Bei dem folgenden Artikel handelt es sich um einen Vortrag gehalten
auf dem 19. Canetti-Syposium in Wien 2006. Er
erschien in der Anthologie „Islam – Dialog und Konroverse“
(Hrsg. John D. Pattillo-Hess und Mario R. Smole) Wien 2007 (Löcker
Verlag – www.gmmf.org/Buch_19.htm).
Die in den Fußnoten genannten Internet-Verweise wurden das letzte Mal 2006
überprüft.
Politik und Krieg im Bann der Apokalypse
Eine neue Qualität des christlichen
Fundamentalismus
von Victor und Victoria Trimondi
Kurz nachdem der iranische Präsident in der Weltöffentlichkeit als
ein religiöser Fanatiker wahrgenommen wurde, erschienen in der liberalen
US-Presse Artikel, die Ähnlichkeiten zwischen Mahmoud Ahmadinedschad
und George W. Bush herausstellten. (1) Beide glauben im Auftrage Gottes zu
handeln, beide führen einen Krieg gegen das Böse, beide zitieren in ihren
politischen Reden aus ihren Heiligen Büchern (der eine aus der Bibel, der
andere aus dem Koran), beide streben eine neue Weltordnung an und beide
versuchen, in ihrer eigenen Gesellschaften einen an ihrer Religion
orientierten Wertewandel herbeizuführen. In dieser Allgemeinheit mag ein
solcher Vergleich stimmen. Aber nicht nur sind die iranische und
amerikanische Gesellschaft grundverschieden, sondern Bush ist in seinen
religiösen Überzeugungen keineswegs so präzise festzulegen wie sein
Amtskollege aus Teheran. Während wir von Ahmadinedschad
wissen, dass er seine Politik letztlich als Mittel einsetzt, um das
Erscheinen des schiitischen Messias, des 12. Imam, zu beschleunigen, hat
sich Bush nie dazu geäußert, ob er in den Irak einmarschiert ist, um das in
der Johannesapokalypse prophezeite Zweite Kommen Christi herbeizubomben. Was bei dem amerikanischen Präsidenten
echter Glauben und was politisches Kalkül ist, darüber streiten sich die
Fachleute. Eines steht jedoch fest, dass Bush mit seinen markigen Worten
wie „Krieg gegen die Achse des Bösen“, „Kreuzzug“ und „Wer nicht für
uns ist, der ist gegen uns!“
ein Millionenpublikum christlicher Fundamentalisten begeistert, die ihre
ganze Energie dazu verwenden, die amerikanische Zivilgesellschaft in eine
Theokratie zu verwandeln.
Jeder Anwärter auf das amerikanische Präsidentenamt, auch ein
liberaler, ist gezwungen, sich offen als gläubiger Christ zu bekennen,
ansonsten hat er keine Chance gewählt zu werden. Trotz aller hoch
gepriesener Multikulturalität versteht sich der Grossteil aller US-Amerikaner als Bürger einer
christlichen Nation. An der bekannten Beobachtung, die Alexis de
Tocqueville im Jahre 1840 machte, hat sich bis heute nicht geändert: „In
der Vereinigten Staaten verschmilzt die Religion mit allen nationalen
Gewohnheiten und mit fast allen patriotischen Gefühlen, und dies verleiht
ihr besondere Kraft.“
Der politisch engagierte Teil
von Amerikanern, die ihre patriotischen Gefühle mit der Religion
miteinander verbinden, sammelt sich
in der so genannten „Christlichen Rechten“. Die ultra-konservative
Christian Right muss als die größte und
mächtigste außerparlamentarische Bewegung des Landes angesehen werden. Ihre
Mehrheit besteht aus fundamentalistischen und evangelikalen Christen. Aber
in ihr sind ebenso Katholiken aktiv, die sich von dem traditionalistischen
Wertesystem dieser machvollen Basis-Organisation angezogen fühlen. Sie alle
haben den Kampf gegen den laizistischen Staat und den säkularen Humanismus
auf ihre Fahnen geschrieben.
Verbreitet werden ihre
radikal-religiösen Ideen von renommierten Theologen, die an den großen
fundamentalistischen Eliteschulen und Universitäten des Landes lehren; von
wortgewaltigen Televangelisten
(Fernsehpredigern), denen einflussreiche TV- und Hörfunksender zur
Verfügung stehen; von enthusiastischen Pfarrern, die in zahlreichen immer
gut besuchten Mega-Kirchen, ihre suggestiven Predigten halten; von
populären Schriftstellern, deren Bücher seit Jahren ganz oben auf den
Bestsellerlisten stehen; von machtvollen Politikern in den
Volksvertretungen der einzelnen Bundesstaaten, im Kongress und im Senat;
von hohen Militärs, die sich um die „moralische Aufrüstung“ der Armee
bemühen.
Der Endzeit-Wahn der
Christlichen Rechten
Anhänger der Christlichen
Rechten mögen sich in Einzelfragen voneinander unterscheiden, Millionen von
ihnen verbindet jedoch die Überzeugung, dass wir in der „Endzeit“ leben.
Schon 1970 weissagte der evangelikale Starprediger Billy Graham, das
Urgestein aller Televangelisten und der
spirituelle Berater von mehreren republikanischen Präsidenten, die Welt werde
sich „sehr schnell in Richtung Armageddon entwickeln“ und „die gegenwärtige
Generation junger Leute“ sei „wahrscheinlich die letzte Generation der
Geschichte.“ (2) In den 80er Jahren wiederholte Präsident Ronald Reagan
immer wieder, das Ende der Welt stehe kurz bevor. „Verstehen Sie, ich
beziehe mich wieder auf die althergebrachten Propheten aus dem Alten
Testament und auf die Zeichen, die Armageddon voraussagen, und ich frage
mich, ob wir nicht diejenige Generation sind, die das noch erleben wird.“ (3)
Heute sind nach einer Umfrage vom TIME/CNN 59 Prozent aller Amerikaner davon überzeugt, dass sich die
Ereignisse der Johannesoffenbarung realisieren und mehr als ein Drittel von
ihnen spekulieren darüber, in welchem Zusammenhang aktuelle Nachrichten mit
den Weissagungen der Heiligen Schrift stehen.
Über dieses Milieu
christlicher Apokalyptiker, über ihre Ideologie, über ihre Geschichte, über
ihren sozialen und politischen Einfluss bis hin ins Weiße Haus möchten wir
hier referieren. Ihr harter Kern wird auf 25 Millionen geschätzt, aber das
Umfeld, das sie mit ihren Ideen und ihrem Doomsday-Wahn
beeinflussen, soll dreimal so groß sein. Zu ihren exponierten Protagonisten
zählen, um hier nur einige Namen zu nennen, der Medienmogul und
Teleprediger Pat Robertson, der Präsidentenmacher und Gründer einer
Eliteuniversität Jerry Falwell, die Bestseller
Autoren Tim LaHaye und Hal Lindsey und der
wortgewaltige Prediger und einflussreiche Lobbyist John Hagee.
Die Hauptquelle für den amerikanischen Endzeit-Glauben sind
Passagen aus der Bibel, die apokalyptisch-messianisch gedeutet werden
können, an erster Stelle die Offenbarung des Johannes, wenige Sätze aus den
Evangelien und zahlreiche aus dem Alten Testament, insbesondere aus den
Prophetenbüchern. Ausgehend von diesen biblischen Stellen konstruierte der
irische Wanderprediger John Nelson Darby im 19. Jahrhundert eine originelle
Eschatologie, die von seinen Anhängern verfeinert und aktualisiert wurde.
