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Nazi-Tibet-Connection


 

Der Nazi-Buddha aus dem All

Im Jahr 2012 veröffentlichten wir einen Artikel um den Presserummel, der das Auftauchen einer kleinen Buddha-Figur auslöste, die aus Meteorit-Gestein verfertigt war, die ein Hakenkreuz auf der Brust trug und die von der SS-Tibet-Expedition (1939) mitgebracht worden sein soll. Die Auffindung wurde von vielen mystischen Spekulationen begleitet, welche der Figur einen extraterrestrischen Ursprung andichteten. Wir beendeten damals unseren Artikel mit dem Satz: „Es wäre da wirklich wünschenswert, dass es sich, wie ein Experte äußerte, bei der Statue um eine Fälschung handelt.“ Jetzt, 6 Jahre später (2018), hat sich eine weitere Expertin gefunden, die die wahre Herkunft dieser Figur aufdeckte und sogar herausgefunden hat, wen sie wirklich darstellt. Weder ist dieser Buddha vom Himmel gefallen noch wurde er von der SS-Tibet-Expedition importiert. Der exzessive Devotionalienkult im Buddhismus, der die Reliquienverehrung der Katholischen Kirche aus dem Mittelalter wieder auferstehen lässt, hat eine Schlappe erlitten und der Spiegel, der damals in die Mystifikationschoräle mit eingestimmt war, ist zu seinem Selbstverständnis als kritisches Journal zurückgekehrt. Wir drucken deswegen den von ihm am 28.01.2018 abgedruckten Report „Der Nazi Buddha aus dem All“ anschließend an unseren älteren Artikel ab.

 

Buddha-Statue aus Meteorit Gestein entdeckt

Ein Vermächtnis der SS-Tibetexpedition?

 

Der internationale Medienrummel um eine Buddha-Statue, die von der SS-Tibetexpedition 1939 nach Berlin gebracht wurde und dann später in Wien auftauchte, gibt Anlass, erneut die Nazi-Tibet-Connection in die Debatte zu bringen. Es soll sich um ein tausend Jahre altes Artefakt aus Ataxit handeln, ein Mineral, aus dem nur sehr wenige Meteoriten bestehen. Nach Angaben des interdisziplinären Forscherteams ist es die einzige Darstellung einer menschlichen Figur, die aus Meteoritengestein geschnitzt wurde. Auf der Brust trägt die Statue eine Swastika, wenn auch seitenverkehrt zum Hakenkreuz der Nationalsozialisten.

 

http://www.trimondi.de/Lamaismus/Meteorit-Buddha-Statue-NS-Tibet-Expedition-Dateien/image001.jpg

 

Der okkulten Spekulation um die Nazi-Tibet-Expedition unter Ernst Schäfer und unter der Schutzherrschaft Heinrich Himmlers (1939) werden nach der Entdeckung wieder Tor und Tür geöffnet. Dazu tragen die Wissenschaftler selber durch ihre mystifizierende Rhetorik bei: „Sie hat einen extraterrestrischen Ursprung,“ –  berichtet Theo Ntaflos von der Lithosphärenforschung der Universität Wien über den Ataxit-Buddha – „und die, die die Statue gemacht haben, haben gewusst, wie wertvoll das Material war, sie haben die Statue vergoldet.“ Diese „Expertise“ suggeriert, dass das Kunstobjekt aus einer außerirdischen Sphäre stammen könnte. Es heißt nicht. „das Material, aus dem die Statue besteht, ist astronomischen Ursprungs“, sondern „sie“, die Statue, „hat einen extraterrestrischen Ursprung.“ Die österreichische Zeitung Die Presse titelt denn auch unter der Rubrik Science frisch-fröhlich darauf los: „Buddha mit extraterrestrischem Ursprung und Nazi-Geschichte“. Beziehungen zu Außerirdischen sind für Nazi-Okkultisten und Tibet-Esoteriker immer schon ein Königsthema gewesen.

 

Man weiß bisher nicht sicher, welche Buddha-Gestalt oder welche Gottheit das Objekt darstellt. Es wird deswegen „Eisenmann“ genannt. Möglicherweise soll es den buddhistischen Gott Vaisravana (in Tibetisch: Jambhala) darstellen, „der sowohl Reichtum als auch Krieg repräsentieren kann“, steht in der Presse. Vaisravana gilt als „Hüter des Nordens“, ist eine buddhistische Variante des indischen Reichtumsgottes Kubera und wird nur am Rande mit dem Krieg in Beziehung gebracht. Der tibetische Buddhismus hat zwar zahlreiche kriegerische Aspekte und auch eine kriegerische Geschichte, aber seine problematische Hauptausrichtung liegt, wie wir es ausdrücken würden, in seinen „manipulierenden“ Bewusstseinstechniken. Die Nazis dagegen waren vor allem an der kriegerischen Seite der Lama-Kultur, die sie als ein Reservat alt-arischen Wissens ansahen, interessiert.

