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    MEDIEN (06) 
      
    
      
    1. Victor  & Victoria Trimondi: Weshalb haben
    „Buddhologen“ mehr Gewicht in der Evangelischen Kirche Österreichs als die
    eigenen „Theologen“ oder wie Bischof Sturm im Namen „wissenschaftlicher
    Kompetenz“ missbraucht wurde.  
      
    2. Max Deeg: Stellungnahme zu Dalai-Lama / Kalacakra-Tantra / Bücher „Im
    Schatten des Dalai Lama ...“ und „Hitler, Buddha, Krishna. Eine unheilige
    Allianz ...“ von Röttgen-Trimondi, u.a. 
      
    3. Brief  von Bruno Waldvogel-Frei an den Evangelischen
    Presse Verband Österreichs zum Fall Deeg 
    
    Weshalb haben
    „Buddhologen“ mehr Gewicht in der Evangelischen Kirche Österreichs als die
    eigenen „Theologen“ oder wie Bischof Sturm im Namen wissenschaftlicher
    Kompetenz missbraucht wurde. 
      
    Das Kalachakra-Tantra-Ritual, das vom XIV. Dalai
    Lama vom 11. bis 22. Oktober dieses Jahres in Graz durchgeführt wurde,
    blieb nicht unwidersprochen. Kritiker verwiesen auf  kriegerische, intolerante,
    antisemitische, destruktive Passagen im Originaltext und in den offiziellen
    Kommentaren. Diese Kritik wurde von einem Teil der großen Medien
    aufgenommen. Der Standard veröffentlichte
    einen Artikel mit dem Titel „Ein
    Kriegsritus beim Dalai Lama“, die bedeutendste christliche
    Wochenzeitschrift Der Rheinische
    Merkur publizierte „Äußerst wilde Krieger – Was sich hinter
    dem Kalachakra verbirgt“.
    Im ORF wurde den Kritikern in mehreren Sendungen Platz eingeräumt.
    Auch Die Presse und mehrere
    christliche Medien (www.kath.net, IDEA, Factum u. a.) berichteten mit
    Distanz  über das  Ereignis. (Über die umfangreiche
    Kalachakra-Kritik in den Medien, siehe unter: medien.ka.htm  Zum Thema erschienen insgesamt drei neue
    kritische Sachbücher: Von Victor & Victoria Trimondi „Hitler-Buddha-Krishna – Eine unheilige
    Allianz vom Dritten Reich bis heute“ (2202) und – von christlicher
    Seite – die  Bücher des Baseler
    Autors und Theologen Bruno Waldvogel-Frei mit dem Titel „Und der Dalai Lama lächelte …  Die dunklen Seiten des tibetischen
    Buddhismus. Fragen, Rezensionen, Recherchen und Hintergründe“ sowie von
    dem ehemaligen Buddhisten und jetzigen Pfarrer Martin Kamphuis und seiner
    Frau Elke „Buddhismus auf dem Weg zur
    Macht?“                                                     
     
      
    Dem
    stand die übliche Dalai Lama- und Buddhismus- Euphorie anderer Medien
    gegenüber. Insbesondere diejenigen österreichischen Magazine („Format“, „Profil“ und „News“),
    die ansonsten keine Rüge am Christentum auslassen, haben während der Grazer
    Ereignisse trotz der breiten, international geführten Lamaismuskritik einen
    peinlichen Kotau vor dem XIV. Dalai Lama vollzogen, und ausschließlich
    Jubelartikel veröffentlicht. Drei vielsagende Headlines aus ihrer
    apologetischen Berichterstattung lauteten in Bezug auf den tibetischen
    „Gottkönig“: „Besser als Jesus“ (Profil), „König und Gott“ (News)
    und „Der Dalai Lama wird zum Zeitgott“
    (News). Weiterhin wurde in den
    besagten Magazinen groß herausgestellt, dass die Österreicher zunehmend und
    mehr als alle anderen Europäer die christlichen Kirchen verlassen, um zur „Trendreligion des Westens“
    überzuwechseln und Buddhisten zu werden. Diese Meldung zumindest dürfte für
    Christen die Diskussion über den Dalai Lama und seine Religion hochaktuell
    machen. 
      
    Konfrontiert
    mit der anrollenden Dalai-Lama-Apotheose auf der einen Seite und der sich
    zunehmend lauter artikulierenden Kritik auf der anderen, entstand bei
    Verantwortlichen in der Evangelischen Kirche Österreichs eine verständliche
    Verunsicherung. Zuerst reagierte man scharf und abweisend gegenüber der
    „Evangelischen Allianz“ Österreichs, die sich gewagt hatte, kritische
    Fragen zu stellen und diese in der Öffentlichkeit zu verbreiten. Man hielt
    es nicht für notwendig, sich mit deren Argumenten näher auseinander
    zusetzen und noch berücksichtigte man, dass von Seiten des
    Buddhismusexperten und Pfarrers Martin Kamphuis eine Liste mit 1000
    Unterschriften von Christen, die Aufklärung über das Kalachakra-Tantra
    forderten, an den Grazer Bürgermeister überreicht wurde. Stattdessen
    verwies man die eigenen „Glaubensbrüder und -schwestern“ in die
    sektiererische und fundamentalistische Ecke. Da aber die seit Jahren
    international geführte Kritik am Kalachakra-Tantra nicht verstummen wollte,
    und sich erneut in den großen, deutschsprachigen Medien zu Wort meldete,
    sah sich Bischof  Mag. Herwig Sturm
    veranlasst, eine Expertise
    einzuholen, die Klarheit schaffen sollte. 
      
    Er
    wandte sich diesbezüglich an Prof. Dr. Max Deeg mit dem Fachbereich
    Religionswissenschaft an der 
    Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien. Ein Blick
    auf  Deegs umfangreiche
    Publikationsliste (www.uni-bayreuth.de/departments/religionswissenschaft/deeg-portrait.htm) lässt ein
    eindeutiges Schwergewicht auf den Buddhismus erkennen, christliche Themen
    fehlen, dagegen gibt es einige Arbeiten zur germanisch-nordischen
    Philologie. Deeg ist Research
    Fellow des International College for Advanced Buddhist Studies und des International Institute for Buddhist
    Studies, Tokio. Er zeichnet als
    Gründungsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Asiatische Religionsgeschichte,
    des eines elektronischen Netzwerks zur Erforschung sino-buddhistischer
    Texte und der Arbeitsgruppe Buddhist Electronic Sanskrit Texts. Deeg selber
    nimmt für sich die die Bezeichnung „Buddhologe“ in Anspruch.  
      