Seine apokalyptische Bibelauslegung trägt den Namen Dispensationalismus
und schildert prophetisch die verschiedenen Etappen (dispensations)
des kommenden Endzeit-Geschehens. Darbys
Konstruktion übte auf die evangelikalen Christen Amerikas eine sich
zunehmend verstärkende
Anziehungskraft aus. Der weltweit auflagenhöchste Bibel-Kommentar,
die so genannte Moody-Bibel, basiert zum Beispiel auf der Doktrin der Dispensationalisten.
Es war die Absicht Darbys, Geschichte und
Politik eschatologisch zu deuten, d. h. als Stufen bzw. als Hindernisse auf
einem Heilsweg, der in der Wiederkehr Christi
kulminiert. Diess hat zur Folge, dass die
jeweilige politische Weltenlage immer wieder mit den dispensationalistischen
Prophezeiungen in Einklang gebracht werden muss. Wie sich die Enzeit-Theologen heute unter dem Eindruck des 20. und
des sich turbulent ankündigenden 21. Jahrhunderts unsere nahe Zukunft
vorstellen, möchten wird in 14 Punkten zusammenfassen.
- Die Endzeit hat schon begonnen, spätestens seit
Gründung des israelischen Staates im Jahre 1948.
- Der
zunehmende moralische, soziale, politische und ökonomische Verfall der
säkularen Welt deutet den unaufhaltsamen Aufstieg des Anti-Christen
an.
- Der Nahe und Mittlere Osten, insbesondere
Israel und Jerusalem, bilden die Hauptbühne der Endzeit-Geschehnisse.
- Groß-Israels mit Jerusalem als Hauptstadt wird
in naher Zukunft gegründet und der alte zuletzt von den Römern
zerstörte Tempel der Juden wird wieder aufgebaut.
- Die arabischen Staaten zusammen mit Russland
greifen Groß-Israel an und wollen es vernichten.
- Die Vereinigten Europäischen Staaten kommen
Israel zu Hilfe.
- In der Zwischenzeit hat der Anti-Christ die
Macht in Europa an sich gerissen und wird anschließend Präsident der
UNO. Im Anfang tritt er als Friedensfürst auf und schafft es, dass im
Nahen Osten für kurze Zeit die Waffen ruhen. Wenig später wird er zu
einem grausamen Kriegsherr mutieren, dem es gelingt, die ganze Welt
unter seinem Kommando zu versklaven.
- Der Anti-Christ gründet eine neue dämonische
Weltreligion.
- Während seiner Herrschaft kommt es zur
wunderbaren „Entrückung“ der wahren
Christen, rapture genannt. Diese werden
direkt von Gott in den Himmel aufgenommen und bleiben deswegen von den
kommenden apokalyptischen Kriegen verschont.
- Kurz danach beginnen unter den
„Zurückgelassenen“ (left behind)
die Endzeit-Kriege von bisher nicht gekannter Brutalität. Auf der
einen Seite stehen die Armeen des Anti-Christen, auf der anderen Seite
kämpft das christliche Heer aus Gläubigen, die zur Zeit der Entrückung noch nicht die Reinheit aufwiesen, um
in den Himmel aufzusteigen, und die sich deswegen durch ihr Engagement
im Krieg gegen den Anti-Christen purifizieren wollen. Es herrscht die
sogenannte „große Trübsalzeit“ (great tribulation), die
sieben Jahre andauert.
- In höchster Not erscheint dann Jesus Christus
als Militanter Messias und fordert den Anti-Christen heraus.
Himmlische und höllische Mächte, Gut und Böse, Gott und Satan stehen
sich in einem kosmischen Ringen auf Leben und Tod gegenüber.
- Es kommt zur größten Krieg aller Zeiten, in der
neben ABC-Waffen auch Naturkatastrophen zum Einsatz gelangen.
Zahlreiche Großstädte werden dem Erdboden gleichgemacht. Milliarden
von Menschen sterben eines gewaltsamen Todes.
- Die militärischen Auseinandersetzungen zwischen
Christus und dem Anti-Christen gipfeln in der gigantischen Schlacht
vom Armageddon im Norden des heutigen Israel und enden in einem
„nuklearen Holocaust“.
- Christus siegt, hält blutiges Gericht über die
Anhänger des Anti-Christen und errichtet ein weltweites Friedensreich,
das Tausend Jahre andauert.
Mittlerweile gibt es unzählige Publikationen, die als Fiction oder
als Sachbuch diese dispensationalistische,
christlich fundamentalistische Endzeit-Theologie mit nur unwesentlichen
Variationen unters Volk bringen. Die spektakulärste davon ist die Left Behind Serie des bald 80 jährige Tim LaHaye. Darin wird ein berauschender Mix aus Religion,
Politik, Endzeit-Prophezeiung und knallharten Actionszenen zusammengebraut.
Alle 12 Bände dieses Machwerks sind publiziert und mehr als 65 Millionen
(!) Exemplare davon wurden verkauft. LaHaye zählt
deswegen zu den erfolgreichsten Autoren des 20. Jahrhunderts. Neben seiner
Schriftstellertätigkeit ist er politisch aktiv und als einer der
bedeutendsten Galionsfiguren der Christlichen Rechten.
Natürlich gibt es in der Science-Fiction-Literatur zahlreiche
ebenso phantasmatische Bücher mit apokalyptischen
Themen wie die Left Behind Serie, doch der
wesentliche Unterschied besteht darin, dass Millionen von Amerikaner die LaHaye Thriller nicht als literarische Phantasie
konsumieren, sondern als die Vorhersage von kurz bevorstehenden
Ereignissen. „Viele Leute lesen die Left Behind
Bücher nicht als Romane, sie lesen sie als die Tageszeitung von Morgen.“ -
Sie sind „mehr als ein spiritueller Führer: sie sind für sie eine
politische Agenda.“ - berichtet Time Magazine. (4) Ihr Wahlverhalten, ihre
Beurteilung in Fragen der Auf- und Abrüstung, ihre Bewertung des
Anti-Terrorkampfes, des Irak- und des
Libanon-Krieges werden durch fundamentalistische Ansichten und
Argumente aus LaHayes Serie beeinflusst. Das
bedeutet konkret: Viele Left Behind Leser
plädieren für die Verhinderung der Road Map, für
die Vertreibung oder sogar Vernichtung der Palästinenser, für die Schaffung
eines Groß-Israels vom Nil bis zum Euphrat, für die Errichtung eines
jüdischen Gottesstaates, sie misstrauen zutiefst Europa, als der Geburtstätte des Anti-Christen und der UNO, deren
Generalsekretär er nach LaHaye sein wird und sie
glauben, dass die US-Army jetzt schon im
Mittleren Osten einen Heiligen Krieg gegen den Teufel führt. Im
deutschsprachigen Raum ist es kein geringerer als der Bertelsmann-Konzern,
der die Doomsday-Bücher des Tim LaHaye publiziert und dem christlichen Fundamentalismus
damit ein Tor nach Europa öffnet. Für einiges Aufregen sorgte die
amerikanische Copyright-Abteilung des Konzern als sie für eine neue
Endzeit-Serie des Autors mit dem Titel Babylon arising
die satte Summe von 42 Millionen Dollar aushandelte, der höchste Betrag,
der jemals in der Verlagsgeschichte als Vorschuss bezahlt wurde.
