Geschichte
des Schützenverein "Frisch auf" Engolding
Fahnenweihe am 14. Juli 1957
Dass auch kleine Vereine durchaus in der Lage sind an die alte
Tradition ihrer großen Vorgänger anzuknüpfen bewies die Fahnenweihe der
Engoldinger Schützen am 14. Juli 1957.
„Trotz regenverhangenem Himmel
erschienen zwanzig Vereine, so dass ein buntes Treiben das sonst so verträumt
gelegene idyllische Engolding – zwischen Oberbergkirchen und Ranoldsberg –
erfüllte“ war damals in der örtlichen Presse zu lesen.
Bereits am Vorabend fand im Festzelt der Brauerei Rieger ein Heimatabend mit
buntem Programm statt. Dieser wurde vornehmlich von den Ruhpoldinger Deandln und
Sepp Baldauf als unverwüstlicher Conferencier, unter Mitwirkung der neugegründeten
Stadtkapelle Mühldorf, der Nachfolgerin der von Hauptwachtmeister Blatz gegründeten
Burschenkapelle Buchbach.
Böllerschüsse und ein Weckruf leiteten den Festtag selbst ein. Um halb acht
Uhr erfolgte der Einzug des Festvereins mit Fahnenmutter Anna Prummer von Höpfing,
der Fahnenbraut Paula Gründl von Sicking und den Festjungfrauen. Unter
Musikbegleitung wurden die Vereine von Salmanskirchen, Mettenheim, Lohkirchen,
Buchbach, Steeg, Küham, Wörth, Münster, Seyfriedswörth, Aspertsham,
Peterskirchen und Mühldorf eingeholt und gegen neun Uhr formierte sich ein
stattlicher Kirchenzug. Der Fahnenwald, die festlich gekleideten Teilnehmer und
Gäste aus nah und fern und die unermüdliche Stadtkapelle brachten Leben,
Stimmung und Farbe in die Idylle. Um einem im Freien errichteten Altar
gruppierten sich die Vereine, der Festausschuss, der Bürgermeister mit dem
Gemeinderat und eine stattliche Zuschauermenge, während H. H. Pfarrer Marsmann
den Festgottesdienst zelebrierte. In seiner Predigt betonte er, dass den
Menschen seit urdenklichen Zeiten die Fahne als Wahrzeichen und Symbol der Treue
und Hingabe für eine große, heilige Sache gelte. Vom Standpunkt der vaterländischen
Geschichte aus könne der Schützenverein, zu dessen neuer Fahne er nur beglückwünscht
werden kann, auf eine jahrhundertelange, geheiligte Tradition zurückblicken.
Die Schützenvereine hätten wesentlichen Anteil an der geistigen und sittlichen
Gestaltung des Volkes. Neben ehrbarer, froher Gesellschaft gelte es aber auch,
das religiöse christliche Leben nicht zu vergessen. Den Mitgliedern, namentlich
den jüngeren, eine Heimstätte, frohen, ehrbaren Vergnügens zu bieten und darüber
hinaus den Geist der Kameradschaft zu wecken und zu folgen, bezeichnete er als
vornehmlichste Aufgabe.
Nach dem Gottesdienst, der Kirchenchor hatte die Deutsche
Messe für gemischten Chor von Haydn zu Gehör gebracht, erfolgte die Weihe der
neuen Fahne, die sich der Verein etwas hatte kosten lassen. Auf der einen Seite
zeigt sie in herrlicher Buntstickerei die Kirche der Heimatgemeinde, auf der
anderen die über einer Scheibe gekreuzten Zimmerstutzen und das Jagdhorn, die
Insignien der Schützenvereine überhaupt.
Eine kurze Gedächtnisfeier vor dem Kriegerdenkmal schloss
sich an und Schützenmeister Koller legte unter den Klängen des „Guten
Kameraden“ einen Kranz zum Gedenken nieder.
Wieder formierte sich der Zug und auf dem Dorfplatz erfolgte
dann nach der Begrüßung in einem Festakt die Übergabe der Fahne und der Festbänder
durch die Ehrenjungfrauen. Gauschützenmeister Hallhuber aus Mühldorf übermittelte
die Grüße und Glückwünsche des Landesschützenmeisters und wies in seiner
Festansprache darauf hin, dass man den Schützenvereinen nicht eine Neuauflage
des Wehrgedankens unterschieben dürfe. Die Vereine seien ausschließlich auf
sportlicher und erzieherischer Basis aufgebaut. Sein Dank galt allen, die zum
Gelingen des Festes beitrugen.
Nach einem gemeinsamen Mittagessen im Festzelt formierte sich
nachmittags noch mal der Festzug und mit der Verteilung der Erinnerungsbänder
fand die eindrucksvolle Feier, zu der auch noch Landrat MDL Weggartner erschien,
ihren offiziellen Abschluss.