Das Tagebuch des Tom Assmann (Auszug, Teil IV)

Das erste Buch


Das ist also mein erstes Tagebuch! Na, wenn das funktioniert, dann heiße ich Meier. Na mal sehen, wie es weitergeht.

7.2.93

Manchmal könnte ich Rita wirklich auf den Mond schießen. Ich weiß wirklich nicht, ob sie immer recht hat, wenn es zwischen uns Streit gibt (Meinungsverschiedenheiten). Aber ich finde es gut, daß wir uns in letzter Zeit wieder aussprechen. Auch wenn dadurch keine Probleme verhindert werden, hilft es sie schneller zu klären oder aus der Welt zu schaffen. Ich denke, das ist immerhin schon ein Fortschritt.

Es fällt mir schwer, dem Computer jetzt schon so weit zu vertrauen, daß ich ihm meine innersten und kritischsten Gedanken übergeben möchte. Vielleicht ist es auch nur der Zweifel an der Güte meines neuen Geschöpfes "Tagebuch". Aber wer hat noch nie an seiner Courage gezweifelt, ich glaube niemand. Trotzdem ist es komisch, daß gerade ich an ihm zweifle, der ich - leider - schon fast mit ihm verheiratet bin. Obwohl ich wie wenige (oder zumindest nicht so viele) zum Computer ein so enges Vertrauensverhältnis habe, ist doch irgendwo noch eine Barriere, die einen vorm letzten zurückhält. Jetzt bin ich an einer Stelle, wo ich mich frage, ob ich nicht vielleicht bloß mit dieser Meinung (Stellung, Haltung, Verhalten) kokettiere. Das wäre natürlich nicht der Sinn der Sache. Aber ich kann jetzt Heidis komisches Verhalten verstehen, als ich sie damit geneckt habe, daß ich - leider - noch keinen Weg gefunden habe, das Paßwortsystem von PGP auszutricksen. Die Anspielung auf meine Neugier nach ihrem Tagebuch muß ihr wirklich unangenehm gewesen sein.

Selbst bei diesen ersten wirklich belanglosen Zeilen tue ich mich schwer mit dem Gedanken, daß sie vielleicht einmal ein anderer lesen könnte. Es stimmt schon, daß man seinem Tagebuch Sachen anvertraut, über die man so wahrscheinlich nie oder sehr selten mit einem Menschen spricht.

Für Heidi war der Beginn des Tagebuch-schreibens bestimmt - meiner bescheidenen Meinung nach - ein Weg, ihre Probleme loszuwerden, wahrscheinlich der einzige. Ich glaube, wenn ich es eine Weile durchhalte, dann bestimmt, um mich selbst ein bißchen zu kontrollieren und vielleicht zusätzlich aus ganz ähnlichen Gründen. Nicht das ich keine Möglichkeit hätte, mich mit irgend jemandem darüber zu unterhalten, aber manchmal ist es bestimmt auch gut, über bestimmte Probleme erst mal mit sich selbst ins Reine zu kommen. Das ist eine wichtige Erkenntnis für mich. also Tschüß bis morgen, für heute ist Schluß.


<< Das Märchen - 24.02.2002 -- >> Teil III - 23.02.1999 -- Homepage


9. mar 99 / Bestandteil von Thomas Hofmann Online / th-o.de / eMail: Thomas@th-o.de