Der Heilige Krieg der christlichen Fundamentalisten
Zwar gilt die Natur der vier
Evangelien des Neuen Testaments weitgehend und zu Recht als friedlich. In
einem viel zitierten Satz bei Matthäus heißt es zum Beispiel: „Steck Dein
Schwert in die Scheide, denn alle, die zum Schwert greifen, werden durch
das Schwert umkommen.“ (Matthäus 26: 52) Doch schon im selben Evangelium
steht der erstaunlich aggressive „Schwertvers“,
auf den sich ein militantes Christentums beruft: „Denkt nicht, ich sei
gekommen, um Frieden auf Erden zu bringen. Ich bin nicht gekommen, um
Frieden zu bringen, sondern das Schwert.“ (Matthäus 10: 34)
Es ist aber an erster Stelle
die Offenbarung des Johannes, aus der Christen seit Jahrhunderten die
theologische Legitimation für einen „Heiligen Krieg“ abgeleiten.
Christus tritt dort am Ende der Zeiten als Militanter Messias auf. Die
diesbezügliche Passage ist für das Verständnis der endzeitlichen
Kriegsmentalität des christlichen Fundamentalismus so entscheidend und wird
von seinen Anhängern so häufig zitiert, dass wir sie in ihrer Gänze
wiedergeben möchten: „Danach sah ich den Himmel offen, und siehe, da war
ein weißes Pferd, und der, der auf ihm saß, heißt ‚Der Treue und
Wahrhaftige’; gerecht richtet er und führt er Krieg. Seine Augen waren wie Feuerflammen,
und auf dem Haupt trug er viele Diademe; und auf ihm stand ein Name, den er
allein kennt. Bekleidet war er mit einem blutgetränkten Gewand; und sein
Name heißt ‚Das Wort Gottes’. Die Heere des Himmels folgten ihm auf weißen
Pferden; sie waren in reines, weißes Leinen gekleidet. Aus seinem Munde kam
ein scharfes Schwert; mit ihm wird er die Völker schlagen. Und er herrscht
über sie mit eisernem Szepter, und er tritt die
Kelter des Weines, des rächenden Zornes Gottes, des Herrschers über die
ganze Schöpfung. Auf seinem Gewand und auf seiner Hüfte trägt er den Namen
‚König der Könige und Heer der Herren’.“ (Offenbarung 19:11-16)
Angesichts einer solchen
Horror-Vision ist es kein Wunder, wenn Fundamentalisten die
Friedenbotschaft Jesu in ihr pures Gegenteil verkehren, indem sie den Krieg
zum Geschäft Christi und den Frieden zum Geschäft des Anti-Christen machen.
Solche Sätze wie die des
evangelikale Prediger Jim Robison finden
bei Millionen von Amerikanern Zustimmung:
„Jesus sagt, da werden Kriege und Drohungen von Kriegen bis zum Ende
der Zeiten sein. Auf jeden Versuch, einen von Menschen gemachten Frieden zu
stricken, antwortet Jesus: ‚Ich bin nicht gekommen um den Frieden, sondern
um das Schwert zu bringen’. Da wird kein Frieden sein, bis Jesus kommt.
Frieden verspricht der Anti-Christ. So ist jede Friedenslehre vor Christi
Rückkehr eine Häresie. Sie ist gegen das Wort Gottes gerichtet! Sie ist
anti-christlich!“ (5)
Ein Artikel im Christianity Today Magazine mit dem Titel „Der Gott des
Krieges“, verfasst von einem Autor namens Tremper Longman, entwirft eine so
kompromisslose, aber dennoch für das fundamentalistische Denken typische
Kriegs-Apotheose des christlichen Erlösers, dass es sich lohnt, daraus
ausführlich zu zitieren. „Das Alte Testament – so Longman - enthält
Berichte von einem blutigen Krieg nach dem anderen. Christen sind oft
darüber verunsichert, dass Gott das Zentrum von so vielen Schlachten ist.
Das Irritierendste ist wahrscheinlich eine Praxis
mit dem Namen herem, ein hebräisches Wort, das
nur schwer übersetzt werden kann. […] Obgleich schwer zu übersetzen, die
Bedeutung von herem ist für die Ureinwohner des
Landes klar: der gesamte Feind muss getötet werden.“ Jesu Christi, führt
Longman weiter aus, habe diese alttestamentarische Kriegertradition
fortgesetzt: „Nach einer Zeit prophetischer Stille, nimmt das Neue
Testament die Geschichte wieder auf. Die erste Stimme, die wir hören, ist
die von Johannes dem Täufer. Er erwartet klar einen gewalttätigen Messias,
einen Krieger aus dem Himmel, der die Römer besiegt und die ungehorsamen
Juden bestraft.“ Longman kommt deswegen zu dem Schluss: „Von der Genesis
bis zur Offenbarung, bleibt Gottes Charakter unverändert. Er ist ein
liebender, machtvoller und heiliger Richter – und ein Krieger gegen das
Böse – vom Anfang bis zum Ende.“ (6)
Unisono mit Tausenden von fundamentalistisch eingestellten Pfarrern
predigt auch Tim LaHaye ein aggressives und
militantes Christentum, das auf das Land zukommen wird und auf das sich
heute jeder US-Bürger im Privatleben, im Beruf und vor allem in der Armee
schon vorbereiten sollte: „Wenn Christus als der gerechte Kriegsheld kommt,
wird ihm keiner standhalten. Er wird alle vor ihm Befindlichen vernichten –
alle, die sich ihm entgegenstellen. Jeder Mensch wird sich ihm unterwerfen
müssen.“ - prophezeit der Endzeit-Autor. (7) Sein Terminator-Christus muss
nur ein paar Worte aussprechen und „die Körper [seiner Feinde] werden bis
zur Mitte weit auseinander gerissen.“ Weil sie „den Zorn Gottes, die Wut
Satans und das entfesselte Böse im Menschen miteinander vereinen“, lösen
die Armageddon-Kriege ein „Inferno von ungeheuer großem Ausmaß“ aus. (8)
Dieses Horrorszenario hindert LaHaye jedoch nicht
daran, enthusiastisch auszurufen: „Das Ende der Welt! – Ich kann es gar
nicht erwarten!“ (9)

Collage: Präsident Bush in der Endzeit
Es ließ sich bisher nicht
feststellen, ob auch George W. Bush an die apokalyptischen Visionen der Dispensationalisten glaubt oder ob er diese ablehnt.
Auf jeden Fall hat er ganz wesentlich zur Sakralisierung der amerikanischen
Kriegerkultur unter dem Zeichen des Kreuzes beigetragen, als er den Kampf
gegen den Terrorismus als einen „Krieg zwischen Gut und Böse“ bezeichnete
oder als er in seiner Rede vor West Point Graduierten kategorisch feststellte:
„Wir befinden uns in einem Konflikt zwischen Gut und Böse. Und Amerika wird
das Böse beim Namen nennen!“ (10)
Die theologische Legitimationen des Irak-Krieges und der
Folter
Zu Beginn des zweiten
Irak-Krieges wurden vor baptistischen Kirchen der
USA Plakate mit dem Spruch aufgehängt: „Jesus, der höchste Kommandochef!“
(11) In den Fernsehanstalten des Landes diskutierte man lange und heftig
über theologische Begründungen des Krieges. Martialische Predigten wie die
von Pfarrer Richard Land, einem Wortführer der Südstaaten-Baptisten, gab es
unzählige: „Gott befahl den staatlichen Kräfte, diejenigen zu bestrafen,
die Böses tun, und diejenigen zu belohnen, die etwas tun, was richtig ist.
