Süddeutsche Zeitung zum Gottesdienst in Wartenberg am 03.06.2006

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Heiterer, beschwingter Engelschor

Beim Pfingstkonzert bringen die Holzlandseraphime neues geistliches Liedgut

(Wartenberg) Seraphim, so lehrt uns ein einschlägiges lexikalisches Werk, das seien sechsflügelige Wesen, die in der Berufungsvision des Propheten Jesaja in Kapitel sechs Jahwe, also Gott, umschwebten. Später sei in ihnen auch der höchste der neun Engelschöre gesehen worden. Liest man dann allerdings, dass "die Holzlandseraphime" den abendlichen Pfingstgottesdienst in der Pfarrkirche Mariä Geburt musikalisch begleiten werden, so erweist sich diese Erklärung nur in Bezug auf die Tatsache, dass auch diese Seraphim ein Chor sind, als zumindest ein wenig erhellend.

Man muss sie gehört haben. Man muss wissen, dass sie die geistlichen Lieder auf verschiedenen Instrumenten begleiten, um zu verstehen, dass dieses Ensemble zwar durchaus mitunter wie ein Engelschor singt, aber, was viel entscheidender ist, mit allen Beinen fest im Holzland steht. Denn die Kirchenlieder, die die Holzlandseraphime singen und spielen, stammen zum Teil aus der Feder von Christian Rott, seines Zeichens Kirchenmusiker in Mariä Geburt und sowohl als Tenor als auch auf dem Keyboard zu hören. Oder sie entstammen dem Genre des so genannten "Neuen geistlichen Liedes", das Elemente des Jazz, Pop und der Folklore miteinbezieht und sich eben auch sprachlich mehr in heute gebräuchlichen Begriffen ausdrückt. Und gleichzeitig knüpft dieses Liedgut, das insbesondere mit der Jugend in Verbindung gesehen werden muss, an biblische Tradition an.

Wird doch das "neue Lied" in den Psalmen des Alten Testamentes als Freudengesang über die Erlösung des Menschen durch Jahwe gesehen: "Es erwächst nicht aus der Kraft des Menschen, sondern ist Geschenk des Herrn: Er legte ein neues Lied mir in den Mund, einen Lobgesang für Ihn, unseren Gott (Ps 40,4)." Und was sich hier mit Worten nur eher abstrakt zeichnen lässt, wurde durch Sopran Johanna Mayerhofer, Kirchenmusikerin und Chorleiterin, Bass Thomas Hofmann oder durch die Stimme von Rolf Dollase und seinem Spiel auf der Querflöte mit erlebbar. Setzte mit einem "Kyrie-Ruf" oder dem "Dankgesang" eher helle und lebendige Akzente.

Auch Paul Fraunberger mit der Gitarre und Debütantin Sarah Spangenberg sorgten auf der Querflöte für eine adäquate musikalische Umrahmung der Pfingstbotschaft. Da wunderte es auch überhaupt nicht, dass nicht nur beim "Agnus Dei" die Sonne den ganzen Kirchenraum erhellte und ihrerseits ebenfalls für eine hoffnungsfrohe Stimmung sorgte.

Was vor ein paar Jahren von Seelsorger Don Vinko Puljic und anlässlich der Nacht der offenen Kirche in Inning am Holz ins Leben gerufen wurde und jetzt unter der Leitung von Christian Rott weitergeführt wird, setzt nicht nur neue Akzente. Der sympathische "Engelschor" aus dem Holzland zauberte bei dieser Messe mit seinen Stimmen und Instrumenten auch eine etwas andere, heitere, beschwingte Stimmung.
Peter B. Heim

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