    In
    der von ihm eingeforderten Stellungnahme zum Kalachakra-Tantra, die
    sogleich in den evangelischen Medien via
    Internet verbreitet wurde (auf der offiziellen Homepage der Evangelischen
    Kirche Österreichs www.evang.at), geht Deeg
    überhaupt nicht inhaltlich auf das Ritual und den Originaltext ein, sondern
    erschöpft sich in üblen, beleidigenden, höhnischen und aggressiven
    Beschimpfungen der Kritiker(„sektendemagogisch und hysterieartig“,
    „propagandistisch-polemisch“). Er weigert sich, auf deren sehr konkrete
    Fragen schlichtweg zu antworten, denn eine Auseinandersetzung, eine Pro-
    und Contra-Diskussion über „Detail- und Interpretationsprobleme“ mit den
    kritischen Büchern lehne er explizit ab. Stattdessen wird der Leser seiner
    „Expertise“ mit einem bombastischen, aber hohlen Wortschwall von
    allgemeinen Floskeln und vorgeblichen termini
    technici übergossen, welche die „Wissenschaftlichkeit“ des Autors unter
    Beweis stellen sollen.  
      
    Dabei
    liegen die von den Kritikern aufgeführten Problemstellen des Kalachakra-Tantra-Rituals auf der Hand.
    Hier einige davon.  
      
    Das Kalachakra-Tantra beinhaltet:  
      
    1.    Einen
    „Heiliger Krieg“ (Shambhala-Krieg)
    von Buddhisten gegen Nicht-Buddhisten; Der Originaltext bezeichnet die
    buddhistische Kriegsführung als "gnadenlos" und "grausam".
    Dort heißt es: "Die äußerst wilden Krieger werden die barbarische
    Horde niederwerfen" und "eliminieren." 
    2.    Einen
    Angriff auf  die drei
    monotheistisch-semitischen Religionen, insbesondere auf den Islam. Der
    Originaltext spricht von „Adam,
    Henoch, Abraham, Moses, Jesus, Mani, Mohammed und der Mahdi“ als der „Familie der dämonischen Schlangen",
    die mit dunklen  Eigenschaften
    ausgestattet sind. 
    3.    Die
    Vision vom Chakravartin (eines „Weltenherrschers“), der einen globalen
    buddhistischen „Gottesstaat“ (eine „Buddhokratie“) errichten wird. „Am Ende der Zeiten wird der Chakravartin
    aus der Götterstadt oberhalb des Berges Kailash erscheinen. Er wird mit
    seiner eigenen Armee, die aus vier Dimensionen besteht, in einer Schlacht
    die Barbaren in allen Teilen des Erdkreises niederwerfen.“ –
    heißt es im Originaltext. 
    4.    Die
    Aufforderung unethische Handlungen zu begehen wie töten, lügen, stehlen und
    die Ehe brechen. So ist es nach einem Zitat
    des XIV. Dalai Lama erlaubt, wenn ein Kalachakra-Adept - unter bestimmten
    Umständen - Menschen tötet, „die der [buddhistischen] Lehre Schaden zufügen“ oder „sich anschicken, abscheuliche und
    unheilvolle Handlungen zu begehen“. 
    5.    Die
    Durchführung sexualmagischer Riten, um spirituelle, weltliche und
    patriarchale Macht zu erlangen. Nach den
    Originaltexten stellen die dabei benutzten Frauen bestimmte Energieformen
    dar, wobei das Alter eine wichtige Rolle spielt. Man beginnt mit
    11-jährigen Mädchen. 
    6.    Das
    strikte Verbot über die höheren Einweihungen des Kalachakra-Tantra
    öffentlich zu sprechen.  
      
    Dies und andere hier nicht genannte Inhalte des
    Kalachakra-Tantras widersprechen nicht nur westlichen (und christlichen)
    Wertvorstellungen, sondern auch den Grundsätzen des Urbuddhismus: Denn der historische Buddha forderte das strikte
    "Abstehen von Töten"
    (anârambha). Aus seinem Gebot einer "entsagenden, hasslosen und friedfertigen Gesinnung" kann
    kein "Krieg" und schon
    gar kein "heiliger Krieg"
    legitimiert werden; aus der Weigerung des Buddha Shakyamuni, den Weg eines Chakravartin (Weltenherrscher) zu
    gehen, können keine Weltherrschaftsansprüche abgeleitet werden. 
      
    Nicht
    nur die kriegerischen und sexistischen Stellen aus dem Originaltext sondern
    auch die Tatsache,  dass Nazis,
    Neofaschisten und Sektenterroristen wie Shoko Asahara sich von Inhalten des
    Kalachakra-Tantra haben inspirieren lassen, machen eine öffentliche Debatte
    über das tibetische Ritual dringend. Alarmierend sind auch die
    militaristischen Ideen von einem „Kriegerbuddhismus“, die sich mehr und
    mehr in der neo-buddhistischen Szene verbreiten (Ole Nydahl, Chögyum
    Trungpa). Es ist höchst beunruhigend, wenn in einer apologetischen Schrift
    zur Verteidigung des Kalachakra-Tantra gegenüber seinen Kritikern kurz vor
    Beginn des Grazer Rituals zu lesen ist:  
    "Die Vernichtung eines
    anderen Wesens sollte man als Tantriker aber nur dann in Erwägung ziehen,
    wenn man gleichzeitig die Fähigkeit besitzt, das Bewusstsein des Getöteten
    in eine bessere Wiedergeburt zu transferieren." (Thomas Lautwein, Vorstandsmitglieds
    von Chödzong e.V. und Mitarbeiter
    des tibetischen Lamas Dagyab Kyabgön Rinpoche) 
      
    Als
    „Wissenschaftler“ hat Deeg die Verpflichtung, seine Beurteilungen sine ira et studio zu fällen und
    nicht ein uninformiertes Publikum durch Desorientierung, Verdrehungen und
    Verschleierungen an der Nase herumzuführen. Im Zentrum seiner Attacken
    stehen unsere beiden Bücher „Der
    Schatten des Dalai Lama – Sexualität, Magie und Politik“ (1999) und „Hitler-Buddha-Krishna – Eine unheilige
    Allianz vom Dritten Reich bis heute“ (2202). 
      