Daraus ergibt sich klar, dass die staatlichen Kräfte von Gott dazu
aufgefordert sind, verschiedene Mittel zu gebrauchen, bis hin zu tödlichen
Waffensystemen, um die Bösewichter zu bestrafen.“ (12) –„Einen gerechten
Krieg zu führen ist ein Akt christlicher Nächstenliebe. Das Böse muss
betraft, das Gute belohnt werden. Die Zeit für Gewalt ist gekommen.“ (13) -
wetterte Land von seiner Kanzel.
Dieser Glaube gegen das Böse
zu kämpfen ist mittlerweile auch in der amerikanischen Armee weit
verbreitet, nicht nur beim Fußvolk sondern bis hinauf zu ranghöchsten
Ebenen. Ein drastisches Beispiel hierfür ist der drei Sterne General
William Boykin. Er koordiniert als Chef
militärischer Spezialeinheiten und zusammen mit der CIA das Programm zum
Aufspüren und Eliminieren von Topterroristen. Boykin
errang zum erstenmal eine üble Berühmtheit, als
er öffentlich erklärte, der christliche Gott stehe höher als der islamische
Allah und die amerikanische Armee sei in einen direkten Krieg mit dem
Teufel verwickelt. „Bin Laden ist nicht der Feind. Kein Sterblicher ist der
Feind; es ist der Feind, den du nicht sehen kannst. Es ist der Krieg gegen
die Kräfte der Dunkelheit. Die Schlacht wird nicht mit Gewehren gewonnen,
sondern auf unseren Knien.“ – predigte der General und wurde an anderer
Stelle noch deutlicher: „Satan will diese Nation zerstören, er will uns als
Nation zerstören und er will uns als christliche Armee zerstören.“ (14) In
einer Baptisten-Kirche von Los Angeles zeigte er den Gemeindemitgliedern Kriegsphotos aus Somalia, auf denen schwarze Flecken zu
sehen waren, die er als Beweis für die Anwesenheit des Teufels deutete:
„Das ist unser Feind. Das sind die Fürsten der Dunkelheit. Das ist die
dämonische Präsenz in der Stadt, die mir Gott als Feind offenbart hat.“
(15)
Die Vorstellung, gegen den Teufel
zu kämpfen, hat sich mittlerweile in der gesamten US-Armee verbreitet. „So
sind die amerikanischen Soldaten nicht länger irdische Kämpfer; sie sind zu
Missionaren geworden. Sie töten nicht einfach Feinde; sie treiben Dämonen
aus [...] Wie alle, die Missionare in die Welt schicken, können sich die
Hohepriester Amerikas nicht vorstellen, dass die Ungläubigen durch ihren
freien Willen Widerstand leisten; wenn sie sich weigern, zu konvertieren,
ist dies das Werk des Teufels.“ (16) – schreibt der englische Journalist
George Monbiot. Jedenfalls zeigt eine Episode bei
der Eroberung Fallujas im November 2004 den
direkten oder indirekten Einfluss von Boykins
Denkart auf die Besatzertruppen. Einer der
Befehlshabenden Offiziere Col. Gareth Brandl
sagte in einem Pressestatement: „Die Marines, die in den letzten fünf
Monaten verwundet wurden, sind durch einen gesichtslosen Feind angegriffen
worden. Aber der Feind hat jetzt ein Gesicht erhalten. Sein Name ist Satan.
Er lebt in Fallujah. Wir sind dabei, ihn zu
zerstören.“ (17) Diese Aussage zeigt, wie sich „Teufelsaustreibung“ und
Militäraktion kombinieren lassen. Es sind in diesem Fall keine
„Exorzisten“, die mit Bannsprüchen, mit Gebetsbüchern und dem Kreuz in der
Hand den Teufel aus dem Leib eines Besessenen austreiben, sondern gläubige
Generäle und einfache Soldaten der US-Armee, die mit Bomben,
Maschinenpistolen und Foltermethoden den „Satan“ aus den Städten des Irak
und den Leibern geschundener Gefangener exorzieren wollen.
Im Mai 2004 sorgte Boykins Name erneut für internationale Schlagzeilen und
zwar im Zusammenhang mit den
spektakulären Folterungen an Gefangenen in Abu Ghraib. Es war der Genral, der veranlasst hatte, in dem irakischen
Gefängnis die für vermeintliche islamische Terroristen des Gefangenenlagers
Guantanamo üblichen, völkerrechtswidrigen Verhörmethoden einzuführen.
Ibrahim Hooper, Sprecher des Council on American Islamic Relations aber auch viele andere Kommentatoren des
Folterskandals kamen deswegen zu dem Schluss, der General habe mit seiner Teufelsphilosophie
eindeutig dazu beigetragen, „ein Klima zu schaffen, in dem diese jungen
Militärpolizisten offensichtlich glaubten, es sei okay, muslimische und
arabische Männer so zu missbrauchen.“ (18)
Der Kreuzzug gegen den Islam
Während seines Amtes sprach
Ronald Reagan immer wieder über die Sowjetunion als den „Fokus des Bösen in
der Welt“ und als das „Reich des Bösen“ (evil empire). Das deckte sich völlig mit der Sicht seiner
fundamentalistisch eingestellten Wähler, die immer schon im Kommunismus das
Imperium Satans geortet hatten. Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks sah
sich aber auch die Christliche Rechte gezwungen, ihre Fixierung auf die
Kommunisten als Teufelsdiener aufzugeben. Die Entwicklung der Weltenlage
forderte es geradezu, dass jetzt den Muslimen diese Rolle als satanische
Feinde von Amerika und Israel aufgezwungen wurde. Förderlich hierfür war
auch der ständig wiederholte Vorwurf islamischer Fundamentalisten, Amerika
führe einen „Kreuzzug“ gegen die Religion des Propheten. Das spülte Wasser
auf die Mühlen ihrer christlichen Antagonisten. Ja, das war es ja genau,
was sie wollten! Als adäquate Antwort auf den „Djihad“
unter dem Zeichen des Halbmonds konnte es nur den „Heiligen Krieg“ unter
dem Zeichen des Kreuzes geben. Große
Freude kam deswegen unter ihnen auf, als George W. Bush im Jahre 2001
mehrmals das Wort „Kreuzzug“ benutzte, um seinen Kampf gegen den
Terrorismus zu kennzeichnen. Damit hatte der Präsident aber auch den heißen
Ball aufgefangen, der den Amerikanern von Islamisten schon seit Jahren
zugespielt wird. Jetzt sahen sich Millionen von Muslimen auf der ganzen
Welt in ihrer Vermutung bestätigt, allen voran Osama bin Laden, der sich in
seinem Statement zum 9/11 mit Kreuzzugsmetaphern geradezu überschlug und
von dem „neuen jüdischen Kreuzzug, der von dem großen Kreuzzügler
Bush unter der Flagge des Kreuzes geführt wird” sprach. (19)
Die Verteuflung des Islams
und der Muslime erlebte nach dem Fall der Twin-Tower
einen gewaltigen Sprung nach vorne. Es setzte eine krasse Hass- und Hetz-Kampagne
der Christlichen Rechten gegen den Propheten Mohammed, seine Religion und
seine Anhänger ein. Der Medienmogul Pat Robertson stellte sich in die
vorderste Front und dozierte, der muslimische Glaube sei eine mörderische
Religion. „Der Koran drückt das ganz klar aus, wenn du einem Ungläubigen
begegnest, dann töte ihn.“ und der Prophet sei ein „absolut stieräugiger
Fanatiker … ein Räuber und Brigand … ein Killer“
gewesen. (20) Auch der „Präsidentenmacher“ Jerry Falwell
gab, als er gefragt wurde, was er vom Islam halte, in einem CBS-Interview
eine Kampfansage als Antwort: „Ich denke Mohammed war ein Terrorist. Er war
– ich habe genug über seine Lebensgeschichte, verfasst von Muslimen und
Nicht-Muslimen, gelesen – ein gewalttätiger Mann, ein Mann des Krieges.
