Gemeinschaft zu destabilisieren und die Aufmerksamkeit der Welt von den weitergehenden Ereignissen in Tibet abzulenken.“ (68)

 

Dagegen werfen die Shugden-Anhänger dem Dalai Lama vor, hinter den Aufständen in Tibet vom März 2008 zu stehen: „Bis heute sagst du, ‚Ich strebe nicht nach tibetischer Unabhängigkeit und habe nichts getan, um die tibetische Unabhängigkeit zu erreichen’, aber jetzt organisierst du Demonstrationen gegen China. Du lässt es dir in deinem Luxuspalast gut gehen, während das arme tibetische Volk schlimme Gefahren und Leiden erfährt.“ (69) Es ist glaublich, dass die Anhänger Dorje Shugdens zu Beginn der Kontroverse keine Kontakte zu den Chinesen gepflegt haben, da auch sie eine Geschichte des anti-chinesischen Widerstandes aufzuweisen haben. Dies dürfte aber mittlerweile nicht mehr der Fall sein, was jedoch angesichts der kompromisslosen Behandlung der „Ausgeschlossenen“ durch die tibetische Exilregierung verständlich ist. (70)

 

Krieg der Schutzgötter statt demokratische Entscheidungsprozesse

In den westlichen Medien wird die Shugden-Affäre als der Aufstand einer sektiererischen Schulrichtung innerhalb des tibetischen Buddhismus dargestellt, ähnlich dem Fall des Häretikers Marcel Lefebvre im Katholizismus. Wenn es sich dabei um etwas Vergleichbares handeln würde, dann könnte man in der Tat nicht von einer Begrenzung der Religionsausübung sprechen, schließlich entscheidet jede Religion selber über ihre Lehrinhalte und die Abweichungen davon. Doch im Fall des Dalai Lama liegt die Sache anderes. Der „Gottkönig“ agiert und spricht nicht wie der Pabst nur als Religionsführer, sondern auch als säkularer Herrscher, als Repräsentant seines Volkes. Er hat die Regierung, das Parlament und mehrere weltliche Institutionen (z. B. den tibetischen Jugendkongress und die tibetische Frauenassoziation) ja die gesamte Exilgemeinschaft und darüber hinaus die gesamte Bevölkerung Tibets in diesen Fall hineingezogen, mit einem Wort, er hat eine religiöse Angelegen von Geisterbeschwörung zu einem innenpolitischen Thema ersten Ranges gemacht. So wurde zum Beispiel im exiltibetischen Parlament der Antrag gestellt, den Artikel 63 der Verfassung wie folgt zu ändern: „Der Vorsitzende des Gerichtshofes und die beiden Geschworenen sollten Tibeter sein und außerdem nicht an die Gottheit Shugden glauben.“ (71) Der Shugden-Fall zeigt somit sehr anschaulich, dass es eine Trennung von Staat und Kirche unter der Amtsgewalt des XIV. Dalai Lama nicht gibt, sondern dass es sich um ein autokratisches Religionssystem, um eine Buddhokratie handelt, die jeder als „fundamentalistisch“ bezeichnen würde, wenn er etwas Ähnliches in einer monotheistischen Religion vorfände.

 

Gleichgültig wie man den Shugden-Konflikt einschätzt, seine radikale Lösung durch den XIV. Dalai Lama ist ethisch, sozial und politisch auf keinen Fall gerechtfertigt. Er war selber in den Kult eingeweiht und hat ihn praktiziert. Der Kult ist seit dem 16. Jahrhundert Bestandteil des tibetischen Religionssystems. Viel wichtiger aber ist, dass er seine Rolle als „säkularer“ Politiker benutzt, um die gesamte Staatmaschinerie gegen die Shugden-Anhänger und ihre religiöse Überzeugung einzusetzen. Das widerspricht eindeutig dem Artikel 2 der Uno Charta zu den Menschenrechten, auf den sich der Dalai Lama in seiner Auseinandersetzung mit den Chinesen ständig beruft. Der Artikel besagt, dass keiner wegen seiner Religion in seiner Würde und seiner Freiheit eingeschränkt werden darf.

