Texte
Wer bin ich Wer bin ich? Sie sagen mir
oft, ich träte aus meiner Zelle gelassen, heiter und fest,
wie ein Gutsherr aus seinem Schloss. Wer bin ich? Sie sagen mir
oft, ich spräche mit meinen Bewachern frei und freundlich und
klar, als hätte ich zu gebieten. Wer bin ich? Sie sagen mir
auch, ich trüge die Tage des Unglücks gleichmütig,
lächelnd und stolz, wie einer, der Siegen gewohnt ist. |
Widerstand und Ergebung |
1944 in der Zelle geschrieben, hilfreich für alle, die sich der (modischen) Bemühung um „Ich-Findung“ hingeben, entlarvend für alle, die den starken Mann spielen und nicht mehr zu sagen wagen, wie es wirklich in ihnen aussieht. Ichfindung ist keine beglückende Sache, am wenigsten für den, der allein ist mit sich. Beglückend ist eher schon, wenn dieses „ich“ von anderen hilfreich, stark und überzeugend erlebt wird, wenn ein Mensch erlebt, dass er anderen etwas bedeutet, dass sie ihn bewundern wie einen, „der Siegen gewohnt ist“. Bonhoeffer ist mit beidem so fertig geworden, dass er sich ganz Gott anvertraute, mit seiner ganzen Schwäche und mit der Kraft, die er hatte und die er seinen Mitgefangenen zugute kommen ließ. |
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Selig sind die Friedfertigen Wenn um uns herum Streit
und Tod ihre wilde Herrschaft üben, dann sind wir aufgerufen,
nicht nur durch Worte und Gedanken, sondern auch durch die Tat
Gottes Liebe und Gottes Frieden zu bezeugen. Lest Jakobus 4, 1 ff!
Täglich wollen wir uns fragen, wo wir durch die Tat Zeugnis
geben können für das Reich, in dem die Liebe und der
Friede herrscht. |
Gesammelte Schriften Band II |
Am 20. September schrieb Dietrich Bonhoeffer einen ersten Rundbrief an die Vikare und Pfarrer, die mit ihm im Predigerseminar der Bekennenden Kirche gelebt hatten und nun als Soldaten gegen die militärischen Feinde oder als Pfarrer daheim gegen die geistliche Verirrung zu kämpfen hatten. Für viele war diese Situation eine Zerreißprobe: Für einen Staat zu kämpfen, von dem man selbst bekämpft wurde. Für die Christen bestand die Anfechtung darin, nun einfach alle die Worte Christi zu vergessen und zu tun, was „man“ im Krieg tut: Feinde vernichten! In dieser Zerreißprobe und in dieser Anfechtung, die beide bald dadurch unerträglich wurden, weil immer mehr von den Brüdern an den Fronten gefallen sind, hilft Bonhoeffer mit seinen Rundbriefen. Seine Zeilen sind allen hilfreich, die sich dem Frieden Christi verpflichtet fühlen und die ihre Kampfbereitschaft nun in den Dienst dieses Herrn stellen wollen. |
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Den Dankbaren zeigt Gott den Weg Undank erstickt den
Glauben, verstopft den Zugang zu Gott. Nur zu dem einen dankbaren
Samariter sagt Jesus: Dein Glaube hat dir geholfen. Den
Undankbaren ist trotz Genesung in Wahrheit nicht geholfen. |
Gesammelte Schriften Band III |
Im Juli 1940 formuliert Bonhoeffer diese Worte über den Dank. Damals hatte Deutschland bereits halb Europa erobert: Übermut herrschte bei vielen. Aber noch war Krieg. Heute herrscht der Wohlstand – Unzufriedenheit und Maßlosigkeit sind seine Folgen. „Den Dankbaren zeigt Gott den Weg zu seinem Heil“. Ist unsere Beziehung zu Gott durch die Dankbarkeit gekennzeichnet, bekommt unser Leben Ziel und Sinn. Seltsam, wenn man sich von einem verfolgten Pfarrer durch seine Bibelarbeit im Krieg zum Danken ermuntern lassen muss. „Undankbarkeit beginnt mit den Vergessen.“ Was haben wir vergessen? |
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Das erste, was die Schrift über die Freude sagt Das erste, was die Schrift
über die Freude sagt, lässt sich zusammenfassen in dem
Liedanfang: „Jesu, meine Freude...“. Das ist der
Grundton der biblischen Verkündigung von der Geburt Christi,
vom Anbruch des Reiches Gottes in der Gemeinschaft Jesu mit seinen
Jüngern, von seiner Auferstehung und Himmelfahrt. (Lk 2,10;
Mk 2,19; Lk 24, 41.52; Joh 20, 20). Gott will uns durch Jesus
Christus froh machen. Er will uns nicht bedrücken, uns nicht
Probleme aufgeben, er will uns nicht vor unlösbare Aufgaben
stellen, sondern er will, dass wir uns an Jesus Christus und
seiner Herrschaft freuen... Das gehört wieder zu den
einfachsten Dingen, die wir über den schwierigsten gern
vergessen, dass wir uns an Jesus Christus freuen lernen wie die
Kinder. Ist es nicht schlimmste Undankbarkeit und Verstocktheit
unseres Herzens, wenn uns der, der uns zum Heil, zur Errettung
kam, nun zur Last wird? Mit der Freude an Christus geht uns auch
die Liebe zu ihm verloren. Ohne die Freude an dem Mensch
gewordenen und auferstandenen Sohn Gottes geraten wir ins Murren,
in den Widerspruch, in die Traurigkeit. Wie finden wir aber solche
Freude? Allein durch den festen Glauben: Jesus lebt! Wenn es
wirklich wahr ist, dass Jesus lebt, dass er sich uns bezeugt, uns
führt und hilft, wie sollten wir dann nicht ebenso froh
werden wie die Jünger, als sie ihn am Ostermorgen sahen? (Joh
20, 20) Die Gemeinde ist eine
Gemeinschaft der Freude. An der besonderen Gnade, die dem einen
widerfährt, nehmen alle mit Freuden teil (1. Kor 12, 26).
Johannes kennt keine größere Freude, als wenn er seine
Kinder in der Wahrheit wandeln sieht (2. Joh 4; 3. Joh 4 cf 1. Kor
13,6). An der Freude seines Leidens um Jesu Christi willen
teilzunehmen, bittet Paulus seine Gemeinde (Phil 2, 17). Jesus
aber ruft zur Mitfreude dort, wo ein Sünder Buße tut.
Das ganze Kapitel Luk15 steht unter diesem Ruf (15, 6.9.23.32 cf
2. Kor 7, 9f). Die Christen sind einander täglich
unaufhörlicher Grund der Freude (1. Thess 2, 19. Phil 4, 1).
Wer seine Augen offen hat für seine Mitchristen, dem kann es
an Grund zur Freude niemals fehlen. Es ist doch erstaunlich zu
wissen, dass nicht nur „Jesus unsere Freude“ist,
sondern auch unser christlicher Bruder. Haben wir heute nicht
Grund genug, von dieser Freude erfüllt zu sein? |
Gesammelte Schriften II |
Für Christen ist die Freude
das Herzstück ihres Glaubens, der Pulsschlag ihres Lebens.
Aber wie geht es der Freude in unserer Zeit? Ist sie noch am
Leben? Ist unsere Botschaft froh machend, bringt sie Freude, ist
sie Evangelium? |