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Zippers Futurologie:
25 Jahre PC - was war das damals schön - seinerzeit.

PUBLISHINGPRAXIS - Dezember 2000, S. 104

[www.publish.de]

zuletzt geändert: 07. Dez. 2000

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Ich werde alt! Kennen Sie Altair, ZX81, VC20 oder Lisa? Ja? Dann geht es Ihnen wahrscheinlich ähnlich wie mir, wenn Sie an die guten alten Zeiten zurückdenken - und es erfaßt Sie wahrscheinlich auch dieser Hauch von Melancholie und Nostalgie ...

Neulich habe ich ihn gefunden - in einer jener Kisten, die nach einem mehr oder weniger hektischen Umzug für ewig im Keller verweilen und die man »garantiert demnächst mal aufräumt - Schatz!«. Mein alter ZX81, mein erster Mini-Computer zum - damals für mich kaum erschwinglichen - Preis von 149 Mark (ohne Arbeitsspeicher- Erweiterung auf 1.024 k). Doch Oma hatte es möglich gemacht. Mit einer nicht unbeachtlichen Bezuschussung von annähernd 98 Prozent der Kaufsumme, machte sie mich - so meinten zumindest mein damaliger Physiklehrer und mein Vater, ein alter Gewerkschafter, übereinstimmend - zum »Denkkrüppel«. Oder anders: Zum werdenden Computer-Genie - zumindest laut des Tipps aus dem »Goldenen Blatt«, der meine Oma wohl dazu bewogen hatte, meine aufkeimende Computerleidenschaft zu fördern. Gut, meine Kollegen hatten schon viel mehr Computererfahrung und übten sich im Handling mit »Lochkarten« und »Daten-Torten«, während Kumpel Wolfgang und ich mit einer »Dataset« - einem Tonband - Daten speicherten.

Dies zumindest seit jenem Tage, an dem meine staubsaugende Oma die Arbeit von Stunden - einem höchst wichtigen Programm zur Benetzung von Blumen, wenn der Melder »trocken« meldete - zunichte machte, indem sie sich der für den ZX81 reservierten Steckdose bemächtigte.

Bernd Zipper Bernd Zipper: Unser Autor tut das, was er am besten kann – er regt sich auf. Öffentlich und niederträchtig, aber immer mit einem »Augenzwinkern«.

Angetrieben von der Motivation eigentlich nur ein gutes Schriftbild für die Schülerzeitung zu realisieren, wurden die gedruckten Listings der Programmiersprache Basis kurzerhand umfunktioniert, indem wir den Anfang der Zeile mit den Steuerzeichen abschnitten, und den Rest als »Flattersatz« in die Druckvorlagen- Montage klebten. Das war zwar nicht schön, aber zumindest sehr fortschrittlich und originell. Spannend wurde es auch, als Freund Arnd einen Apple II in Betrieb nahm. Mit seinen 64 KB Arbeitsspeicher, einem 5 1/4 Zoll Floppy und einem 300 Baud Akustik-Koppler ließ sich mit einem Kollegen in Belgien hervorragend Schach spielen - zumindest bis Arnds Mutter die nächste Telefonrechnung erhielt.

Doch das alles ist noch nicht so lange her ... dem ZX81 folgten ein Casio, ein Dragon, ein VC64, ein Apple, ein PC, ein Atari, ein Apple SE usw. - und heute darf's dann doch schon die mehrfach tausendfache Leistung sein. Ach, was werde ich wehmütig ...

In diesem Sinne - Glück Auf!

Bernd Zipper

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