 

An keinem anderem Beispiel ist seit der Flucht des Dalai Lama (1959) in der Öffentlichkeit so deutlich geworden, dass hinter der tibetischen Staatsidee, hinter der Realpolitik des Kunduns und hinter den Machtgruppen der exiltibetischen Gesellschaft „Götter“ und „Dämonen“ als Mächte und Kräfte anerkannt und gefürchtet werden. Nicht nur institutionell, sondern auch erkenntnistheoretisch sind bei den Exiltibetern Politik und Religion nicht voneinander getrennt. Religion bedeutet bei ihnen die erfahrbare Präsenz von Göttern, Dämonen und Geistern, die unter anderem durch Besessenheitsmedien dazu gebracht werden, sich zu artikulieren. „Die tibetische Buddhisten beten bis in unsere Tage zu Göttern und benutzen Orakel, so wie die Bonpos [Anhänger der vorbuddhistischen Religion Tibets], und glauben daran, dass die unsichtbare Welt mit allen Sorten von Mächten und Kräften bewohnt ist, mit denen man rechnen muss, selbst wenn sich dabei [letztlich] um Phänomene des Bewusstseins ohne ein inhärentes Selbst handelt. In einem gewissen Sinne könnte dies verglichen werden mit dem christlichen Glauben in Teufel, Engel, die Intervention von Heiligen und Gottes als Dreifaltigkeit. Dies ist die erste Tatsache, die notwendig ist, um den Hintergrund des gegenwärtigen Konflikt [die Shugden-Affäre] zu verstehen.“ (72)

 

Deswegen muss sich die mitnichten „säkulare“ Regierung in Dharamsala unmittelbar mit diesen Gottheiten und Dämonen auseinandersetzen, wie sich aus einem Statement des Kashag vom 31. Mai 1996 ganz klar ergibt. Dort wird offiziell der Shugden-Kult verboten, weil der Dalai Lama herausgefunden habe, dass „Dholgyal, anderseits auch unter dem Namen Dorje Shugden oder Gyalchen Shugden bekannt in Konflikt geraten ist mit Tibets beiden Schutz-Gottheiten (Nechung und Palden Lhamo) ebenso wie mit der Schutzgottheit Dharmapala (Damchen Choegyal). Die Absicht dieses Geistes ist der Sache Tibets mehr zu schaden als zu nutzen.“ (73) Wenn hinter der „menschlichen“ Politik Gottheiten und Dämonen als Drahtzieher wirken sollen, dann folgt daraus unmittelbar, dass die Magie (als Beschwörungskunst, um Einfluss auf Götter und Dämonen zu gewinnen) zu den „politischen“ Handlungen par excellence zählen muss. Magie als Staatskunst ist deswegen eine tibetische Spezialität, auch unter den Exiltibetern. Wie so etwas mit den unermüdlich wiederholten Bekenntnissen des XIV. Dalai Lama zur Demokratie in Einklang gebracht werden kann, ist für ein westlich orientiertes Denken schwer nachzuvollziehen.


Anhang:

Hier ein Auszug aus einem Artikel der FAZ vom 18. 05. 2008 von Nils Minkmar, der zeigt, welch eminente Bedeutung der Shugden-Fall für den Dalai Lama hat:

 

Dalai sein ist alles

 

17. Mai 2008 In der Reihe vor ihm sitzen Peter Maffay, Wolfgang Niedecken, Veronica Ferres, Liz Mohn, und der vierzehnte Dalai Lama regt sich auf. Nicht über die Zustände in Tibet, nicht über China und schon gar nicht über die Feigheit der SPD, er wettert gegen einen Geist. Vor dem Eingang des Ruhrcongresscenters Bochum hatten sich Unterstützer des Schutzgeistes Shugden versammelt und riefen stundenlang, seltsamer Übersetzungsfehler oder mnemotechnischer Trick: „Religionsfreiheit Dalai Lama gib!“

 

Na, die da draußen, die kenne er, redet sich der Friedensnobelpreisträger in Rage. Bereits der fünfte Dalai Lama habe mit Shugden seine Probleme gehabt, das gehe nun schon 370 Jahre, und es werde immer doller. Früher habe er selbst ja noch, aus reiner Ignoranz, wie er gleich einräumte, zu Shugden gebetet, bald aber gemerkt, dass dieser Geist „Probleme verursacht“.