 

Das zeigt sich besonders deutlich in Ernst Schäfers Erfolgsfilm Geheimnis Tibet, der während des Zweiten Weltkrieges gezeigt wurde und der die Deutschen in Kampfstimmung bringen sollte. Er beginnt mit den militanten Aspekten des Lamaismus und endet mit diesen. Schon zu Anfang wird der Zuschauer durch den „Kriegstanz“ des blutrünstigen Schutzgottes Mahakala, des „furchtbaren Herrn des Todes und des Schreckens“ in die rechte, aufgeputschte  Stimmung versetzt. Alles endet  mit einer Militärparade der tibetischen Armee begleitet von der metallenen Stimme eines Kommentators: „Scharfe Waffen! – meldet der erste. – Gute Sättel! – meldet der Zweite. – Schnelle Pferde! – der Dritte – Tapfere Krieger! – So reiten sie wieder dahin, woher sie gekommen – hinaus auf die Steppen und Öden.“

 

Die Gefahr besteht, dass sich um den Ataxit-Buddha ein idolatrischer Kult bildet. In den Medien wird die religiöse Verehrung des Meteoriten-Objekts hemmungslos vorbereitet. „Solche Himmelsgaben genossen in allen Kulturen Verehrung, der ‚Stein von Delphi’ war vermutlich ein Meteorit, der in der Kaaba von Mekka ist wohl auch einer. Man hat auch Gebrauchsgegenstände aus dem ‚Himmelseisen’ – so heißt es in Tibet: namchag.“ – schreibt Die Presse. Auch der „säkulare“ deutsche Spiegel, bekannt für seine kritiklose Dalai Lama Verehrung, schwärmt: „Meteoriten galten in vielen Kulturen als himmlische Zeichen. An einigen Stellen wurden derartige Gesteinsbrocken als heilig verehrt - etwa von Indianern in Nordamerika oder den Aborigines in Australien, wie die Forscher berichten. Messer und andere Objekte aus Meteoritengestein, etwa Vogel-Figuren, finden sich daher an verschiedensten Orten. Nur die Darstellung einer menschlichen Figur sei bisher einzigartig.“ Es wäre da wirklich wünschenswert, dass es sich, wie ein Experte äußerte, bei der Statue um eine Fälschung handelt.

 


Spiegel Artikel vom 28.01.2018

 

 

Rätselhafte Herkunft erforscht

Der Nazi-Buddha aus dem All

Von Jörg Römer

 

Es soll die einzige menschliche Figur aus einem Meteorit sein - angeblich uralt und aus Tibet von einer Nazi-Expedition entführt. Nun hat eine Forscherin offenbar das Geheimnis der Statue gelüftet.

 

Was für eine Geschichte: Eine Truppe Nazis klaut auf einer Expedition nach Tibet in den Dreißigerjahren eine Statue - tausend Jahre alt, eine Darstellung des buddhistischen Gottes Vaisravana. Auf der Brust trägt die Figur ein rückwärts gedrehtes Hakenkreuz, eine Swastika - ein Glückssymbol in vielen fernöstlichen Religionen.

 

Doch es wird noch besser: 2012 untersuchen deutsche Materialforscher das stark eisenhaltige Gestein der Statue. Sie stellen fest: Der als Eisenmann bezeichnete Klotz ist nicht von dieser Welt, er wurde aus Teilen des sogenannten Chinga-Meteoriten hergestellt, der vor rund 15.000 Jahren auf die Erde stürzte.

 

Metalllegierungen aus dem All wurden schon häufiger von Menschen als Werkstoff verwendet. Aus Tibet sind Amulette aus Meteoritenerz bekannt, auch der Stoff für die Dolchklinge des ägyptischen Pharaos Tutanchamun fiel vom Himmel - doch bis heute ist der Eisenmann die einzige gefertigte menschliche Darstellung aus einem Meteoriten. Doch woher die merkwürdige Figur stammt und wer sie einst angefertigt hatte, blieb ein Mysterium. Nun hat die Historikerin Isrun Engelhardt offenbar den Ursprung des Nazi-Buddhas aufgespürt und sein Geheimnis weitgehend entschlüsselt. Ihre Arbeit hat sie nun im Fachmagazin "The Revue d'Etudes Tibétaines" veröffentlicht.