    Er
    begegnet diesen mit einer Heftigkeit und Abwehr, die im besten Fall als
    „krankhaft“ zu bezeichnen ist, da er die von ihm verketzerten und
    verschrienen zwei Werke nicht einmal kennt! Das Buch „Der Schatten des Dalai Lama“ hat er, wie er in einem Brief
    schreibt, nur zur Hälfte gelesen. Das zweite Trimondi-Buch „Hitler-Buddha-Krishna“ hat er zugestandenermaßen
    nicht einmal angefasst, bevor er mit seinem Verriss an die Öffentlichkeit
    trat. O-Ton Deeg: „Ich habe das Buch
    bisher leider nicht in Händen gehabt und kann mich daher nur auf
    Pressestimmen und Bemerkungen auf der Webseite der Trimondi beziehen.“
    Dass ein „Wissenschaftler“ und ein Mitglied der Universität Wien so dreist
    ist, eine offizielle Beurteilung für die Evangelische Kirche Österreichs
    mit konzedierter Ignoranz zu erstellen, ist ein öffentlicher Skandal! Als
    die einzige Grundlage für seine vernichtende Kritik diente dem
    „Buddhologen“ das Zitat eines unbekannten und beliebigen Lesers an den
    Internet-Buchhändler www.amazon.de,  in dem es heißt: „Eine enorme Fleißarbeit, die [die Trimondis] hier geleistet haben, ganz unbestritten.
    Allerdings merkt man der Arbeit deutlich an, dass hier keine
    kulturanthropologisch, ethnologisch oder zumindest tibeto-/indologisch
    vorgebildeten Historiker am Werk waren, sondern eben Laien.“ Aber diese
    von Deeg angeführte „Beweisstelle“
    trifft auf das Trimondi-Buch überhaupt nicht. Denn mit „Hitler, Buddha, Krishna“ legen wir
    keine „kulturanthropologische,
    ethnologische oder tibeto-/indologische“ Studie über den Buddhismus
    vor, sondern es handelt sich um ein historisches Werk über den grausamsten
    und härtesten Kern des organisierten Massenmordes, die SS, und deren
    intellektuellen Braintrust, das SS-Ahnenerbe.  
      
    Wir
    haben anhand umfangreicher, neuer Archivmaterialien nachweisen können, dass
    es vor allem die hochkarätigen Kultur- und Religionswissenschaftler
    (insbesondere die Orientalisten) im dritten Reich waren, die sich unter
    Berufung auf ihre wissenschaftliche Kompetenz als Konstrukteure einer
    eigenen NS-Religion betätigten, und nicht die „okkultistischen Spinner“,
    die von den Historikern immer wieder genannt werden. Für die intendierte
    indo-arische Religionsgründung bauten die Akademiker des SS-Ahnenerbes
    nicht auf irgendwelchen christlich-abendländischen Grundsteinen auf,
    sondern rekurrierten primär auf östliche Lehren. Deren Dogmen, Riten und
    Mythen benutzten sie als Anleitungen zur Verherrlichung des Kriegers, zur
    Sakralisierung des Krieges und zur Legitimation des Holocausts. Leitideen
    aus der indischen Kshatriya (Krieger)-Philosophie, Verhaltendkodices der
    japanischen Samurai-Kaste und des Zen Buddhismus, Lehren aus der
    buddhistischen Karma- und Inkarnationsdoktrin, buddhokratische
    Staatstheorien und ähnliches sind in das Selbstverständnis von Hitlers
    Schwarzen Orden eingeflossen. Alle bedeutenden Orientalisten und „Buddhologen“
    der damaligen Zeit waren mehr oder weniger in dieses Projekt einer
    faschistischen „Religionsgründung“ einbezogen und schreckten nicht einmal
    davor zurück, Hitler mit Buddha und dem indischen Gott Krishna zu
    vergleichen. (Daher der Titel des Trimondi-Buches). Unter den renommierten
    Universitätsprofessoren der Nazi-Orientalistik finden sich die Fachkollegen
    von Deeg: Walther Wüst, Jakob Wilhelm Hauer, Herman Lommel, Wilhelm Geiger,
    Otto Schrader, Helmuth von Glasenapp, Wilhelm Gundert und noch viele
    andere. 
      
    Es
    wird also verständlich, weshalb Deeg so großen Wert darauf legt, eine
    kritische Debatte über die Verflechtung von NS-Ideologien mit den östlichen
    Religionen zu unterdrücken und die Aufmerksamkeit des Publikums von unserem
    Buch ablenken will. Denn damit würde nämlich offenkundig werden, dass die
    hochqualifizierten und heute noch als akademische Autoritäten anerkannten
    Religions- und Kulturwissenschaftler des Dritten Reichs keineswegs einen
    reinen Missbrauch der östlichen Lehren betrieben haben, sondern dass sie
    dort tatsächlich „Elemente“ und „Bausteine“ finden konnten, die ihnen bei
    ihrer Religionskonstruktion ins Konzept passten. Diese „Elemente“
    überlebten in der Subkultur des religiösen Neofaschismus der Nachkriegszeit
    und werden heute (nicht zuletzt von „Experten“ wie Deeg) undiskutiert und
    naiv durch den intensiven Import östlicher Philosophien in das westliche
    Kulturgefüge eingepasst. Dazu zählen auch das Kalachakra-Tantra und der
    darin enthaltene Shambhala-Krieger-Mythos, an denen schon die
    „Kulturwissenschaftler“ des SS-Ahnenerbes ein großes Interesse zeigten und
    das heute im religiösen Neofaschismus zu einem Bezugspunkt geworden ist.
    Deeg kennt sich – wie die Liste seiner Fachpublikationen zeigt  – in vielen dieser Themen, die damals von
    seinen Nazi-Kollegen diskutiert wurden, sehr gut aus: Asiatische
    Staatstheorien, buddhistische Eschatologien, die Rolle des indischen
    Kaisers Ashoka, altnordische Philologie und anderes. 
      
    Das
    Empörende an Deegs Verschleierungs- und Verschweigungsmanövern ist, dass er
    die deutschen Buddhisten der 1930er Jahre durch Geschichtsklitterungen von
    ihren braunen Flecken bewusst reinzuwaschen versucht und er die damaligen
    „Kollaborateure“ sogar als „Opfer“ darstellt! So spricht er in einem von
    ihm in Englisch verfassten  Aufsatz
    von „der Unterdrückung der meisten buddhistischen Aktivitäten unter den
    Nazis, die als un-deutsch und als pazifistisch angesehen wurden“ (the suppression of most Buddhist
    activities suspected as un-German and pacifistic under the Nazis). Damit betreibt Deeg
    Geschichtsfälschung, denn genau das Gegenteil war der Fall! Buddhisten
    wurden im Dritten Reich, nur wenn sie Juden oder Kommunisten waren, von der
    Gestapo verfolgt. „Ja, das Bekenntnis
    zum Buddhismus war vollkommen frei.“ - erfahren wir von einem
    Zeitzeugen, dem in der Nachkriegszene hochgeschätzten deutschen Buddhisten
    Helmut Klar. Die Protagonisten der damaligen buddhistischen Gruppen
    versuchten sich sogar dem Nazi-System unter der Flagge eines „arischen Buddhismus“ aufs
    peinlichste anzubiedern, unter ihnen die mittlerweile weltberühmten
    „Zen-Philosophen“ Eugen Herrigel und Karlfried Dürckheim. Beide waren
    fanatisierte Nazis! Der von Deeg in seinem Aufsatz genannte deutsche
    Theravada Buddhist Nyanatiloka weigerte sich sogar, Juden als buddhistische
    Mönche zu ordinieren. Der von Deeg ebenfalls zitierte Buddhist Martin
    Steinke (Tao Chün), Leiter der „Gemeinde
    um Buddha“ versuchte über das Reichsministerium für kirchliche
    Angelegenheiten zu Hitler direkt vorzudringen. In dem Brief an den „Führer“
    behauptet er, der deutsche Diktator habe „im Sinne der allumfassenden Lehre des Buddha zum Wohle des
    deutschen Volkes“ gewirkt.  
      