 

Wie auf einem Jusokongress der Siebziger

Ein Kloster in Indien habe große Schwierigkeiten bekommen, und bei genauerer Untersuchung durch erfahrene Geistliche sei herausgekommen, dass Shugden hinter der Sache stecke. „Es ist wirklich ein sehr schädlicher Geist!“, donnert er in die vollbesetzte Halle, aus der sicher kein Widerspruch kommen wird. Und wenn jetzt die Anhänger Shugdens behaupten, er, der Dalai Lama, vertrete allein die Schule der Gelug, so sei das eine Lüge. Aber mehr noch: Sie gingen, in ihrer Verblendung, sogar so weit, zu drohen, dass einer, der auch nur Schriften von Nyingma zu Hause aufbewahre, von Shugden getötet werde. Das wiederholt der Dalai Lama dann gleich noch mal, denn offenbar fällt der Groschen in Bochum noch nicht.

 

Das zunehmend fassungslosere Saalpublikum erfuhr so, dass es auch im vermeintlich so niedlichen Buddhismus zugehen kann wie auf einem Jusokongress der siebziger Jahre, bloß blutiger: Der Leiter des Dalai-Lama-Instituts für buddhistische Dialektik fiel vor einigen Jahren einem Attentat der Shugden-Anhänger zum Opfer; umgekehrt behaupten die Shugden-Leute in einer in Bochum verteilten Broschüre, der Dalai Lama beschäftige maskierte Todesschwadronen gegen ihre Anhänger. Ins Bild des Bono und Bob Geldof unterstützenden Ethno-Onkels passt das alles nicht.

„Ich will“, sagt der Dalai Lama gern, „für jeden das sein, was er in mir sehen möchte.“ An Widersprüchen und Missverständnissen ist folglich kein Mangel. Weil er selbst so ein fröhlicher Typ ist, glauben manche missinformierte Westler, er sei so ein Fitnesstrainer fürs Bewusstsein. Und weil er so viel Zuspruch für die Sache Tibets erhält, mag es scheinen, als sei die Sache auf einem guten Weg. […]

 

Ein Orakel, das regiert

Ein Indiz dafür ist das dauernde Gegähne und Einnicken. Der Dalai Lama redet oft vom Schlaf und davon, wie wichtig für ihn die acht, neun Stunden guter Nachtruhe seien. Das sei Meditation mal nicht fürs Nirvana, sondern zum Überleben, sagte er scherzhaft seinem Biografen Pico Iyer. Um halb vier steht er dann auf, um erst mal vier Stunden zu meditieren. All das Gerede über Schlaf, Traumdeutung und Meditation erzeugt eine seltsame Stimmung zwischen Dämmern und Reflexion. Mal nickt der Berater Kelsang Gyaltsen auf offener Bühne ein, oder Honoratioren schließen die Augen, immer gähnt jemand.

 

Der Dalai Lama wird mit unmenschlicher, vormenschlicher Frühe assoziiert. Mit vier Jahren auf den Thron gehoben, in der Kälte und der Höhe des Himalajas, in einem Land, das bis zum Jahr 1950 überhaupt nur zweitausend westliche Besucher bereist hatten, einem Land, in dem Dämonen nach wie vor eine große Rolle spielen, nicht allein bei den Shugden-Leuten: Bis heute gehören vier Orakel zur tibetischen Exilregierung; der Dalai Lama nennt sie sein Oberhaus. Einer von ihnen rettete ihm das Leben: Als der vierundzwanzigjährige Dalai Lama aus Tibet fliehen musste, ließ er sich von einem in Trance versetzten Orakel die lebensgefährliche Fluchtroute über den Himalaja beschreiben.