[...] Ich glaube, dass Jesus ein Beispiel der Liebe darstellt, ebenso wie
Moses. Und ich glaube, dass Mohammed das gegenteilige Beispiel darstellt.“
(21) Dieses Statement des einflussreichen Predigers hatte in der gesamten
muslimischen Welt gewalttätige Proteste zur Folge und kann als die
Initialzündung angesehen werden, die später im
Karikaturenstreit zur Explosion kam. Besonders aggressiv in der Islamfrage
gab und gibt sich immer noch die Southern Baptist Convention.
Aus ihren Reihen wetterte Reverend Jerry Vines in St. Louis, Mohammed sei ein „von Dämonen
besessener Pädophiler“ gewesen, „der 12 Frauen hatte“. (22) Für Pastor Paul
Brook vom Baptist Theological Seminary
ist der Islam die „Religion des Teufels“: „Wenn Allah existiert, ist er der
Teufel. Mohammedismus war ein dämonischer Ersatz
für den Judaismus, der von Satan erfunden wurde, um das Bewusstsein der
Menschen zu beherrschen, um die Leute von der Wahrheit abzubringen.“ (23)
Es existieren sogar noch
Steigerungen des Hasses und der Menschenverachtung. Bei der größten
interreligiösen Website der USA www.beliefnet.com
(24) liefen nach dem 9/11 zahlreiche E-mails ein,
die zum Genozid an den Muslimen aufriefen. Hier einige Beispiele: „Das WTC
und das Pentagon wurden vom Islam und seinen Anhängern angegriffen, Tod
allen Muslimen überall auf der Welt!“ – „Ihr und eure muslimischen
Gemeinden seid die Bastarde, die den Terroristen Unterschlupf gewähren.
[...] Wir sollten euch muslimischen Abschaum ausrotten, eure Moscheen
niederbrennen...“ – „Ich sage, wir sollten auf Mekka und Medina Atombomben
abwerfen und dann muslimische Kindergärten bombardieren, so dass wir all
eure muslimischen Suizid-Bomber töten können, bevor sie aufwachsen. Stirb
muslimischer Abschaum, stirb!“
Offiziell bemüht sich die
Bush-Regierung, solche Diffamierungen zu verurteilen. Seit zwei Jahren wird
der Präsident nicht müde, öffentlich zu bekräftigen, dass der Islam eine
friedliche Religion sei. Aber es gibt Dutzende von Kongressabgeordneten und
Senatoren, die anti-islamische Hasspredigten gutheißen oder selber verfasst
haben. Das meiste Porzellan hat jedenfalls das Wort des Präsidenten vom
„Kreuzzug“ zerschlagen, obgleich er es später zurücknahm. Es ist zum festen
Bestandteil der islamistischen Kriegspropaganda gegen den Westen aber
ebenso der christlich-fundamentalistischen Kriegspropaganda gegen den Islam
geworden.
Die
messianisch-apokalyptische Rolle Israels im Weltbild der Christlichen
Rechten
Da die von den christlichen
Fundamentalisten wortwörtlich interpretierte Bibel sozusagen das „Skript“
darstellt, an dem sich die kommenden Endzeit-Ereignisse orientieren, sind
die im Alten und Neuen Testament genannten Regionen, Städte, Ortschaften
und Lokalitäten notwendigerweise die primären Austragungsorte der kommenden
Endzeit-Kriege mit Jerusalem als dem unbestrittenem Zentrum. Alles, was im
Nahen- und Mittleren Osten geschieht wird deswegen mit Luchsaugen verfolgt
und mit passenden biblischen „Prophezeiungen“ in Einklang gebracht.
Da nach ihren Prophezeiungen
zuerst ein israelischer Großstaat gegründet und der dritte jüdische Tempel
in Jerusalem aufgebaut werden muss, bevor der apokalyptische Christus
erscheinen kann, unterstützt die Christliche Rechte alle politischen
Forderungen der Jüdischen Rechten in Israel. Zwischen beiden
fundamentalistischen Strömungen gibt es deswegen enge Beziehungen und
ständige Kontakte. Seit Jahren tauschen sich der israelische Likud-Block
und die Christian Right miteinander aus. Bis zur
Entscheidung, sich aus dem Gaza-Streifen zurückzuziehen war Ariel Sharon
einer der eifrigsten Befürworter und Förderer dieser Koalition. Riesige
Summen aus Amerika fließen seit Jahren in die religiöse Settler
Bewegung, um das Heilige Land von Samaria und Judäa, sprich die Westbank,
zu besiedeln. Bis zu einem gewissen Punkt gehen beide Gruppierungen, die
christliche und die jüdische, auch ideologisch konform, aber das wird sich
nach den christlichen Prophezeiungen ändern, wenn die Endzeitereignisse
weiter fortgeschritten sind.
Erreichen die
Armageddon-Kriege ihrem Höhepunkt - so sagen es die christlichen
Extremisten voraus - dann sind schon zwei Drittel aller Juden auf der
ganzen Welt vernichtet: „Gott sagt uns, dass in dieser Schlacht neun
Millionen Juden getötet werden – mehr als all die Juden, die von den Nazis
umgebracht wurden. So viel Blut wird fließen, dass Gott den Vergleich mit
einer Weinpresse macht, die den roten Saft ausdrückt. In einem Umkreis von
200 Meilen wird das Blut bis zu den Zügeln der Pferde reichen.“ (25) –
deliriert ein Anhänger des Doomsday-Autors Hal
Lindsey. Doch damit nicht genug - das letzte, noch überlebende
Drittel ist gezwungen, Jesus Christus als Weltenherrscher anzuerkennen. „In
einem der unglaublichsten Wunder aller Zeiten, wird Israel zum Glauben an
seinen wahren Messias konvertieren und dann auf wunderbare Weise beschützt
werden.“ – schreibt Hal Lindsay selber. (26) Nur die „wiedergeborenen“
Juden, d. h. die zum Christentum Konvertierten, seien die „wahren
Israeliten“, versichert er. Der Rest wird wie alle Ungläubigen auf ewig in
der Hölle schmoren.