    Angesichts
    der Fülle von Archivmaterialien, die wir für die Nazi-Connection der
    deutschen Buddhisten während des Dritten Reichs vorlegen, schreibt der
    Schweizer Kollege Deegs, der Religionswissenschaftler und Theologe an der
    evangelischen Fakultät der Universität Zürich, Prof. Georg Schmid, in einer
    Rezension von „Hitler, Buddha, Krishna“: „Wenn alle Formen der Distanzierungen [von buddhistische Seite]
    damals wirklich unterblieben sind [….], dann stellt sich in der Tat die
    Frage, ob östliche Spiritualität aus ihrer Mitte heraus, vielleicht in
    ihrer Liebe zum geistigen Meister, besonders autoritätshörig und anfällig
    für totalitären politischen Missbrauch sei.“  (Siehe Schmids hervorragende Rezension: H-B-K\med.hi.01.htm) 
      
    Auf Grund der
    faschistischen Vorbelastung der Orientalistik im Dritten Reich, die sich
    aktiv an der Konstruktion einer Nazi-Religion beteiligte, tritt eine umso
    größere Verantwortung auf  die
    heutige Orientalistik zu. Einer solchen versucht sich jedoch der
    „Buddhologe“ Deeg zu entziehen. Er verhindert unter Berufung auf  seine Fachkompetenz, auf den
    „interreligiösen Dialog“ und auf die Interkulturalität systematisch und mit
    unlauteren Mitteln, die offene und ehrliche Debatte über die kriegerischen
    Inhalte des Buddhismus und der anderen Religionen des Ostens. Sein
    Professorendiplom und sein universitärer Lehrstuhl werden zu einer
    bedenklichen Sache, wenn er sie missbraucht, um zentrale Aspekte in der
    Geschichte des Nationalsozialismus und in der Gegenwart des Neofaschismus
    auszublenden. Er macht sich dadurch mitschuldig an einem Ideenimport, der
    schon im Dritten Reich verhängnisvolle Auswirkungen hatte und heute erneut
    hat, wie es die Entwicklung des internationalen religiösen Faschismus und
    der weltweite Aufstieg des religiösen Fundamentalismus zeigen. Auch das
    finden wir skandalös!  
      
    Wenn
    sich die christlichen Kirchen solche ideologisch und „buddhologisch“
    vorgeprägte „Experten“ für ihre Glaubensabgrenzung und für Ihre
    Selbstorientierung im interreligiösen Dialog suchen, können sie davon
    ausgehen, dass hier nicht mit objektivem Maßstab gemessen wird. Das
    Vertrauen in Deeg mag zwar aufgrund der Unkenntnis von christlicher Seite
    über den lamaistischen Kulturkreis noch verständlich sein. Wenn jedoch
    Vertreter der evangelischen Kirche Österreichs „Theologen“ aus den eigenen
    Reihen wie den Baseler Autor und Pfarrer Waldvogel-Frei, den Schweizer
    Professor Georg Schmid und andere christliche Buddhismuskritiker wie das
    Pfarrer-Ehepaar Kamphuis überhaupt nicht mehr zu Wort kommen lassen und es
    offiziell unterstützen, dass diese von „Buddhologen“ wie Deeg beleidigend
    und höchst unwissenschaftlich abgekanzelt werden, ist das
    verantwortungslos.  
      
    Mit
    Fug und Recht fragt deswegen der Basler Pastor Waldvogel-Frei im
    Zusammenhang mit dem Deeg-Gutachten: 
      
    Wie kommt es, dass man ohne Rückfrage an die betroffenen
    Personen ein derartig diskriminierendes Dokument landesweit zur  Schau stellt? 
    Wie ist es möglich, dass ein Kritiker [gemeint
    ist Deeg] zu Wort kommen kann, der
    die kritisierten Bücher nur teilweise oder gar nicht gelesen hat (und das
    sogar noch zugibt!)? 
    Wie darf eine Kritik stehen gelassen werden, die kein Wort zum
    Gegenstand der Kritik verliert und stattdessen nur zitiert, was andere
    schon geschrieben haben, und zudem behauptet, das Kritisierte sei
    unwissenschaftlich, hingegen aber auf eine 
    wissenschaftliche Begründung des eigenen Urteils verzichtet? 
    Was für eine Gesprächskultur ist das, wenn besagter Kritiker
    [….] erklärt, er  sei keinesfalls bereit, in irgendeine Art von
    Gespräch oder Debatte einzutreten?  
    Ist das die Art der Evangelischen Kirche Österreichs, mit
    anderen Meinungen oder Exponenten derartiger Meinungen umzugehen? 
      
    Alle
    sind jetzt froh und glücklich: Das Grazer Kalachakra-Tantra-Ritual ist
    vorbei, der Dalai Lama ist nach Indien abgereist, Superintendent Mag.
    Hermann Miklas hat zusammen mit dem tibetischen „Gottkönig“ und Jusuff
    Islam seinen Beitrag zum interreligiösen Dialog geleistet, die Steiermark
    verzeichnete einen Rekord-Oktober in der Touristikbranche. Jetzt ist das
    peinliche Thema Lamaismus und östlicher Religionsimport vom Tisch! Man
    müsse sich „an den
    Aktualitätsstandards orientieren“ – so Thomas Dasek von der die Epd-Redaktion, wo das Deeg-Dokument
    abgedruckt war. Aber das Thema ist nicht vom Tisch! Es ist  hochaktuell, und das aus den folgenden
    drei Gründen: 
      
    1.)
    Die christlichen Kirchen sind seit der Veröffentlichung von Daniel Jonas
    Goldhagens Buch „Die katholische
    Kirche und der Holocaust“ mit dem Vorwurf konfrontiert, dass über 400
    antisemitische Stellen aus dem Neuen Testament zur Massenvernichtung der
    Juden beigetragen haben sollen. Goldhagens provokante These genießt einen
    extrem hohen Grad an Medienaufmerksamkeit. Für seine Buchpräsentation wurde
    ihm sogar der Wiener Rathaussaal zur Verfügung gestellt. Wir weisen dagegen
    in unserem Buch „Hitler-Buddha-Krishna“
    nach, dass die eigentlichen Vollstrecker des Holocaust, Himmler und die SS,
    entschieden anti-christlich eingestellt waren und sich deswegen nicht nach
    christlichen Maximen sondern nach Grundsätzen richteten, die sie aus
    östlichen Religionen importiert hatten.  
      