 

SS-Expedition nach Tibet

Aber der Reihe nach: Zunächst hatten die Materialforscher für ihre Studie von 2012 offenbar versucht, mehr über die Figur herauszufinden. Sie sollen verschiedene Kulturwissenschaftler befragt haben - doch jeder sei mit einer anderen Theorie dahergekommen, jeder wollte andere kunsthistorische Merkmale in dem Buddha entdeckt haben. Gottheit, Herrscher oder Lama, buddhistisch oder tibetisch - alles war offenbar vorstellbar, immer wildere Mythen rankten sich um die Statue.

 

Die gängigste Erklärung lautete noch: Die Figur, ohnehin nicht gerade ein Wunderwerk des filigranen Handwerks, stammt aus dem Grenzgebiet von Sibirien, der Mongolei. Vielleicht aber auch Tibet. Sicher war man sich, zumindest hier und da, dass das Stück der Bön-Kultur zuzurechnen ist. Jener Religion, die vor der Einführung des Buddhismus im achten Jahrhundert vorherrschend war.

 

Nach Deutschland müsse die Statur dann durch die berühmt-berüchtigte Forschungsreise von Ernst Schäfer gekommen sein, wurde vermutet. Der Zoologe hatte im Auftrag der Nationalsozialisten zwischen den Jahren 1938 und 1939 eine Tibet-Expedition geleitet. Die Reise in das damals völlig abgeschottete Land war später Inspirationsquell rechter Verschwörungsesoteriker.

 

Schäfer hatte von Heinrich Himmler für die Reise Unterstützung angeboten bekommen. Der SS-Chef war erpicht darauf, Spuren einer arischen Urrasse zu finden. Schäfer und sein Trupp, allesamt frisch zu SS-Leuten ernannt, sollten im damals streng abgeschirmten Tibet Menschenschädel vermessen. Doch Schäfer konzentrierte sich lieber auf die heimische Vogelwelt. Noch heute füllen Tausende Tiere im Naturkundemuseum Berlin die Schubladen.

 

Typischer Tibet-Kitsch

Doch schon 2012 gab es Zweifel an der These, Schäfers Trupp habe das Stück mitgenommen. Merkmale des 24 Zentimeter hohen und mehr als zehn Kilo schweren bärtigen Buddhas mit einem Ohrring muteten den Tibetologen untypisch an. Dem Buddhismusforscher Achim Bayer von der Dongguk University in Seoul kam allein die Form der Hose und Schuhe merkwürdig vor, wie er in einem Aufsatz schrieb. Sehr wahrscheinlich sei die Statue keinesfalls tausend Jahre alt - sondern eher im Zeitraum zwischen 1910 und 1970 entstanden. "So sieht typischer Tibet-Kitsch aus dem frühen bis mittleren 20. Jahrhundert aus. Uns war 2012 sofort klar, dass die Statue nicht aus Tibet kommt", sagt Bayer.

 

Auch der deutschen Historikerin Isrun Engelhardt kamen Zweifel. Schon 2012 vermutete die Expertin für die Schäfer-Expedition, dass der Buddha nicht mit dem blonden Ornithologen nach Deutschland gekommen war. Bis auf den Pfennig hatten die Forscher einst die Kosten für die Expedition abgerechnet, jeder Posten, Ausgaben wie Fundstücke, war in den Listen verzeichnet. Warum hätte einer der Teilnehmer den Metallklotz schmuggeln sollen? Engelhardt machte sich auf die Suche nach dem Ursprung der seltsamen Statue.

 

Was sie herausfand, widerlegte die irrwitzige Geschichte vom Nazi-Buddha - aber es klingt nicht minder bemerkenswert.

 

Offenbar hatte ein dubioser russischer Händler den Eisenmann schon 2007 den Materialforschern zum Kauf angeboten. Den Namen des Anbieters wollen diese bis heute nicht preisgeben, angeblich, weil der um Anonymität gebeten hatte. Engelhardt identifizierte den Mann als Igor Kaledin, Fotos auf seiner Webseite hatten ihn verraten. Der Russe hatte, so recherchierte Engelhardt, offenbar damals nebenher versucht, die Statue einem Kölner Auktionshaus anzudrehen. Anders als die Materialforscher hatten dort aber die Kunstexperten dankend abgelehnt - es war für sie zu offensichtlich, dass das Stück Zweifel am tibetischen Ursprung aufkommen ließ.