Kritische Links zur Shugden-Affäre:

Panorama – „Verklärt, verkitscht – Hollywood feiert den Dalai Lama“ – http://daserste.ndr.de/panorama/archiv/1197/erste6852.html 

Schweizer Fernsehen „10 vor 10“ am 05. Januar 1998. Englische Version: http://www.youtube.com/watch?v=n5sOm-uQH9Y drei Folgen.


Fußnoten:

(1) Presse Portal – „Weltweite Demonstrationen gegen den Dalai Lama“ – in: www.presseportal.ch/de/pm/100015052/100560639/western_shugden_society 

(2) Dorje Tseten – Tibetan art of  divination –  www.tibet.com/Buddhism/divination.html 

(3) Dalai Lama XIV. - Das Buch der Freiheit, Bergisch Gladbach 1993, 314

(4) Dalai Lama XIV. - Das Buch der Freiheit, Bergisch Gladbach 1993, 315

(5) Erich Follath – „Die Macht der Ohnmacht“ – Spiegel (Titelgeschichte) Nr. 29 – 2007, 90

(6) Department für Information und internationale Beziehungen – Zentralverwaltung Tibets, Gangshen Kyishong, - 02. 11. 1997 – „Shugden gegen Pluralismus und Nationale Einheit“ - in: www.tibetfocus.com/shugden/standpunkt_exilregierung.html 

(7) Dalai Lama XIV. - Das Buch der Freiheit, Bergisch Gladbach 1993, 311

(8) Rolf A. Stein – Die Kultur Tibets – Berlin 1993, 36

(9) Fokke Sierksma – Tibet's Terrifying Deities: Sex and Aggression in Religious AcculturationThe Hague 1966, 165

(10) Más Allá de la Ciencia - Nr. 103/9/1997

(11) Tagesanzeiger (Schweiz) vom 23.3.1998

(12) Dalai Lama XIV. - Das Buch der Freiheit, Bergisch Gladbach 1993, 312

(13) Dalai Lama XIV. - Das Buch der Freiheit, Bergisch Gladbach 1993, 154

(14) Dalai Lama XIV. - Das Buch der Freiheit, Bergisch Gladbach 1993, 313

(15) Dalai Lama XIV. - Das Buch der Freiheit, Bergisch Gladbach 1993, 312

(16) Siehe dazu: Stephen Batchelor – „Letting Daylight into Magic: The Life and Times of Dorje Shugden“ – in: Tricycle: The Buddhist Review 7 – Nr. 3 (Spring 1198) und Donald S. Lopez Jr. – “Two Sides of the Same God” - Tricycle: The Buddhist Review 7 – Nr. 3 (Spring 1198)

(17) Zitiert bei: Mike Wilson: „Schisms, murder, and hungry ghosts in Shangri-La – Internal conflicts in Tibetan Buddhist sect – in: http://findarticles.com/p/articles/mi_m2096/is_1_49/ai_54482231 

(18) Mike Wilson: „Schisms, murder, and hungry ghosts in Shangri-La – Internal conflicts in Tibetan Buddhist sect – in: http://findarticles.com/p/articles/mi_m2096/is_1_49/ai_54482231  Nach Aussage der Shugden Anhänger soll der V. Dalai Lama später seine Meinung geändert und zu der Schutzgottheit gebetet haben. Er habe sogar die erste Statue Dorje Shugdens mit eigenen Händen geformt und Gebete an den Schutzgott verfasst. Diese Statue soll sich heute in Nepal befinden.

