Hymne der Banater Schwaben

Hymne der Banater Schwaben

     

Ein Ausdruck der Zusammengehörigkeit

Zur Hymne der Banater Deutschen

Im Jahre 1923, bei der großen 200-Jahr-Feier in Temeschburg, erklang eine „Banater Hymne“, nach einer allbekannten Melodie von Joseph Haydn und mit einen Text von Max Moltke. Sie galt und gilt als die Hymne der Banater Deutschen. Im Banat selbst durfte es nach 1945 keine eigene Hymne geben. Peter Jungs Text, den Josef Linster vertonte („Mein Heimatland, Banater Land“), wurde in den letzten Jahrzehnten immer wieder gern gesungen, aber ein richtiger Ersatz für die in der kommunistischen Zeit verbotene Hymne wurde das Lied nicht. Die Landsmannschaft der Banater Schwaben hat die „Banater Hymne“ wieder ins Bewußtsein der Landsleute gerufen. Bei allen größeren Veranstaltungen der Landsleute in Deutschland wurde die Hymne weiter gesungen. Nach der politischen Wende 1989 in Rumänien wurde im Banat, die mitlerweile fast in Vergessenheit geratene Hymne wieder bekannt und sie wird heute bei feierlichen Anlässen wieder gesungen.

 

Geschichtliches zur Hymne

Hymnen wollen eine Gemeinschaft festlich einstimmen. So lange Dynasten an der Spitze der Staaten standen, wurde ihre Person in erster Linie geehrt. Die frühen Nationalhymnen waren deshalb keineswegs Gesänge über die Nation, sondern Lobgesänge auf einen Herrscher. Die preußische Nationalhymne des Jahres 1790 verwendete einen Text des Dänen Heinrich Harris, der das „Flensburger Wochenblatt“ redigierte und dort am 27. Januar 1790 ein Lied auf den Dänenkönig Christian veröffentlicht hatte, zu singen in der Melodie des englischen Volksliedes „God save great George the King“. Harris allerdings besang nicht George den König, sondern Christian:
¨Heil Dir, dem liebenden
Herrscher des Vaterlands,
Heil, Christian, Dir!
Fühl in des Thrones Glanz
Die hohe Wonne ganz,
Vater des Volks zu sein!
Heil, Christian, Dir!¨

Die weiteren 7 Strophen klangen ähnlich. Harris konnte damals nicht wissen, daß die gewählte Melodie kein Volkslied war, sondern entweder schon um 1605 von Dr. John Bull erfunden oder 1743 von Henry Carey komponiert worden war. Beethoven hat diese Melodie 1804 in einem Klavierstück aufgegriffen, Carl Maria von Weber läßt 1818 seine Jubelouvertüre mit diesem englischen Lied enden. Inzwischen haben einige deutsche Potentaten die Melodie für sich gepachtet. Die preußische Hymne erhielt 1793 ihren Text zur englischen Melodie. Dr. jur. Balthasar Gerhard Schumacher war der Texter. Von den 8 Strophen des Harris waren noch vier übriggeblieben. Noch immer wird ein König besungen, aber die bürgerlichen Tugenden und Wünsche werden im Text verankert. Das Lied wird damit für eine größere Gemeinschaft verbindlicher. Die bayerische Hymne und auch die Hymne von Sachsen griffen auf die englische Königsmelodie zurück. Aber erst nach der Völkerschlacht zu Leipzig wird die Melodie – und die preußische Hymne – populär, nachdem der Geheimrat Louis Schneider, um seinen Landesherrn zu verherrlichen, 123000 Exemplare eines Flugblatts mit Text und Melodie hatte verbreiten lassen. Und im Jahre 1817 verbinden die deutschen Studenten ihre Forderungen nach einer freiheitlichen Ordnung mit einem „Bundeslied der Studenten“, das auch die bekannte Melodie und einen neuen Text von Karl Folter miteinander verknüpfte. Eine Melodie – und viele Texte dazu...

 

Banater Hymne

Durch den Rückgriff auf die „englische Hymne“ erreichten deutsche Monarchen zuletzt, daß ein Band gemeinsamer Hoch stimmung die einzelnen Kleinstaaten vereinte. Wenn die „Banater Hymne“ nicht eine eigene Vertonung suchte, sondern die bekannte Melodie aufgriff, war sie in guter Gesellschaft. Zwar hat es im Banat nie einen König gegeben, aber die hochfliegenden Zukunftspläne sind vor allem nach 1920 stimmungsmäßig mit den englischen, preußischen und bayerischen Hymnen vergleichbar. Als der dichtender Pate wurde Maximillian L. Moltke (1819-1894) gewählt, der sich von 1841-1849 in Siebenbürgen aufgehalten hatte und dort zum Schöpfer des „Siebenbürgenliedes“ wurde. Der Text der Banater Hymne ist – wie auch jener der Siebenbürger Sachsen – nicht auf die Verherrlichung eines Monarchen ausgerichtet, sondern er stellt Land und Leute und den Mittelpunkt. Die Hymne verherrlicht ein Land, dem wir herzlich zugetan sind. Und sie tut es, indem sie alle konkreten Konturen löscht und eine Ideallandschaft verherlicht, in der es ideale Menschen gibt oder geben kann. In diesem Sinne – als Idealisierung unserer Geburtsheimat Banat – können wir den Text der Hymne auffassen, auch wenn sonst Dimensionen angeführt sind, die scheinbar nicht auf das Banat zugeschnitten sind. Die Banater Hymne ist ein hörbarer Beweis unseres Zusammengehörigkeitsbewußtseins und sie begleitet uns auf unseren Wegen, die oftmals weit außeinander führen. Heute erklingt dieses Lied im Banat, in Deutschland, in Österreich und letzendlich auch in Übersee. Möge diese Hymne noch lange erklingen!
(Aus „Banater Post“ nach einem Beitrag von Horst Fassel)

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