 

Die Spur führt zu einem russischen Künstler

Ein inzwischen verstorbener Wiener Geologe kaufte das Stück schließlich 2009 für 20.000 Euro ab - und offenbar auch die Geschichte vom tausend Jahre alten Eisenmann, die Kaledin auftischte. Zusammen mit den deutschen Forschern veröffentlichte der Wiener Kollege dann 2012 die Studie zum Chinga-Meteoriten. Die Spur von Kaledin hatte sich da bereits in Russland verloren. Für Engelhardt bedauerlich: "Ich weiß immer noch nicht genau, wie die Statue zu ihm gelangt ist", sagt Engelhardt.

 

Trotzdem verfügte sie über Hinweise zum Ursprung der Figur: Verschiedenen Kunstexperten war eine Ähnlichkeit der Statue mit einer schillernden Persönlichkeit der russischen Kunst- und Esoterikszene aufgefallen: Nicholas Roerich (1874-1947).

 

Eine Mischung aus Schriftsteller, Wissenschaftler und Künstler, aber auch Mystiker und Guru, reiste Roerich mit seiner Frau in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts durch den Himalaya und ganz Asien. Er malte nicht nur mit geradezu explodierender Farbpracht die dortige Landschaft, er ließ sich auch von so mancher esoterischer Strömung mitreißen. So wurde er von der Okkultistin Helena Petrovna Blavatsky, aber auch anderen geistigen Führern beeinflusst und gründete mit seiner Frau Helena die theosophische Vereinigung Agni Yoga. Noch heute gibt es weltweit Agni-Yoga-Gruppen und Roerich-Gesellschaften sowie verschiedene Museen mit seinen Werken.

 

Blavatsky infizierte Roerich mit seinem Glauben an das verborgene Königreich Shambhala. Dabei handelte es sich um ein Reich, dass die Lehre des reinen Buddhismus angeblich im Verborgenen bewahrt - während die Welt von Barbaren überrannt worden ist. "Ähnlich wie das verborgene Paradies Shangri-La wirkten Shamballah und Tibet geradezu wie ein Magnet auf alle möglichen Esoteriker und Verschwörungstheoretiker der damaligen Zeit", sagt Engelhardt.

 

Roerich hatte den Erzbrocken auf seinen Reisen dabei

In den Zwanziger- und Dreißigerjahren war Tibet extrem abgeschottet, Ausländer hatten praktisch keinen Zutritt. Das nährte Mythen und machte das Land zum Sehnsuchtsort für alle möglichen schrägen Weltenbummler.

 

Roerich war einer von ihnen und hatte es sich wohl zur Lebensaufgabe gemacht, den Eingang zu dem verborgenen Tal zu finden. Er hoffte, dem Buddhismus zum Sieg verhelfen zu können und ein spirituell geführtes Reich auch geografisch und politisch verwirklichen zu können.

 

1923 gelangte auf nicht genauer zu ergründenden Kanälen zudem offenbar ein Teil des Meteoriten zu den Roerichs. Der bärtige Maler hatte eine Schwäche für exotisches Gestein und Erze und hatte den Brocken fortan ständig auf seinen Reisen dabei, da er ihn für heilig hielt.

 

Zudem wurde es mit seinem Shambhala-Wahn immer schlimmer. "Roerich bezeichnete sich selbst sogar in einem Brief an den Dalai Lama als den kommenden König von Shambhala", so Engelhardt. In Darjeeling ließ er sich prunkvolle, traditionelle Gewänder anfertigen, die er gelegentlich anlegte. Roerich plante wohl, als Rigden Jyepo, dem 25. König von Shambhala, nach Tibet einzureisen.

 

Roerich-Bild "The Order of Rigden Jyepo" mit ähnlicher Statue

Roerich-Bild „The Order of Rigden Jyepo“, der den Shambhala-König darstellt, welcher nach den Prophezeiungen die Welt mit einem apokalyptischen Krieg überzieht und der als Vorlage für die Meteroriten-Buddha gedient haben mag. Roerich glaubte, die Inkarnation von Rigden Jyepo zu sein.

 

Engelhardt entdeckte zudem eine Roerich-Studie und ein später daraus entstandenes Bild von 1926/27. Die Werke heißen "The Order of Rigden Jyepo". Beide Bilder zeigen Reiter in einer Berglandschaft, einige stehen zu Pferd am Fuß einer riesigen Statur, die in den Fels eines Bergs gehauen wurde. Die Statur ähnelt dem Eisenmann stark, sie nimmt genau dieselbe, auffällige Körperhaltung ein. Zur Zeit der Entstehung hielt sich Roerich in Urga in der Mongolei auf, so hieß damals Ulaambaatar.