(19) Kagyü Life 21-1996, 34

(20) Stephen Batchelor – „Letting Daylight into Magic: The Life and Times of Dorje Shugden“ – in: Tricycle: The Buddhist Review 7 – Nr. 3 (Spring 1198), 63

(21) Seiten, die den Dorje Shugden Kult unterstützen, sind:  Dorje Shugden Devotee’s charitable and religious society: http://www.shugdensociety.info/home.html ; Western Shugden Society: http://www.westernshugdensociety.org/ ; Dorje Shugden - The Wisdom Buddha Protector of Je Tsongkhapa's Tradition: http://wisdombuddhadorjeshugden.org/dorjeshugden21.php ; Dorje Shugden: http://www.dorjeshugden.com./ ; Kadampa Buddhism: http://kadampa.org/en/buddhism/the-dharma-protector/

(22) 27 March 2006 – in: http://www.dalailama.com/page.135.htm

(23) Mike Wilson: „Schisms, murder, and hungry ghosts in Shangri-La – Internal conflicts in Tibetan Buddhist sect – in: http://findarticles.com/p/articles/mi_m2096/is_1_49/ai_54482231

(24) Mike Wilson: „Schisms, murder, and hungry ghosts in Shangri-La – Internal conflicts in Tibetan Buddhist sect – in: http://findarticles.com/p/articles/mi_m2096/is_1_49/ai_54482231

(25) Mike Wilson: „Schisms, murder, and hungry ghosts in Shangri-La – Internal conflicts in Tibetan Buddhist sect – in: http://findarticles.com/p/articles/mi_m2096/is_1_49/ai_54482231

(26) Dorje Shugden Society – Die tibetische Situation – Überraschende verschwiegene Nachrichten – Broschüre – 2008 – S. 20, in: http://www.westernshugdensociety.org/de/

(27) Department für Information und internationale Beziehungen – Zentralverwaltung Tibets, Gangshen Kyishong, - 02. 11. 1997 – „Shugden gegen Pluralismus und Nationale Einheit“ - in: www.tibetfocus.com/shugden/standpunkt_exilregierung.html 

(28) Kashag’s Statement Concerning Dholgyal – 31. Mai 1996 – in: www.dalailama.com/page.134.htm

(29) Kashag’s Statement Concerning Dholgyal – 31. Mai 1996 – in: www.dalailama.com/page.134.htm

(30) AP am 21. 08. 1997 - 2:54 a.m. 

(31) Speech delivered by His Holiness 14th Dalai Lama to the second Gelug Conference (Dharamsala, June 12th 2000) – Paper in the Internet:

www.fpmt.org/organization/announcements/shugden/SpeechbyHisHolinessatGelugconferenceedohdl.pdf

(32) Dorje Shugden Society – Die tibetische Situation – Überraschende verschwiegene Nachrichten – Broschüre – 2008 – S. 21, in: http://www.westernshugdensociety.org/de/

(33) Kashag’s Statement Concerning Dholgyal – 31. Mai 1996 – in: www.dalailama.com/page.134.htm

(34) Dorje Shugden Society – Die tibetische Situation – Überraschende verschwiegene Nachrichten – Broschüre – 2008 – S. 21, in: http://www.westernshugdensociety.org/de/

(35) Dorje Shugden Society – Die tibetische Situation – Überraschende verschwiegene Nachrichten – Broschüre – 2008 – S. 30 bis 31, in: http://www.westernshugdensociety.org/de/ ; Siehe auch: Newsgroup: Yahoo dejanews; Forum: alt.religion.buddhism.tibetan, talk.politics.tibet, talk.religion.buddhism, uk.religion.buddhist, alt.religion.buddhism.nkt ; Author: James Burns - Date: 21.09.1997 and 15.02.1998; Subject: Latest news from India on Dorje Shugden.

