Pressebericht

11. September 2004

Gebirgs- und Volkstrachtenerhaltungsverein

"Almrausch" Wasentegernbach e.V.

Pressebericht des Dorfener Anzeiger vom 11.09.2004:

"Das ganze Jahr ein Theater"

Bei Marlene Rampl laufen die Wasentegernbacher Fäden zusammen
VON LUCIA HARGASSER

Liebliche Damen, g'standene Herren: Die Wasentegernbacher Theatergruppe hat sich für die Aufführung von "Königlich Bayerisches Amtsgericht" Weihnachten 2001 zeitgerecht in Schale geworfen (vorne, v l.): Marlene Rampl, Birgit Zacherl, Steffi Duschl, Anni Weilnhammer, Bernadette Mayer, Stilla Lechner, Anneliese Schmid und Rosl Krämer; (Mitte, v. l.): Sepp Mühlhuber, Andreas Stehbeck, Hans Fischbacher, Gerhard Mayer, Josef Pitzer, Elfriede Mangstl und Rudi Wolf; (hinten, v. l.): Sebastian Lohmayr, Michael Bürger, Franz Rössler, Heinz Grundner, Michl Schlickenrieder, Erich Lechner, Robert Stettner und Franz Stehbeck.Foto: fkn (2)

Wasentegernbach  -  Wenn Marlene Rampl in ihren Fotoalben blättert, kommt die Begeisterung raus, die sie für das Wasentegernbacher Theater hegt. "Wow! Da haben wir die ,Geierwally’ gespielt. Hier ,Sternsteinhof’, das war auch toll." Seit ihrem 16. Lebensjahr ist sie in der Theatergruppe des Trachtenvereins "Almrausch" Wasentegernbach aktiv, und seit zwölf Jahren leitet sie die Gruppe als Regisseurin und Organisatorin. Über den 1. Dorfener Kulturpreis, der den Wasentegernbachern nun verliehen wurde, freut sie sich ganz besonders.

Dass sie nun so im Mittelpunkt steht, ist Marlene Rampl Marlene Rampl erinnert sich besonders gerne an die etwas ernsteren Weihnachtsaufführungen.Foto: Hargaßereher unangenehm. "Den Preis haben wir alle zusammen bekommen." Aber bei aller Bescheidenheit wehrt sie sich auch dagegen, dass sie ständig mit ihrem Onkel, dem bekannten Autor Georg Lohmeier, in Verbindung gebracht wird: "Ich freu mich, wenn er mal zu uns ins Theater kommt. Aber was ich mache, kommt von mir selbst."

Schon in ihrer Kindheit aber war das Theater ein fester Bestandteil in ihrer Familie. Vater Nikolaus Lohmeier war musikalischer Leiter der Theatergruppe, und ihre Mutter Maria spielte mit großer Leidenschaft. Mit ihren Geschwistern war sie schon mit Gesangseinlagen auf der Bühne gestanden, ihre erste richtige Rolle hatte sie 1956 in "Der Meineidbauer" von Ludwig Anzengruber.

Natürlich haben auch Rampls eigene Kinder das Theaterspielen im Blut. Und Tochter Christiane hat auch wieder einen Wasentegernbacher Schaupieler zum Mann genommen. "Bei uns ist das ganze Jahr ein Theater", pflegt Baptist Rampl, Marlenes Ehemann, der sich um die musikalische Begleitung und die Bühnen kümmert, zu sagen.

"Jedes Jahr zwei Auftritte _ das ist schon belastend", räumt Rampl ein. Sie sucht die Stücke selbst aus. "Ich übernehme ja auch die Verantwortung." Bei dem sehr gesellschaftskritischen und schwierig zu spielenden Stück "Kein Platz für Idioten" vor einem Jahr habe sie aber vorher mit den Stammspielern geredet. Selbst steht Rampl nur noch selten auf der Bühne, "nur wenn mich ein Rolle besonders reizt. Wie die Pfarrerköchin im ,Königlich Bayerischen Amtsgericht’".


Schon die ganz Jungen dürfen in Wasentegernbach zeigen, wie talentiert sie sind. Zu Neujahr 1954 ließen die Geschwister Marlene, Niki und Elisabeth Lohmeier (v. r.) ihre Stimmchen erklingen.

Wie ein Stück letztlich rüberkommen soll - eher ernst oder doch heiter -, muss vorher der Regisseur entscheiden. "Es kommt auch darauf an, wie sich die Spieler einbringen", sagt Rampl. "Ich versuche aber schon, ihnen zu vermitteln, wie ich mir das Ganze vorstelle." Als sie die Theaterleitung von Georg Forsthuber übernahm, war sie eine, die am Längsten mitgespielt hat - heute sind es 48 Jahre. Als "alte Hasen" sind neben ihr Elfriede Mangstl, Michael Schlickenrieder und Hans Fischbacher aktiv.


Im Verein wird gespielt,gesungen und musiziert


"Wir haben aber auch viele interessierte junge Leute", freut sich die Leiterin. "Ob jung oder alt _ wir können alle gut miteinander." Der Zusammenhalt im Trachtenverein, zu dem auch noch eine Kinder- und Jugendgruppe und natürlich die Musikkapelle gehören, sei enorm. "Das kann man gar nicht so trennen. Einige Theaterspieler machen auch Musik und singen. Manche kann man halt für alles brauchen." Die Wasentegernbacher waren schon immer sehr aktiv, "seit 1919 wird zweimal im Jahr Theater gespielt."

Bevor es überhaupt zu den regelmäßigen Proben kommt, hat Marlene Rampl schon jede Menge Arbeit hinter sich. "Ich gehe das ganze Jahr über viel ins Theater, schaue mir besondere Stücke an und hole mir Anregungen." Die Osteraufführungen sind meist lustige, einfachere Stücke, mit nur ein bis zwei Szenerien. An Weihnachten konfrontiert sie die Wasentegernbacher gerne mit ernsteren Handlungen.

Neben dem Spielerischen legt Rampl großen Wert auf Kostüme, die genau in die jeweilige Zeit passen. "Schon meine Mama hat viele Kleider gesammelt." Rampl hat schon den richtigen Blick dafür entwickelt, was passt und was kitschig oder unecht ist. Damit die Kleider den jeweiligen Schauspielern auch passen, nimmt sie Nadel und Faden zur Hand, näht hier einen Knopf oder da einen Kragen an.


Dorfener Kulturpreis als Anerkennung all der Mühe


"Zwischendrin habe ich schon meine Zweifel und überlege, ob ich nicht doch ein anderes Stück hätte wählen sollen. Ich will eben immer alles perfekt machen", erzählt Rampl. "Aber irgendwann packen alle an, und wenn's klappt, hat man seine Freud." Über den Dorfener Kulturpreis freut sie sich sehr: "Das ist eine Anerkennung für alle die Mühe." Schon 1978 haben die Wasentegernbacher Theaterspieler den Erdinger Kulturpreis erhalten.

Dieser Tage beginnen schon wieder die Proben für das kommende Weihnachtsstück: "Der Lump vom Birkenhof" von Georg Stöger und Hans Werner. Marlene Rampl denkt aber schon weiter: "Irgendwann würde ich schon noch mal gerne das ,Amtsgericht’ spielen von Georg Lohmeier oder was vom Ludwig Ganghofer." Das sind die Träume einer Theater-Begeisterten. Und mit Rampls Tatendrang werden sie auch auf der Bühne zu sehen sein.

mm