    2.)
    Österreich war schon vor dem ersten Weltkrieg die Gebärstätte des
    okkulten  Antisemitismus und ist dies
    – wie wir in „Hitler-Buddha-Krishna“
    zeigen – auch für den religiösen Neofaschismus geworden. In beiden Fällen
    kann ein eminenter Einfluss östlichen Ideengutes nachgewiesen werden. Es
    hat seine Gründe, weshalb Europa und Amerika ängstlich auf dieses Land
    blicken, aus dem schon einmal das Unheil über die Welt gekommen ist. Ihre
    Geschichte legt den Österreichern die besondere Verantwortung auf, bestimmte
    Wiederholungszwänge an der Wurzel zu packen und auszureißen.  
      
    3.)
    Der Buddhismus, zu dem in Österreich immer mehr Menschen konvertieren,
    genießt in der breiten Öffentlichkeit zu Unrecht das Privileg, die
    friedlichste und menschfreundlichste aller Weltreligionen zu sein, obwohl
    er, wie alle anderen Glaubensrichtungen auch, seine Schatten- und
    Problemseiten hat. Während es mittlerweile eine sehr offene Grenzziehung zu
    problematischen Lehrsätzen des Islams gibt, werden kriegerische, inhumane
    und despotische Weltbilder des Ostens, wie sie zum Beispiel im Originaltext
    des Kalachakra-Tantra nachzulesen sind, ohne Hinterfragung durch
    großangelegte Megarituale in den Westen transplantiert und einem völlig
    naiven Publikum als „Friedensbotschaft“ verkauft. Wenn sich die
    christlichen Gemeinschaften nicht differenziert und kompetent mit diesem
    östlichen Religionsimport und dessen aggressiven und kriegerischen
    Ideologien auseinandersetzen und wenn sie nicht den verwaschenen
    Pseudo-Dialog durch einen kritischen, offenen und ernsthaften
    interreligiösen Dialog ersetzen, betreiben sie früher oder später den
    eigenen Ausverkauf. 
      
    Es
    ist paradox, dass sich gerade die protestantische Kirche zum Schutzherrn
    des lamaistischen Religionssystems mit seinem magischen Weltbild, welches
    im krassen Widerspruch zum Ur-Buddhismus steht, und mit seinem inkarnierten
    „Gottkönig“ (dem Dalai Lama) macht, im Vergleich zu dem die katholische
    Kirche mit dem Papst an der Spitze und den Kardinälen als Wahlgremium wie
    eine „Republik“ erscheint. Doktor Martin Luther, dieser große Verteidiger
    der Gewissensfreiheit dürfte, wenn er sich die „Deeg-Affäre“ und deren „Lug
    und Trug“ vom Himmel aus anschauen sollte, 
    aufbrausen.  
      
    Wir
    fordern deswegen die Verantwortlichen der evangelischen Kirche Österreichs
    auf: 
      
    1.    in
    ihren Medien die längst bestehende kritische Debatte über die östlichen
    Lehren auf breiter Ebene aufzunehmen.  
    2.    sich
    nicht mehr ausschließlich nach dem parteiischen und würdelosen Urteil
    bekannter „Buddhologen“ zu „orientieren“. 
    3.    die
    Wissenschaftler, Autoren, Journalisten und Theologen aus den eigenen Reihen
    zu Wort kommen zu lassen 
    4.    die
    historische Aufarbeitungen der SS und des Holocausts nicht mehr zu
    verschweigen, weil darin die Religionen des Ostens und nicht mehr das
    Christentum als ideologische „Inspirationsquelle“ genannt werden. 
    5.    den
    christlichen, humanistischen und liberalen Kritikern der östlichen Lehren,
    speziell des Lamaismus, denselben Respekt und dieselbe Öffentlichkeit in
    den kirchlichen Medien zu verschaffen wie dies bisher zugunsten des
    Buddhismus und des Dalai Lama geschehen ist. 
    6.    Herrn
    Dasek vom evangelischen Nachrichtendienst (Epd) und die Herausgeber der
    offiziellen Homepage der Evangelischen Kirche Österreichs (www.evang.at),
    bei denen Deegs „Expertise“ veröffentlicht wurde die verschiedenen Kritiker
    des Kalachakra-Tantra durch Artikel zu Wort kommen zu lassen und den
    vorliegenden Text vollständig abzudrucken. 
     
      
    ©
    Victor & Victoria Trimondi       
     
    
    Stellungnahme zu Dalai-Lama / Kalacakra-Tantra / Bücher „Im
    Schatten des Dalai Lama ...“ und „Hitler, Buddha, Krishna. Eine unheilige
    Allianz ...“ von Röttgen-Trimondi, u.a. 
      
    Univ.-Prof.
    Dr. Max Deeg, Religionswissenschaft, Evangelisch-Theologische Fakultät,
    Universität Wien 
      
    Die bevorstehende, publikumswirksam angelegte Kalacakra-Initiation
    durch den Dalai Lama in Graz im Oktober diesen Jahres fällt zusammen mit
    der Veröffentlichung des neuesten Buches der Dalai-Lama-Gegner Herbert und
    Mariana Röttgen / Victor und Victoria Trimondi, „Hitler, Buddha, Krishna.
    Eine unheilige Allianz ...“, in dem die beiden Münchener Kritiker
    offensichtlich – ich habe das Buch bisher leider nicht in Händen gehabt und
    kann mich daher nur auf Pressestimmen und Bemerkungen auf der Webseite der
    Trimondi beziehen – versuchen, eine Fortschreibung ihrer in ihrem ersten
    Buch „Der Schatten des Dalai Lama“ behaupteten Welteroberungsintention des
    tibetischen Buddhismus im Sinne einer komplexen, historisch und
    geographisch-kulturell umfassenden Verschwörungstheorie, die nun auch noch
    den Hinduismus und den Faschismus mit einschließt, zu präsentieren. In
    diesem Kontext rückt der Besuch des Dalai Lama in Graz in einem besonderen
    Maße in das Licht der Aufmerksamkeit. Ich wurde nun als Religionswissenschaftler
    an der Evangelisch- Theologischen Fakultät der Universität Wien nun
    gebeten, als solcher eine Stellungnahme zu dem sich abzeichnenden Diskurs
    und Konflikt zwischen euphorischer Zustimmung zu und nicht zuletzt durch
    die beiden Bücher der Trimondi geschürter Kritik an der Grazer Inszenierung
    abzugeben. Ich habe mich nach einiger Überlegung entschlossen, dies in eher
    essayistischer Weise denn in wissenschaftlichem Duktus zu tun, nicht
    zuletzt um bei einem solch kontroversen Thema nicht zu verschleiern, dass
    eine Beurteilung über den rein deskriptiven Teil hinaus – der
    religionstypologisch, -phänomenologisch und religionsgeschichtlich sein
    könnte - letztlich immer eine individuell-persönliche sein muss. 
      