(36) Aus einem  Geheimtreffen in Caux (Schweiz) mit exiltibetischen Politikern und hohen Lamas, das der Dalai Lama zum Shugden Fall einberufen ließ, sickerte folgendes Statement des Kunduns durch: „Jedermann, der mit der tibetischen Gesellschaft der Ganden Phodrang Regierung (der exiltibetischen Regierung) in Verbindung steht, sollte seine Beziehungen mit Dhogyal (Shugden) abbrechen. Das ist notwendig, weil diese eine Gefahr für die religiöse und die weltliche Situation in Tibet darstellt. Das gleiche gilt für Fremde [...]  Wir haben ihnen das Dharma zu lehren und nicht sie uns [...] Wir sollten (dieses Verbot) so durchführen, dass wir sicher sein können, dass man sich in zukünftigen Generationen nicht einmal an den Namen Dholgyal (Shugden) erinnert.“ (Newsgroup: Yahoo dejanews; Forum: alt.religion.buddhism.tibetan, talk.politics.tibet, talk.religion.buddhism, uk.religion.buddhist, alt.religion.buddhism.nkt ; Author: James Burns - Date: 21.09.1997 and 15.02.1998; Subject: Latest news from India on Dorje Shugden.)

(37) Dorje Shugden Society – Die tibetische Situation – Überraschende verschwiegene Nachrichten – Broschüre – 2008 – S. 33, in: http://www.westernshugdensociety.org/de/

(38) Gerald Lehner – Zwischen Hitler und Himalaya – Die Gedächtnislücken des Heirnich Harrer – Wien 2007, 267

(39) Tagesanzeiger (Schweiz) vom 23.3.1998,

(40) Süddeutsche Zeitung, 1997, Nr. 158, 10

(41) Dorje Shugden Society – Die tibetische Situation – Überraschende verschwiegene Nachrichten – Broschüre – 2008 – S. 24 in: http://www.westernshugdensociety.org/de/

(42) Gerd Wolfgang Essen und Tsering Tashi Thingo – Die Götter des Himalaya. Buddhistische Kunst Tibets – Band 1, München 1989, 151 (II – 324)

(43) Tony Clifton – Murder in a monastery – Who killed three of the Dalai Lama’s Inner Circle? – Newsweek – www.newsweek.com/id/107047

(44) Zahlreiche Beispiele in: Dorje Shugden Society – Die tibetische Situation – Überraschende verschwiegene Nachrichten – Broschüre – 2008 in: http://www.westernshugdensociety.org/de/

(45) Bei Trijang Rinpoche handelt es sich um die Reinkarnation des verstorbenen Lamas, der früher als Lehrer des XIV Dalai Lama diesen in den Shugden Kult eingeweiht hat.

(46) Schweizer Fernsehen, SF1, 06.01.1998; Dorje Shugden Society – Die tibetische Situation – Überraschende verschwiegene Nachrichten – Broschüre – 2008 – S.  29 und 39 in: http://www.westernshugdensociety.org/de/

(47) Newsgroup: Yahoo dejanews; Forum: alt.religion.buddhism.tibetan, talk.politics.tibet, talk.religion.buddhism, uk.religion.buddhist, alt.religion.buddhism.nkt ; Author:

(48) Schweizer Fernsehen, SF1, 06.01.1998

(49) Newsweek, April 28, 1997, S. 26

(50) Kagyü Life 21, 1996, S. 34

(51) Frontline – Of the Dalai Lama and a witch-hunt – Interview with the 13th Kundeling Tagtsha Jetung Rimpoche – in: http://www.frontlineonnet.com/fl1726/17260840.htm 

(52) Newsweek, April 28, 1997, S. 26

(53) Department für Information und internationale Beziehungen – Zentralverwaltung Tibets, Gangshen Kyishong, - 02. 11. 1997 – „Shugden gegen Pluralismus und Nationale Einheit“ - in: www.tibetfocus.com/shugden/standpunkt_exilregierung.html 

(54) Department für Information und internationale Beziehungen – Zentralverwaltung Tibets, Gangshen Kyishong, - 02. 11. 1997 – „Shugden gegen Pluralismus und Nationale Einheit“ - in: www.tibetfocus.com/shugden/standpunkt_exilregierung.html

(55) Mike Wilson: „Schisms, murder, and hungry ghosts in Shangri-La – Internal conflicts in Tibetan Buddhist sect – in: http://findarticles.com/p/articlesmi_m2096/is_1_49/ai_5448223/print