 

Bitte um Einblick abgewiesen

Der Roerich-Clan wartete damals einige Monate auf eine der raren Einreisegenehmigungen nach Tibet. Vermutlich hat Roerich die Figur in dieser Zeit anfertigen lassen - sie sollte ihn als 25. König von Shambhala zeigen, glaubt Engelhardt. Immerhin: Kundige Metallhandwerker habe es damals in dem Ort gegeben, ihre Tradition lebt bis heute fort. Heutige Handwerker hätten den Stil der Arbeit erkannt, heißt es.

 

Sein steinerner Stellvertreter hat Roerich letztlich nicht viel genutzt. Zwar durfte er nach Tibet einreisen, allerdings kam er nie bis zur Hauptstadt Lhasa. Er hatte sich als US-Buddhist ausgegeben, das weckte Misstrauen. Schließlich wurde er ein paar Tagesreisen von Tibets Hauptstadt entfernt festgesetzt und musste irgendwann umkehren - damit platzten die Träume vom eigenen Königreich.

 

Doch auch wenn der Ursprung der Statue damit geklärt zu sein scheint, bleiben auch nach Jahren der Arbeit für Engelhardt immer noch Fragen: Sie hofft auf einen direkten Nachweis der Statue, der sich aus Zeitdokumenten ergeben könnte. Solche liegen möglicherweise in den Roerich-Archiven in Moskau, die die Agni-Yoga-Vereinigung verwaltet. Aber bisher wurden ihre Bitten um Einblicke abgewiesen. "Die sind wie eine Sekte und stark abgeschottet. Da kommen sie nur sehr schwer ran", sagt sie. Gut möglich, dass sie erst mal an anderer Stelle weiterrecherchiert.

 

© Der Spiegel – 2018

 


Ausführlich haben wir im Teil 2 Kapitel 11 unseres Buches Der Schatten des Dalai Lama über Nicolas Roerich und den russischen Tibet-Okkultismus berichtet. Der Religionswissenschaftler Andrej Znamenski hat in seinem Buch Red Shambhala – Magie, Prophezeiung und Geopolitik im Herzen Asiens die Forschungen noch weiter getrieben. Hier einige Artikel:

 

Markus Osterrieder – From Synarchy to Shambhala - The Role of Political Occultism and Social Messianism in the Activities of Nicholas Roerich

 

Shambhala, Kalachakra Tantra, and Avenging Gods of Tibetan Buddhism

 

Roerich and Tibet: The Road to Shambhala Can Take Some Very Surprising Turns by Andrei Znamenski

 

Red_Shambhala – Magic, Prophecy, and Geopolitics in the heart of Asia

 

Professor Andrei Znamenski talks about his latest book Red Shambhala

 


Das Buch Hitler-Buddha-Krishna – Eine unheilige Allianz vom Dritten Reich bis heute (Wien 2002 – Ueberreuter Verlag) untersucht das Interesse der Nazis am Buddhismus im Allgemeinen und Tibetischen Buddhismus im Besonderen. Das Kapitel über die SS-Tibet-Expedition, über deren ideologischen Hintergründe und über die Reaktion der tibetischen Lamas und des XIV. Dalai Lama auf die Nazi-Tibet-Connection wurde hier abgedruckt:

 

Deutsche Hakenkreuze im Himalaja

 

Die SS-Tibetexpedition und ihre Protagonisten in 9 Kapiteln

 

Kapitel 1

Sven Hedin (1865 – 1952) – Tibetforscher, Hitlerfreund und Vorbild für die NS-Jugend – "Seinem Temperament nach ein Nazi"

 

Kapitel 2

Ernst Schäfer (1910-1992) – Tibetexperte der SS – Grundlagen einer nationalsozialistischen Naturwissenschaft

 

Kapitel 3

Ernst Schäfer und Tibets Regent Reting Rinpoche: "Treffen des westlichen und östlichen Hakenkreuzes in Freundschaft und Frieden"

 

Kapitel 4

Bruno Beger  – Rassenspezialist der SS-Tibetexpedition – zwischen Tibet und Auschwitz

 

Kapitel 5

Die archaische Kultur des Lamaismus fasziniert die Mitglieder der SS-Tibetexpedition  

 

Kapitel 6

Der SS-Film Geheimnis Tibet – "Die furchtbar geschundenen Herren des Leichenfeldes"

 

Kapitel 7

Einsatz der Tibetologen für den Nachweis einer verschollenen ur-arischen Hochkultur in Tibet

 

Kapitel 8

Der SS-Mann und Bergsteiger Heinrich Harrer - Mentor des XIV. Dalai Lama

 

Kapitel 9

Peinliche Freundschaften des XIV. Dalai Lama zu den SS-Männern

 

© Victor & Victoria Trimondi