    Hat man diese bei einer Stellungnahme nicht völlig
    auseinanderzuhaltende Trennung zwischen wissenschaftlich Machbarem – etwa
    der schon sehr schwierigen und eben nicht nur religionswissenschaftlichen
    Frage danach, was denn nun eine Religion sei und was nicht (und wenn nicht,
    was dann) – und persönlichem Urteil nicht deutlich im Blick, so gerät man
    leicht auf die schiefe Ebene des pseudowissenschaftlichen und
    pseudofaktischen „Beschreibens“ durch willkürliches Hin- und Herspringen
    zwischen den verschiedenen Diskursebenen, wie sie sich an den hier genannten
    Publikationen deutlich aufzeigen ließe.  
      
    Unmittelbar anschließend an das erste Buch der Trimondis –
    inhaltlich, in der Argumentationsweise und sprachlich nicht so radikal wie
    dieses – liest sich das Bändchen von Bruno Waldvogel-Frei, „Und der Dalai
    Lama lächelte .. Die dunklen Seiten des tibetischen Buddhismus. Fragen,
    Rezensionen, Recherchen und Hintergründe“. Waldvogel-Frei bezieht sich
    wesentlich auf das Trimondi-Buch und sein Büchlein gerät damit zu einer
    punktuellen, des umfangreichen Zitatenmaterials entkleideten Zuspitzung der
    Grundthesen der Trimondi, der Vorwürfe des Versuchs der Errichtung einer
    faschistoiden Buddhokratie, des sexuellen Missbrauchs weiblicher Meiden
    über tantrische Rituale (Nutzung der „Gynenergie“), der Magie, etc.. Die Folie
    der Beurteilung erscheint mir hier der in Kampf der Religionen uminterpretierte Huntington’sche Leitsatz
    einer grundsätzlichen Verschiedenheit und somit Konkurrenz von Religionen,
    bzw. Kulturen zu sein. Eine Stellungnahme von einem Vertreter der evangelischen
    Kirche ist in Form eines kurzen Artikels, verfasst von Superintendent Mag.
    Hermann Miklas, in der Zeitschrift „evang.st für die evangelische
    Steiermark“, Heft Nr.2 / Juli 2002 zu finden.  
      
    Die beiden ersten genannten Publikationen zum tibetischen Buddhismus,
    zum Dalai Lama und dem Kalacakra-Ritual – man könnte sie durch das in
    höchstem Maße polemische Buch Colin Goldners, „Dalai Lama – Fall eines
    Gottkönigs“, ergänzen – sind bemerkenswerterweise in zunehmender Länge und
    Komplexität, also in der umgekehrten hier angeführten Reihenfolge,
    autoritätshörig im Sinne von Sekundärquellen oder von in die
    Argumentationslinie passenden Direktinformationen; sie sind eklektisch,
    inkontextuell und anachronistisch, und somit auch in entsprechendem Maße
    eher propagandistisch-polemisch als wissenschaftlich fundiert zu nennen. Es
    sollte sich eigentlich heutzutage von selbst verbieten, Behauptungen über
    Religionen zu verbreiten, die sich auf einer „fundamentalistischen
    wörtlichen Interpretation eines religiösen Textes, in diesem Falle des
    Kalacakra-Tantra, oder von Textgattungen wie Tantras im Allgemeinen
    beziehen. In Hinsicht auf die Publikationen vom Format Trimondi,
    Waldvogel-Frei und Collins kann durchaus der Kritik einer RezensentIn aus
    Garmisch-Partenkirchen zum neuen Trimondi-Buch auf der entsprechenden
    Webseite des Internet-Buchhändler amazon.de zugestimmt werden: „Eine enorme
    Fleißarbeit, die Röttgen + Röttgen hier geleistet haben, ganz unbestritten.
    Allerdings merkt man der Arbeit deutlich an, dass hier keine kulturanthropologisch,
    ethnologisch oder zumindest tibeto-/indologisch vorgebildeten Historiker am
    Werk waren, sondern eben Laien. Wissenschaftliches Denken läßt sich nicht
    durch noch so bemühten Fleiß ersetzen, durch Eifer noch weniger.“, wobei
    ich in diesem Zusammenhang – durchaus etwas polemisch gemeint – auf die
    Doppelbedeutung des deutschen Wortes „Eifer“ verweisen möchte.  
      
    Ich werde aus diesem Grunde auch nicht weiter auf die genannten
    Werke eingehen, sondern mich im folgenden zu den von Superintendent Miklas
    vorgebrachten Punkte konzentrieren, selbst wenn dies selbstverständlich hin
    und wieder trotzdem eine indirekte Bezugnahme auf die genannten
    Veröffentlichungen bedeutet. Ich stimme Superintendent Miklas zu, dass
    „genaue und objektive Information“ wichtig ist, aber genau hier sollte der
    Schwerpunkt eher auf „genau und objektiv“ als auf „Information“ liegen. Es
    gibt von religionswissenschaftlicher, soziologischer und anthropologischer
    Seite genügend fundierte Arbeiten von Fachleuten auch über moderne Aspekte
    des Buddhismus, die zu entsprechenden Thematiken gelesen und gehört werden
    sollten. 
      
    Der Grundsatz des „Ökumenischen Forums christlicher Kirchen in der
    Steiermark“, „Dialog mit dem Dalai Lama ja – gemeinsame religiöse
    Handlungen nein“ ist von institutioneller Seite aus m.E. respektierbar und
    in seiner Konsequenz einsichtig. Das Kalacakra-Ritual, zumal in der Form,
    wie es in Graz veranstaltet werden wird – eben nicht als „buddhistisches
    Übungssystem zur Entwicklung des Bewusstseins“ mit dem Ziel, „die
    Erleuchtung zu erlangen“ - als „quasi-sakramentales Geschehen“ zu
    interpretieren, ist sicher nicht nur wegen der nicht vollständig gegebenen
    Kompatibilität der Begriffe und Phänomene von religionswissenschaftlicher
    Seite nicht unproblematisch. Am ehesten wäre vielleicht eine mögliche
    Teilnahme eines Christen an dieser Veranstaltung mit der Teilnahme eines
    Moslems, Buddhisten oder Juden an einer Veranstaltung des Papstes – wobei
    man bitte hieraus nicht ableiten möge, dass ich die alten pejorativen
    Vergleichsschemata zwischen Katholizismus und Lamaismus protestantischer oder aufklärerischer Kritiker der
    vergangenen Jahrhunderte zum Wiederaufleben bringen möchte - zu
    vergleichen, bei denen das Oberhaupt der katholischen Kirche einen Segen
    über alle Anwesenden spricht. Müsste man in letzter Konsequenz einem
    Christen dann nicht auch empfehlen, nicht in einem Zen- Meditationszentrum
    zu praktizieren – selbst wenn dieses durch einen Priester oder Pfarrer
    geleitet wird? 
      