Seit vielen Jahren warnen
liberale Publizisten in den USA und Israel vor den politischen Auswirkungen
solcher antisemitischer Bibelprognosen. Schon 1985 schrieb die
amerikanische Journalistin Grace Halsell: „Davon
überzeugt, dass ein nuklearer Armageddon ein unvermeidliches Ereignis
innerhalb eines göttlichen Planes darstellt, haben sich viele evangelikale Dispensationalisten auf einen Kurs mit Israel
festgelegt, der (nach ihrer eigenen Billigung) direkt in einen Holocaust
führt, welcher unbeschreibbar grauenhafter und
verbreiteter sein dürfte, als jegliche Vision von einem Blutbades, die aus
dem verbrecherischen Hirn eines Adolf Hitlers entstanden sein könnte.“ (27)
Auf jüdischer Seite wird diese Horrorvision sehr wohl wahrgenommen, aber da
man auf den politischen und finanziellen Support der Christlichen Rechten
nicht verzichten will, hat sich auch bei liberal eingestellten Juden eine
pragmatische Haltung breit gemacht. Nathan Perlmutter, ein Sprecher der
Anti-Defamation-League, die über antisemitische
Strömungen in den USA aufklärt, konstatierte in diesem Sinne: „Wir brauchen
alle Freunde, die wir haben um Israel zu unterstützen […] Wenn der Messias
kommt, an diesem Tag werden wir sehen, welche Optionen wir haben. In der
Zwischenzeit lasst uns Gott preisen und die Munition verteilen.“ (28)
Jedenfalls bleibt für
Amerikas Fundamentalisten die Israelfrage der Dreh- und Angelpunkt ihres
eschatologischen Weltbildes. Es ist für sie zudem ein Dogma, dass das
Schicksal Amerikas unauflöslich mit dem Schicksal des Heiligen Landes
verknüpft ist. „Ich glaube, wenn die USA jemals Israel ihren Rücken
zuwenden, werden sie nicht mehr als Nation weiterexistieren.“ – warnt Hal
Lindsey – „Nehmt das nicht auf die leichte Schulter, denn im Verlauf der
Geschichte kann man den Aufstieg und Fall von Imperien direkt daraus
ableiten, wie sie die Juden behandelten.“ (29)
Die Reaktionen der Christlichen Rechten auf den
Libanon-Krieg
Der jüngste Libanon-Krieg hat
wie der Blitz in die Christliche Rechte eingeschlagen. Die ganz „Großen“
der fundamentalistischen Doomsday-Szene meldeten
sich mit dem ihnen eigenen prophetischen Pathos zu Wort. Jerry Falwell zum Beispiel. „Es ist ganz offensichtlich, im
Lichte der Wiedergeburt des Staates Israel, dass die augenblicklichen
Ereignisse im Heiligen Land sehr wohl als das Vorspiel oder der Vorläufer
der kommenden Armageddon-Schlacht und der Rückkehr von Jesus Christus
dienen.“ – schrieb er in einem Artikel mit dem Titel „An der Schwelle von
Armageddon?“, den das ultra-konservative und einflussreiche Nachrichtenmagazin WorldNetDaily
veröffentlichte. (30)
In allen (!) amerikanischen
Medien stand das Thema „Apokalypse“ bis Ende des Krieges ganz oben auf der
Liste, also keineswegs nur in den Zeitungen und Sendern der christlichen
Fundamentalisten. Die Washington Post, Time Magazine, Newsweek, die Los
Angeles Times berichteten darüber. Drei Topsendungen des CNN beschäftigten
sich gleich mehrmals hintereinander mit der Frage, ob es jetzt mit der
Menschheit zu Ende gehe. Im Libanon “ passiert, was ich über den Dritten
Weltkrieg und die bevorstehende Apokalypse weiß.“ (31) – erklärte der
populäre Talkmaster Glenn Beck in seiner „CNN Headline News Show“ seinen
Zuschauern. In den liberalen Medien kamen keineswegs nur kritische Stimmen
zu Wort, im Gegenteil die Journalisten stürzten sich gierig auf prominenten
Wortführer der amerikanischen Doomsday-Szene wie
Hal Lindsey, Pat Roberston, Jerry Falwell und Tim LaHaye, die
alle selbstgefällig darüber parlierten, ob der Krieg der Anfang vom Ende
sei.
Dem wortgewaltigen, im ganzen
Land und auch im Weißen Haus hochgeschätzten Endzeit-Prediger John Hagee gelang es, innerhalb einer Woche einen viel
beachteten, zwei Tage-Kongress, den Washington/Israel Summit,
mit 3400 engagierten und einflussreichen Evangelikalen in der Hauptstadt
Washington zu organisieren, um die Regierung zur bedingungslosen
Solidarität mit Israel zu bewegen. „Da gibt es einen neuen Hitler im
Mittleren Osten [gemeint ist Ahmadinedschad]. Die
einzige Möglichkeit ihn zu stoppen wird ein Präventivschlag gegen den Iran
sein.“ – agitierte Hagee, der einen jüdischen
Gebetsschal trägt, wenn er die christliche Messe hält. (32) Schon nach der
Ermordung des israelischen Ministerpräsidenten Yitzak
Rabin hatte Hagee prophezeit, die Ereignisse im
Nahen Osten würden jetzt dramatisch eskalieren: „Die Funken des Krieges werden einen
Dritten Weltkrieg hervorbringen. Und das wird das Kommen der Endzeit
bedeuten. Das wird das Ende der Welt sein, wie wir sie kennen.“ (33)
Der von ihm im Juli
initiierte Washington/Israel Summit war alles
andere als die Versammlung einer randständigen Sekte. Im Gegenteil, dieses
Gipfeltreffen der Christlichen Rechten zur Unterstützung Israels Intervention
im Libanon hatte ein beachtliches politisches Schwergewicht. An ihm nahmen
drei republikanische Senatoren teil, ebenso der ehemalige israelische
Verteidigungsminister Moshe Ya’alon, der
israelische Botschafter Daniel Ayalon und Gary
Bauer, Präsident der einflussreichen, konservativen Organisation American
Values. Zu Beginn wurden zwei Grußtelegramme vorgelesen. Der amerikanische
Präsident George W. Bush schickte höchstpersönlich fromme Segenswünsche an
die Kongressteilnehmer und der israelische Premier Ehud Olmert rief die
Anwesenden in einer Botschaft auf, „fest in Krisenzeiten zusammenzustehen.“
(34) Im Saal wehten die Flaggen Amerikas, Israels und Jerusalems.
Nationale, christliche und jüdische Lieder wechselten einander ab. Die
Stimmung war riesig. „Der Enthusiasmus war so dicht, dass man ihn mit einem
Messer schneiden und als Appatizer servieren
konnte! Es war wirklich gut.“ – schwärmte ein Teilnehmer. Einen Appatizer für den kommenden Armaggedon-Krieg
würde das heißen, wenn man den Glauben des Organisators Hagee
und des Großteils der Anwesenden
teilt. (35)
Die USA als „Gottesstaat“
Der amerikanische Präsident George W. Bush, der sich nach heftiger
internationaler Kritik seit zwei Jahren in der Artikulation religiöser
Statements etwas zurückgehalten hat, sagte Anfang September 2006 im Oval
Office vor einer Gruppe konservativer Journalisten: „Kulturen ändern sich.
Ideologische Kämpfe werden gewonnen, aber es braucht Zeit. […] Da gab es
eine eminente Veränderung zwischen
der Kultur der 50er und 60er Jahre – Boom! – und ich denke, auch heute
geschieht etwas ähnliches.“ Dann fügte er hinzu „Ich kann Ihnen dazu nichts
genaueres sagen, aber es scheint mir, dass es ein Drittes Erwachen gibt.“
(36)
Was hat er darunter
verstanden? Zwischen 1730 und 1740 flutete durch die Ostküste des Landes
eine religiöse Welle, die als das erste „Große Erwachen“ (The Great Awakening) in die amerikanische Geschichte einging.