(56) Department für Information und internationale Beziehungen – Zentralverwaltung Tibets, Gangshen Kyishong, - 02. 11. 1997 – „Shugden gegen Pluralismus und Nationale Einheit“ - in: www.tibetfocus.com/shugden/standpunkt_exilregierung.html 

(57) „Does the Minister of the Tibetan Exile Government Lie? – in: www.dorjeshugden.com/articles/HelmutGassner02.pdf . Das tibetische Dokument wurde von Helmut Gassner übertragen, ehemals persönlicher Übersetzer des Dalai Lama für die Deutsche Sprache. Gassner, selber ein ordinierter buddhistischer Mönch, war über die Fälschung zutiefst erschüttert. „Ich konnte einfach nicht daran glauben, dass sie gefälschte Beweise in einem Mordfall vorlegen würden.“

(58) Violent events with images – in: www.dalailama.com/page.136.htm

(59) Spiegel, 16/1998, 119

(60) Erich Follath – „Die Macht der Ohnmacht“ – Spiegel Titelgeschichte Nr. 29 – 2007, 90

(60 a) Erich Follath – Das Vermächtnis des Dalai Lama – Ein Gott zum Anfassen“ – München 2007, 90

(61) Speech delivered by His Holiness 14th Dalai Lama to the second Gelug Conference (Dharamsala, June 12th 2000) – Paper in the Internet: www.fpmt.org/organization/announcements/shugden/SpeechbyHisHolinessatGelugconferenceedohdl.pdf

(62) Dorje Shugden Society – Die tibetische Situation – Überraschende verschwiegene Nachrichten – Broschüre – 2008, 47 ff. in: http://www.westernshugdensociety.org/de/

(63) Dorje Shugden Society – Die tibetische Situation – Überraschende verschwiegene Nachrichten – Broschüre – 2008, 12 in: http://www.westernshugdensociety.org/de/

(64) Dorje Shugden Society – Die tibetische Situation – Überraschende verschwiegene Nachrichten – Broschüre – 2008, 10 ff. in: http://www.westernshugdensociety.org/de/

(65) Dorje Shugden Society – Die tibetische Situation – Überraschende verschwiegene Nachrichten – Broschüre – 2008, 11bis 14 in: http://www.westernshugdensociety.org/de/

(66) Dorje Shugden Society – Die tibetische Situation – Überraschende verschwiegene Nachrichten – Broschüre – 2008, 17 in: http://www.westernshugdensociety.org/de/

(67) Dalai Lama & Samdong Rinpoche have to appear in Delhi High Court – in: http://docs.google.com/View?docid=d4f7j8p_175fgnghj

(68) Phurbu Thinley – “Organisations accuse Dhoegyal Society of undermining Tibetan freedom struggle” – in: www.phayul.com vom 10. Mai 2008   

(69)Dorje Shugden Society – Die tibetische Situation – Überraschende verschwiegene Nachrichten – Broschüre – 2008, 12 in: http://www.westernshugdensociety.org/de/

(70) Siehe hierzu den Dalai Lama freundlichen Artikel – „Über die Loyalität zum Dalai Lama und wie gewisse Leute am Widerstand gegen den Separatismus verdienen“ – in:

http://www.tibet-initiative.de/frames.html?Seite=/Kap9/9-2/Kap9_2-504.html

(71) Panorama – Verklärt, verkitscht – Hollywood feiert den Dalai Lama – http://daserste.ndr.de/panorama/archiv/1197/erste6852.html  und Schweizer Fernsehen „10 vor 10“ am 05. Januar 1998. Englische Version: http://www.youtube.com/watch?v=n5sOm-uQH9Y drei Folgen.

(72) Mike Wilson: „Schisms, murder, and hungry ghosts in Shangri-La – Internal conflicts in Tibetan Buddhist sect – in: http://findarticles.com/p/articles/mi_m2096/is_1_49/ai_54482231 

(73) Kashag’s Statement Concerning Dholgyal – 31. Mai 1996 – in: www.dalailama.com/page.134.htm

 

© Victor & Victoria Trimondi