    Der Vorwurf, dass der Buddhismus im Westen zu sehr durch eine
    „romantisierende Brille“ betrachtet wird, ist sicher korrekt. Aber hier
    kann zumindest die Fachwissenschaft, sei es nun die Religionswissenschaft
    oder die betroffenen einzelphilologischen Disziplinen wie Indologie,
    Sinologie, Japanologie, Tibetologie und Buddhismuskunde inzwischen, nicht
    zuletzt im Rahmen der „Orientalismus“-Diskussion, über genügend kritische
    Ansätze und Arbeiten verweisen, die genau diese Sicht kritisch, aber
    durchaus wissenschaftlich hinterfragen, leider aber von einem Allgemeinpublikum
    weitaus weniger wahrgenommen werden als die in allen Buchhandlungen
    erhältlichen schmalen Einführungswerke zum Buddhismus. Wie solch eine
    kritische Hinterfragung in Bezug auf den tibetischen Buddhismus
    funktionieren kann, hat Donald S. Lopez, Jr., in seinem Buch „Prisoners of
    Shangri-La. Tibetan Buddhism and the West“, gezeigt. Aber auch das andere,
    von Superintendent Miklas angeführte Vorurteil des „friedensstiftenden und
    spannungsausgleichenden Potentials des Buddhismus“ lässt sich von religionsgeschichtlichem
    Gesichtspunkt her gesehen pauschalisierend so nicht aufrechterhalten. Es
    ist eben so, dass, wie Superintendent Miklas ausführt, „das Heilige im
    Menschen ... auch ein enormes Konfliktpotential in sich trägt“, wie uns in
    Zusammenhang mit dem Buddhismus etwa der singhalesische antitamilische
    Nationalismus buddhistischer Prägung mehr lehren kann als einige
    Unstimmigkeiten in den Äußerung des Friedensnobelpreisträgers Dalai Lama.
    Dem Buddhismus pauschalisierend eine Dämonisierung des Weiblichen
    zuzuschreiben (Trimondi!) verkennt einerseits die religionsgeschichtliche
    Situation, aus der heraus der Buddhismus als mönchischer Erlösungsweg
    entstanden ist, rückt das linkshändige Tantra mit seinen in den Texten
    beschriebenen sexuellen Praktiken, von denen m. W. bis heute noch nicht
    klar ist, in welchem Umfang sie wirklich praktiziert wurden oder ob sie in
    vielen Fällen in dieser Form nicht Projektionen westlicher Interpreten (!)
    sind, auf einen zentralen Platz, das ihm selbst im tibetischen Buddhismus
    nicht zukommt, und es spricht ihm andererseits ein Modernisierungspotential
    zumal im westlichen Kontext ab.  
      
    Unliebsames durch extensives Praktizieren desselben zu überwinden
    ist im Buddhismus grundsätzlich eine Ausnahmeerscheinung; in der Regel fordern
    alle Formen des Buddhismus eine Disziplinierung in ethischer Hinsicht
    sowohl von Mönchen / Nonnen wie auch von Laien ein. Schließlich sei ein
    höheres Maße an Genauigkeit angemahnt, wenn es darum geht, die
    soteriologisch unterschiedlichen Ausrichtungen von Religionen mit zum Teil
    inkommensurablen Ausdrücken zu beschreiben: es geht dem Buddhismus
    mitnichten um eine „Suchbewegung des Menschen nach göttlicher Erleuchtung“,
    sondern Ziel ist letztendlich in allen buddhistischen „Religionen“ das
    Erlangen von Erkenntnis, einer Weisheit, die den Menschen aus der
    Gebundenheit in seine existentielle Grundsituation des Leidens zu befreien
    vermag. Dass viele westliche Anhänger dieses nach traditionellen
    buddhistischen Auffassungen in der Regel im gegenwärtigen und auch in
    vergangenen und zukünftigen Leben nicht oder nur schwer und / oder auf
    Umwegen zu erlangende Erlösungsziel über einen „short-cut“ erreichen
    wollen, ist wohl eher ein Problem westlichen „wishful thinking“ als ein
    grundsätzlich buddhistisches. Vergessen wir nicht, dass die Bandbreite der
    buddhistischen Erlösungsvorstellungen durchaus eine Form von „Suchbewegung
    ... nach dem erlösungsbedürftigen Menschen“ einschließt, nämlich die des
    Buddha Amitabha (chin. Amituo-fo, jap. Amida-butsu), der in Ostasien durchaus
    die meisten Buddhisten anhängen. 
      
    Buddhismus ist in seiner realen und soteriologischen Ausformung
    sehr vielschichtig, und man sollte sich davor hüten, „dem Buddhismus“
    Lehren, Züge und Attribute zuzuordnen, die man von nur einer Richtung oder
    Schule sich abzuleiten berechtigt glaubt. 
      
    Ich vermisse in der gesamten Diskussion grundsätzlich den
    pragmatischen Aspekt der Politisiertheit der tibetischen Frage. Man macht
    es sich zu einfach, wenn man die zeitgeschichtliche Situation, aus der
    heraus der tibetische Buddhismus – übrigens in seinen durchaus sehr
    unterschiedlichen Ausprägungen, von denen die an und für sich nicht sehr
    von tantrischer Praxis, sondern eher von scholarem Monastismus geprägten
    dGe-lugs-pa, die sogenannten „Gelbmützen“, die der Dalai Lama als Oberhaupt
    vertritt, nur den zugegebenermaßen größten Teil vertreten – in den Westen
    gelangt und dort wirkt, völlig außer acht lässt. Dies beginnt schon bei
    solch einem irreführenden Titeln wie „Gottkönig“, der mit den ihnen
    innewohnenden polemischen Keimen am besten zu vermeiden ist, denn die
    Institution des Dalai Lama (in seinen verschiedenen Inkarnationen) war
    weder konzeptionell noch realpolitisch die einer Kombination von
    überweltlicher Göttlichkeit und diesseitiger real ausgeübter Macht, die in
    jüngerer Zeit und historisch nachweisbar eigentlich nur der Vorgänger des
    jetzigen Dalai Lama innehatte. Alle teilweise in sich widersprüchlichen,
    und in ihrem Aussagewert sicher zu hinterfragenden und nicht einfach
    hinzunehmenden Aussagen des Dalai Lama oder anderer hoher tibetischer
    religiöser Würdenträger sind zum Teil als Gratwanderung zwischen religiösem
    Anspruch (universalistisch) und der politischen Realität eines besetzten
    Tibet und einer diese Besetzung nicht akzeptierenden tibetischen Exilregierung
    (national-regionalistisch) einzuordnen, werden vor dem Hintergrund, dass
    Dharamsala nicht über einen über Generationen hin gewachsenen
    „public-relation“-Apparat, der die „political correctness“ von
    entsprechenden Äußerungen überprüft und steuert, verfügt, zumindest
    verstehbar, und durch den Tibet-Boom im Westen, der ein kritisches
    Hinterfragen oft schon als Anti-Tibet-Aktion sieht, verständlich. 
      
