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Ein Herz und eine Seele: Wie dieses Paar
wollen auch die beiden bayerischen Trachlervereinigungen
gemeinsame Wege gehen. dpa | Kommenden
Dienstag wird Landtagspräsident Johann Böhm im Münchner
Maximilianeum die Vereinigung vom Verband der bayerischen
Heimat- und Volkstrachtenvereine sowie dem bayerischen
Trachtenverband besiegeln. Der neue Dachverband wird die
Geschicke von 1000 Vereinen, 300 000 Jugendlichen und
Erwachsenen vom Allgäu bis Berchtesgaden und Unterfranken bis
zum Chiemgau steuern. Dabei erhält die neue Organisation
nicht nur den Namen vom bayerischen Trachtenverband, sie wird
auch von dessen bisherigen Hauptsitz, in Traunstein, agieren.
Dort wurde 1890 der Gauverband I gegründet. Aus diesem
historischen Grund sei dieser Ort nun auch Sitz des neuen
Gesamtverbandes, wie Otto Dufter, Landeschef des bayerischen
Trachtenverbandes, erklärt.
Der Fusion ging ein jahrzehntelanger Hickhack voraus. 1910
wurde in München der "Konkurrenzverband" zu den
Gauverbänden gegründet. Diese blieben der Gründung
demonstrativ fern und schlossen sich 1925 zum Vorläufer
des bayerischen Trachtenverbandes zusammen. "Damit wurde
die Trennung zwischen Oberland und Flachland deutlich",
meint Trachtler Hans Zapf.
Otto Dufter räumt ein, dass es auch im Vorfeld der
Verschmelzung "kleinere Querelen" gegeben habe.
"Der Gebirgsmensch denkt halt anders als der
Landmensch." Er wird konkret: Im Norden des Freistaats
sei das Brauchtum, etwa Leonhardi- oder Georgiritte, Gaufeste
und Heimatabende, weniger ausgeprägt als im Süden. Mancher
Trachtler hätte gemeint: "Mir san mir, wozu brauchen wir
den anderen?"
Doch Dufter ist überzeugt: "Die Zweigleisigkeit
mündet nun in guter Einigkeit. Unser beider Programm war doch
immer fast gleich." Die Abstimmungsergebnisse der
Mitglieder bestätigen Dufter. Die Gauverbände votierten mit
16:2 für eine Fusionierung mit der anderen
Trachtlervereinigung _ bei letzterer lautete das Resultat 4:1
dafür.
"Wir sind Demokraten genug, um das anzuerkennen", sagt
Georg Mangold von der Oberländer Trachtenvereinigung, die
dagegen waren. Die Zeit werde zeigen, was aus der
"Verbands-Ehe" herauskomme. "Ich befürchte eine Erhöhung der
Beiträge, weil die neue Verwaltung wie ein Wasserkopf
aufgebläht werden könnte." Und es werde, so fügt Mangold an,
"der Einfluss der Alpenkette" geschwächt, die die Wiege der
Trachtenbewegung sei.
Bernd Walter aus Deggendorf, im Vorstand des Verbands der
Heimat- und Volkstrachtenvereine, hält dagegen, dass
"vieles einfacher wird". Jetzt könne man
beispielsweise gemeinsam Zuschüsse beantragen und sich bei
behördlichen Stellen besser Gehör verschaffen. Am 28./29.
September wird in Kloster Banz im oberfränkischen
Staffelstein ein neuer Verbandschef gewählt. Otto Dufter will
sich zur Wahl stellen. "Einen Gegenkandidat habe ich
nicht, aber das kann sich ja noch ändern", schmunzelt
er. Trotz neuer Stärke macht sich Dufter Sorgen um den
Nachwuchs. Immer weniger Jugendliche haben Lust auf Trachten.
"Das ist nicht mehr in", meint er. Oft würden
Trachtler als "ewig gestrig" bezeichnet.
"Gerade das sind wir eben nicht. Wir haben viel von der
Welt gesehen, weil wir überall unser Brauchtum zeigen." VON
CHRISTIAN MINATY / Dorfener Anzeiger
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