Unter dem Einfluss von charismatischen Predigern erlebten Zehntausende von
Gläubigen ekstatische Entrückungen, sahen sich
als „Wiedergeborene“ im Namen Christi und schlossen sich evangelikalen
Kirchen an. Sie glaubten, in Amerika werde sich das Reich Gottes nieder
senken. Nach Samuel P. Huntington war das „Erste Große Erwachen“ die
religiöse Geburtstunde der amerikanischen Nation,
die sich mehr und mehr politisierte, um sich dann in einem bewaffneten
Aufstand von der englischen Kolonialmacht zu befreien. Eine vergleichbare
religiöse Welle, das „Zweite Große Erwachen“, ergriff das Land zwischen 1800 bis 1830.
Was Bush persönlich mit dem
„Dritten Erwachen“ ansprechen wollte, lässt sich aus seinem kurzen
Statement nicht entnehmen. Was jedoch die Christliche Rechte darunter
versteht, liegt in Tausenden von Publikationen vor. Sie versteht darunter
eine religiös-politische Bewegung, die fest entschlossen, die USA in einen
„Gottesstaat“ transformieren will. Seit den islamistischen Terroranschlägen
hat der Begriff „Gottesstaat“ weltweit heftige Diskussionen ausgelöst. Doch
wurden damit in Europa fast ausschließlich das islamische „Kalifat“ bzw.
die „Scharia“ angesprochen. Dass aber schon seit Jahren die
Theokratie-Frage in den USA, dem Zentrum der westlichen Welt, ein heiß
diskutiertes und unerschöpfliches Thema ist, hat man hierzulande kaum
wahrgenommen.
Befürworter des laizistischen
Staates betonen, die Gründungsväter der amerikanischen Republik hätten sich
bereits von der religiösen, anglo-protestantischen Tradition der
Immigranten-Generation gelöst. George Washington, Benjamin Franklin, Thomas
Jefferson, James Madison und ihre Mitstreiter seien von den Ideen der
französischen Revolution fasziniert gewesen. Dass die Kultur der Aufklärung
bei der Formung des Landes wesentlich mitgewirkt hat, daran besteht kein
Zweifel. Aber dies ist nur die eine Seite der Medaille. Zuweilen
gleichberechtigt, zuweilen mehr und zuweilen weniger hat auch das religiöse
Amerika das Geschick des Landes von Beginn an mitbestimmt.
Genau in diesem Spannungsfeld
zwischen Aufklärung und religiösem Eifer findet in den USA die hochaktuelle
Theokratie-Debatte statt. Einflussreiche evangelikale Bischöfe kultivierten
schon zu Zeiten der Reagan Administration theokratisches Gedankengut und
sprachen offen aus, was sie darunter verstanden: „Wir sind dabei, die
mythische Trennung von Staat und Kirche aufzuheben.“ (Bischof C. Pearson) – „Es gab niemals
eine Trennung von Staat und Kirche. Die einzige Sache, die uns getrennt
hat, war das Geld.“ (Bischof M. Mitchell von Dayton) – „Die Trennung von Staat und Kirche ist
eine Fiktion. Die Nation ist das Reich Gottes, und damit basta!“ (Bischof
H. C. Ray). (37) Als biblische Legitimation für die Sakralisierung des
Staates führt die Christliche Rechte immer wieder die folgende Stelle aus
dem Römer-Brief an: „Jeder leiste den Trägern der staatlichen Gewalt Gehorsam.
Denn es gibt keine staatliche Gewalt, die nicht von Gott stammt; jede ist
von Gott eingesetzt. Wer sich daher der staatlichen Gewalt widersetzt,
stellt sich gegen die Ordnung Gottes, und wer sich ihm entgegenstellt, wird
dem Gericht verfallen.“ (Römer 13:1,2)
Es gehört zu den Dogmen der
christlichen Fundamentalisten, dass die Gründung der USA ein „sakraler!“
Akt gewesen sei. “Dieses Land wurde als eine christliche Nation gegründet.“
- ließ Pat Robertson im Dezember 1998 in seiner Sendung The 700 Club
verlautbaren – „Als [Präsident] Washington die Verfassung der Vereinigten
Staaten unterschrieb sagte er die folgenden Worte: ‚Im Namen unseres Herrn
- 1787!’ Das ist es, was unsere Verfassung sagt. [...] Dies ist das einzige
Land, meine Damen und Herren, dessen Verfassung sich speziell auf Jesus
Christus bezieht. Wir sind eine Nation, die gegründet wurde mit dem Glauben
an Jesus, und all diese Leute aus der verfassungsgebenden Versammlung
zelebrierten eine Messe für Christus.“ Mit welcher Selbstverständlichkeit
eine amerikanische Theokratie eingefordert wird, zeigt ebenfalls ein
salopper Spruch von Jerry Falwell, der machtvolle
Basisbewegungen der Christlichen Rechten aufgebaut hat: „Lasst jeden
wissen, dass die Trennung von Staat und Kirche ein Humbug ist.“ (38) Was
für den Staat gilt, soll entsprechend für die Politik gelten. Schon in den
70er Jahren plädierte Falwell mit Nachdruck für
eine Sakralisierung des politischen Handelns: „Die Vorstellung, dass sich
Religion und Politik nicht miteinander mischen, wurde vom Teufel erfunden,
um Christen davon abzuhalten, ihr eigenes Land zu regieren.“ (39)
Einige Eiferer gehen noch
weiter und sprechen unverhohlen von der politisch-religiösen Machtübernahme
durch die Christliche Rechte. Bob Weiner, Initiator der Maranatha Churches and Campus Ministries (40), leitet diesen Anspruch direkt aus der
Heiligen Schrift ab: „Die Bibel sagt, wir sind dafür da, um zu herrschen.
Wenn Sie nicht herrschen und ich nicht herrsche, dann werden die Atheisten,
die Humanisten und die Agnostiker die Herrschaft übernehmen.“ (41) Dieser
christlich-fundamentalistische Anspruch auf der Macht im Staat, kann sogar
in einer Hassorgie ausarten wie im Fall Randall Terrys, dem Gründer von
Operation Rescue, der größten
Anti-Abtreibungsorganisation in den USA: „Ich möchte, dass eine Welle von
Intoleranz euch hinweg wäscht. Ich will, dass eine Welle von Hass euch
hinweg wäscht. Ja, Hass ist gut! […] Unser Ziel ist eine christliche
Nation. Wir haben eine biblische Pflicht, wir wurden von Gott auserwählt,
dieses Land zu erobern.“ (42)
Natürliche Feinde einer
christlichen Theokratie sind der Laizismus, der überkonfessionelle
Rechtsstaat, die Demokratie, die Linke und der Feminismus, die Multikulturalität und last not
least die nicht-christlichen Religionen. Tim LaHaye
ist fest davon überzeugt, dass der „säkulare Humanismus“ (in Frankreich
würde man „Laizismus“ sagen) eine „Verschwörung gegen Gott, gegen die
Moral, gegen die Selbstbeherrschung und gegen Amerika“ ist. Er werde von
einer kleinen Kadertruppe kontrolliert, die die Regierung, die staatlichen
Schulen und die großen Fernsehstationen lenke, um „das Christentum und die
amerikanische Familie zu zerstören.“ (43)
Im Zentrum dieses „Drittens
Erwachens“ steht, mehr noch als die alltägliche Politik, die Eroberung des
Bildungssystems, um immer mehr junge Menschen zu Fundamentalisten im Namen
Jesu heranzuziehen. In dieser Langzeitstrategie sind die Abschaffung der
laizistischen Schule und ihre Ersetzung durch die christliche
Konfessionsschule ein vordringliches Ziel. „Ich hoffe, dass ich noch den
Tag erlebe, dass wir, wie in den frühen Zeiten unseres Landes, keine
öffentlichen Schulen mehr brauchen. Die Kirchen werden sie wieder
übernommen haben und Christen werden sie leiten. Was für ein glücklicher
Tag wird das sein.“ (44) - wünscht sich Jerry Falwell
für Amerika. Er ist auch der mittlerweile schon legendäre Gründer der Liberty University, der spektakulärsten
Elite-Institution auf dem fundamentalistischen Bildungssektor. In einer
2003 gehaltenen Rede mit dem bombastischen Titel „32 Jahre von Wundern beim
Aufbau von Gottes Super Universität“ würdigte Rektor Falwell
seine Kreation. „Ich hatte vor, für den politischen Konservativismus etwas
zu schaffen, was Harvard für den politischen Liberalismus getan hat.“ (45)
Zu den Grundsätzen der Liberty University zählt,
dass alle Lehrinhalte, selbst die naturwissenschaftlichen, mit der Bibel in
Einklang gebracht werden müssen. Mehrere Kurse, die auch durch ein
Fernstudium belegt werden können, beschäftigen sich ausschließlich mit den dispensationalitischen Endzeit-Prophezeiungen.
