Pressebericht

Gebirgs- und Volkstrachtenerhaltungsverein

"Almrausch" Wasentegernbach e.V.

Pressebericht des Dorfener Anzeigers vom 30.12.2003:

Verkrümmt, verzweifelt, verhasst

Tolle Leistung der Wasentegernbacher: "Kein Platz für Idioten"

Wasentegernbacher Weihnachtstheater 2003

 
Fotos: Lang
Kaum ein Zuschauer des Wasentegernbacher Weihnachtstheaters kann sich dessen grausamer Dramatik entziehen. 

Von Birgit Lang 
Wasentegernbach - "Ich hass` ihn, ich weiß, dass es Sünde ist, aber ich hass` ihn trotzdem. Und der Bauer hasst mi, weil i eam den Buam auf`d Welt brocht hob." Diese Verzweiflung bekommt auch das Publikum beim Volksstück "Kein Platz für Idioten" von Felix Mitterer im Vereinsheim in Wasentegernbach zu spüren. Tief betroffen kann sich kaum ein Anwesender der grausamen Dramatik des Weihnachtstheaters des Trachtenvereins entziehen - da bleiben auch Tränen nicht aus.

Das Ensemble erbringt eine hervorragende schauspielerische Leistung - es wächst mit diesem Stück über sich selbst hinaus. Statt platter Jodlerburleske und bayerischen Fluchtiraden bietet sich dem Publikum ein anspruchsvolles, gesellschaftskritisches Stück, das freilich nicht jedermanns Sache ist. Insbesondere diejenigen, die auf flache Unterhaltung mit Happyend stehen, und kleinere Kinder fühlen sich eher fehl am Platz. Dennoch fiebert das Publikum bis zur letzten Minute mit dem geistig und körperlich behinderten Bauernjungen mit, der von seinen Eltern jahrelang psychisch und physisch misshandelt wurde.
In der schwierig zu spielenden Charakterrolle des Buben brilliert Seppe Mayer. Sehr authentisch spielt er den total verängstigten und malträtierten Buben. Zitternd und mit verkrümmten Fingern versteckt er sich im Stück vor seiner bösen, verbitterten Mutter, sucht Schutz und Geborgenheit hinter Masken und bei Fremden. Bei einem alten Mann (sehr überzeugend und gefühlvoll gespielt von Michael Schlickenrieder) findet er erstmals die von seinen Eltern verweigerte Zuwendung und Liebe. Bei ihm lernt er zu lesen, zu schreiben und Flöte zu spielen. 

Doch im Wirtshaus wird schon "ausgekartelt", was mit der verhassten "Missgeburt" geschehen soll. Und es wird für den Jungen keinen Frieden geben: Er muss ins "Narrenhaus". Die in sich zerrissene Mutter verkörpert Elfriede Mangstl. Erschreckend realistisch verdeutlicht sie deren inneren Zwiespalt und ihre hilflose Aggression gegenüber ihrem eigenen Sohn. Mangstl ist also nicht nur für die Rolle der patenten Bäuerin abonniert, sondern auch für Charakterrollen geeignet. 
Übrigens: Das Stück spielt nicht in grauer Vorzeit, wie man vermuten möchte, sondern um 1970. In weiteren Rollen dieses von Marlene Rampl inszenierten Werkes sind zu sehen: Hans Fischbacher, Bernadette Mayer, Sepp Mühlhuber, Gerhard Mayer, Martin Wastl, Rudi Wolf, Birgit Zacherl, Erich Lechner und Michael Bürger. 
Das unbedingt sehenswerte Theater findet noch am Donnerstag, Freitag und Samstag, 1., 2. und 3. Januar, jeweils um 20 Uhr sowie am Sonntag, 4. Januar, im Vereinsheim statt. Kartenvorbestellungen sind unter (0 80 82) 81 22 von 15 bis 19 Uhr möglich. Der Theaterverein unterstützt mit seinen Einnahmen die Weihnachtsaktion der Heimatzeitung "Licht in die Herzen".

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