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Fotos: Lang |
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Kaum
ein Zuschauer des Wasentegernbacher Weihnachtstheaters
kann sich dessen grausamer Dramatik entziehen. |
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Von
Birgit Lang
Wasentegernbach - "Ich hass` ihn, ich weiß, dass es
Sünde ist, aber ich hass` ihn trotzdem. Und der Bauer hasst
mi, weil i eam den Buam auf`d Welt brocht hob." Diese
Verzweiflung bekommt auch das Publikum beim Volksstück
"Kein Platz für Idioten" von Felix Mitterer im
Vereinsheim in Wasentegernbach zu spüren. Tief betroffen kann
sich kaum ein Anwesender der grausamen Dramatik des
Weihnachtstheaters des Trachtenvereins entziehen - da bleiben
auch Tränen nicht aus.
Das
Ensemble erbringt eine hervorragende schauspielerische
Leistung - es wächst mit diesem Stück über sich selbst
hinaus. Statt platter Jodlerburleske und bayerischen
Fluchtiraden bietet sich dem Publikum ein anspruchsvolles,
gesellschaftskritisches Stück, das freilich nicht jedermanns
Sache ist. Insbesondere diejenigen, die auf flache
Unterhaltung mit Happyend stehen, und kleinere Kinder fühlen
sich eher fehl am Platz. Dennoch fiebert das Publikum bis zur
letzten Minute mit dem geistig und körperlich behinderten
Bauernjungen mit, der von seinen Eltern jahrelang psychisch
und physisch misshandelt wurde. 
In der schwierig zu spielenden Charakterrolle des Buben
brilliert Seppe Mayer. Sehr authentisch spielt er den total
verängstigten und malträtierten Buben. Zitternd und mit
verkrümmten Fingern versteckt er sich im Stück vor seiner
bösen, verbitterten Mutter, sucht Schutz und Geborgenheit
hinter Masken und bei Fremden. Bei einem alten Mann (sehr
überzeugend und gefühlvoll gespielt von Michael
Schlickenrieder) findet er erstmals die von seinen Eltern
verweigerte Zuwendung und Liebe. Bei ihm lernt er zu lesen, zu
schreiben und Flöte zu spielen.
Doch im Wirtshaus wird schon "ausgekartelt", was mit
der verhassten "Missgeburt" geschehen soll. Und es
wird für den Jungen keinen Frieden geben: Er muss ins "Narrenhaus".
Die
in sich zerrissene Mutter verkörpert Elfriede Mangstl.
Erschreckend realistisch verdeutlicht sie deren inneren
Zwiespalt und ihre hilflose Aggression gegenüber ihrem
eigenen Sohn. Mangstl ist also nicht nur für die Rolle der
patenten Bäuerin abonniert, sondern auch für Charakterrollen
geeignet.
Übrigens: Das Stück spielt nicht in grauer Vorzeit, wie man
vermuten möchte, sondern um 1970. In weiteren Rollen dieses
von Marlene Rampl inszenierten Werkes sind zu sehen: Hans
Fischbacher, Bernadette Mayer, Sepp Mühlhuber, Gerhard Mayer,
Martin Wastl, Rudi Wolf, Birgit Zacherl, Erich Lechner und
Michael Bürger.
Das unbedingt sehenswerte Theater findet noch am Donnerstag,
Freitag und Samstag, 1., 2. und 3. Januar, jeweils um 20 Uhr
sowie am Sonntag, 4. Januar, im Vereinsheim statt.
Kartenvorbestellungen sind unter (0 80 82) 81 22 von 15 bis 19
Uhr möglich. Der Theaterverein unterstützt mit seinen
Einnahmen die Weihnachtsaktion der Heimatzeitung "Licht
in die Herzen".
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