Jerry Falwell,
Pat Robertson, Tim LaHaye, Hal Lindsey und viele
gleich Gesinnte aus der Politik, der Wirtschaft und der Kultur verfolgen
einen fanatischen Missionsauftrag, der sich keineswegs auf die USA
beschränkt. Sie wollen ihre fundamentalistischen Ideen in der ganzen Welt
verbreiten und verankern. Zahlreiche evangelikale Missionare arbeiten seit
Jahren an diesem ehrgeizigen Projekt, das nach Matthäus 24:14 die Endzeit
einläutet. Dort heißt es: „Aber dieses Evangelium vom Reich wird auf der
ganzen Welt verkündet werden, damit alle Völker es hören; dann erst kommt
das Ende.“ Auch in dieser
Missionsbewegung spielen sich die Amerikaner als eine Erlöser-Nation (redeemer-nation) auf. In den ehemaligen kommunistischen
Ländern, im Jemen, im Irak, in Afghanistan, in Indien, im Sudan – überall findet man US-Missionare, die
oft unter den schwierigsten Bedingungen den Ungläubigen das Wort Gottes
verkünden wollen. Ihre Erfolge sind nicht zu unterschätzen. In Brasilien
ist es ihnen gelungen, dass Zehntausende von Katholiken zu ihnen
überwechselten, in der Mongolei sind sie zu einem politischen Faktor
geworden. Schon in den 70er Jahren forderte der 2003 verstorbene Pastor
Bill Bright eine „Christlichen Weltrevolution“ - “Gott hat diesem Land
unbegrenzte Ressourcen, Arbeitskräfte und finanzielle Mittel gegeben. [Er]
... hat Amerika dazu berufen, zu helfen, der übrigen Welt den Segen seiner
Liebe und Vergebung zu vermitteln.“ (46) Bright war der Gründer des
weltweit größten Missionswerks Campus Crusade for Christ International, das heute mit 26.000
Vollzeitmitarbeitern und ca. 225.000 ehrenamtlichen Mitarbeitern in 191
Ländern der Erde tätig ist.
Ob George Bush Recht hat,
dass Amerika ein „Drittes religiöses Erwachen“ erlebt, das werden die
nächsten Jahre zeigen. Jedenfalls glaubt er, seinen Beitrag hierzu
geleistet zu haben. Der „göttliche Plan“, als dessen Erfüllungsgehilfe er
sich sieht, fordert einerseits die Schaffung des Weltfriedens unter der
Hegemonie der USA und zum anderen eine wie er es selber ausdrückt
„spirituelle Erneuerung Amerikas“ Sein umfassendes Programm für die
geistige Neuorientierung des Landes lässt sich wesentlich von den
erzkonservativen sozialpolitischen und ethischen Forderungen der
Christlichen Rechten beeinflussen. Was seine internationalen Hegemonievorstellungen anbelangt, so decken sich diese
jedoch nur teilweise mit den Vorstellungen der christlichen
Fundamentalisten, die ohne jede Rücksicht auf Verluste ein Groß-Israel im
Nahen Osten herbeibomben würden. Bush orientiert
sich viel mehr an den hier von uns nicht dargestellten Visionen der so
genannten Neo-Konservativen, dieser
a-religiösen Gruppierung aus hochkarätigen Akademikern, die rein
machtpolitisch motiviert ist und deswegen vor allem die Energieressourcen
des Mittleren Osten im Auge haben. Der Präsident ist ja nicht nur, wie wir
alle wissen, ein überzeugter Christ sondern auch Mitspieler im weltweiten
Ölgeschäft.

Collage der Christlichen
Rechten im apokalyptischen Krieg gegen den Islam
In Europa ist die Christliche Rechte Amerikas bedauerlicherweise
immer noch ein Randthema. Dagegen werden in allen islamischen Ländern die
apokalyptisch-eschatologischen Äußerungen christlicher Fundamentalisten
sehr genau registriert und verarbeitet. Ihre Namen sind dort ebenso bekannt
wie ihr Einfluss auf das Weiße Haus und ihre Beziehung zu Israel. Das ist auch
der Grund, weshalb der iranische Präsident Mahmoud Ahmadinedschad
sein Verhältnis zu den USA mehr als die Konkurrenz zweier sich
ausschließender messianischer Glaubensbekenntnisse wahrnimmt, als den
Widerstreit zwischen einem religiösen System, dem Iran, und einem säkularen
Staat, den Vereinigten Staaten von Amerika. Das höchste Ziel Ahmadinedschads ist es, „Amerika herauszufordern, das
selber versucht, sich als die letzte Rettung des menschlichen Wesens
hervorzuheben.“ – sagt Hamidreza Taraghi, Chef
der konservativen Islamic Coalition
Party, von seinem Staatschef und fährt fort, die USA wollten, „sich selbst
als der Mahdi [muslimische Messias] herauszustellen“. Vor drei Jahren hatte
der amerikanische Präsident durch seinen religiösen aufgeladenen Jargon die
Büchse der Pandora geöffnet, aus der jetzt die Ungeheuer potentieller
Religionskriege herausflattern: „Bush sprach:
‚Gott sagte mir Afghanistan und den Irak anzugreifen’ Die Mentalität von
Herrn Bush und Herrn Amadinedschad ist die selbe
– beide glauben, dass Gott ihnen sagt, was zu tun ist.“ – meint Taraghi. (47)
Ins Netz
gestellt Juni 2009
Fußnoten:
(3) Ibid: 48
(13) Der Spiegel - - 8/2003 – S. 99
(27) Grace Halsell – Prophecy and Politics – Militant Evangelists on the Road to Nuclear
War – Westport, Connecticut 1986, 195
(28) Ibid: 155
(29) Hal Lindsey – The 1980’s:
Countdown to Armageddon – New
York 1981, 158
(30) Jerry Falwell - On the threshold
of Armageddon? - http://worldnetdaily.com/news/article.asp?ARTICLE_ID=51180
(31) In Middle East conflict, other
crises, conservative media find signs of Biblical prophecy of Armageddon –
25.07.06 http://mediamatters.org/items/200607260002
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