    Es stellt sich sicher jedem evangelischen Christen aber auch jedem
    Menschen, der dazu willens ist, grundsätzlich die Frage, woher man welche
    Informationen über ein fremdreligiöses Phänomen bekommen kann, und
    inwieweit man dabei in einem Glauben an praktische und zitierte Autoritäten
    sowohl den gesunden Menschenverstand als auch das kritisch, wenn auch nicht
    unbedingt wissenschaftlich hinterfragende Bewusstsein ausschalten darf –
    will heißen: man muss nicht notwendigerweise (oder manchmal gerade nicht)
    Religionswissenschaftler sein, um dies zu leisten. Um hier verkürzende
    „manichäistisch“- dualistische Sichtweisen zu vermeiden, tut man m.E.
    zunächst einmal gut daran, ab und zu eine Sichtumkehr durchzuspielen nach
    dem Schema „Findet sich in meinem eigenen Bereich etwas, was ich dem
    anderen vorwerfe?“, deren Ergebnis selbstredend in einen
    kontextualisierenden und abwägenden Vergleich rückzuführen ist. Übt man
    Religionskritik, deren Tradition in Europa bekanntlicherweise seit der
    Aufklärung eine nicht immer ganz zweckfreie war und ist, so sollte man sich
    deren mit frei gewählten religionsgeschichtlichen Fakten immer freisetzbaren
    polemischen Potentials auch in der umgekehrten Stoßrichtung bewusst sein.
    Um nur ein Beispiel zu nennen: im Zusammenhang mit den apokalyptischen
    Szenarien im Text des Kalacakra(-Tantra) und deren Deutungen wäre ein
    Verweis auf eine gleichartige Deutung der Johannes-Apokalypse zur
    Beurteilung des Christentums im allgemeinen auf der Hand liegend. 
      
    
    Bei aller Kritik, die von einem
    religionshistorisch argumentierenden Beurteilenden an einer Massenveranstaltung
    wie den Kalacakra-Initiationen des Dalai Lama geübt werden kann, ist m.E.
    von offiziell-kirchlicher Seite ein Eingehen auf eine sektendemagogische
    oder hysterieartige Kritik des Dalai Lama, des tibetischen Buddhismus und
    des Buddhismus insgesamt, wie sie auf religionshistorisch
    eklektisch-anachronistische Weise von den Trimondis und von Waldvogel-Frei
    in direktem Anschluß an die beiden Münchener geübt wird, wenig sinnvoll.
    Verwendet man diese Publikationen als Handbuch für eine wie auch immer
    geartete Kritik, muss man sich umgekehrterweise auf scharfe Gegenkritik
    gefasst machen. Inwieweit die Kirche(n) einen wie auch immer gearteten
    Dialog mit dem Dalai Lama und buddhistischen Kreisen allgemein zu führen
    bereit ist, hängt sicherlich nicht zuletzt mit einem Ernstnehmen der immer
    wieder angesprochenen Notwendigkeit eines interreligiösen Dialogs zusammen.
    Sicherlich ist eine Schaubühne wie die bevorstehende Kalacakra- Initiation
    aber eher ungeeignet, einen solchen konstruktiven Dialog (herbei)zu-führen,
    sondern birgt eher die Gefahr in sich, dass in die eine oder andere
    Extremposition – polemische Kritik oder kritiklose Apologetik – verfallen
    wird. Inwieweit evangelischen Christen abgeraten werden sollte, an der
    Grazer Veranstaltung teilzunehmen, wage ich als Nichttheologe letztlich
    nicht einzuschätzen. 
      
     
    Brief 
    von Bruno Waldvogel-Frei an den Evangelischen Presse Verband
    Österreichs zum Fall Deeg 
     
    Sehr geehrte Redaktion! 
    mit
    größter Verwunderung, ja sogar mit Entsetzen, lese ich die "Stellungnahme"
    von Prof. Dr. Max Deeg auf Ihrer Homepage betreffend meines und anderer
    Kalachakra-kritischer Bücher. 
    
     
    Ich komme aufgrund der Äußerungen von Herrn Deeg zum Schluss, dass er
    keines der erwähnten Bücher gelesen hat (was er ja auch zumindest in einem
    Fall zugibt). Dagegen muss ich ganz heftig protestieren. Sätze wie
    "sektendemagogische  oder
    hysterieartige Kritik" sind geradezu diffamierend und beleidigend. Ich
    erwarte von Ihnen im Mindesten ausführlichen Raum zu einer
    Gegendarstellung. Ansonsten werde ich andersweitige Schritte gegen diese
    Darstellung unternehmen müssen. 
     
    Ich erwarte weiterhin, dass sie eine Replik von Georg Schmid, Professor
    für  vergleichende
    Religionswissenschaft in Zürich in ihre Homepage aufnehmen um den
    angerichteten Schaden einigermaßen von ebenbürtiger akademische Seite in
    Schranken zu weisen. Herr Georg Schmid schrieb u.a. in einer ersten kurzen
    Stellungnahme: "An diesem Punkt verwundert mich das Gutachten von
    Herrn Deeg. Daneben geht dieses Gutachten aber fast nicht auf Sie und die
    Trimondis ein. Aus formalen Gründen wird eine Auseinandersetzung mit Ihren
    Argumenten vermieden." 
     
    Ich begründe im Folgenden kurz, warum ich die Analyse von Herrn Prof. Deeg
    für absolut unprofessionell halte. Diese Begründung ist nicht als
    offizielle Stellungnahme zu verwenden, sondern soll Ihnen nur illustrieren,
    warum ich so verärgert bin! 
     
    Eine ganze Seite braucht Herr Deeg, um zu sagen, dass er jetzt
    Stellung  nehmen werde. Und darin
    erklärt er gleich auch noch, dass es sich nicht um  eine wissenschaftliche Stellungnahme
    handle. Uns wirft er Unwissenschaftlichkeit vor, selber macht er es aber
    "essayistisch". 
     
    Auf der zweiten Seite gibt Herr Deeg zu, dass er das neue Trimondi-Buch
    nicht gelesen habe und sich nur auf Kommentare und Zusammenfassungen stütze.
    Ich zweifle sehr daran, ob er überhaupt das erste gelesen hat. Und meines
    hat er wohl auch nicht gelesen ("Und der Dalai Lama lächelte - die
    dunklen Seiten des tibetischen Buddhismus, Schwengeler Verlag).  Kann
    er eigentlich gar nicht, denn sonst würde er nicht weiter unten schreiben,
    dass es ganz selbstverständlich sei, nicht in fundamentalistischer Weise
    Texte wörtlich zu nehmen. Genau diese Praxis weisen Trimondi und ich ja an
    diversen Stellen nach. 
     
    Woher weiß Herr Deeg das denn? Als Beleg zitiert er die Internetseite von
    Amazon.com (eine Buchhändlerseite!!). Da schlucke ich nur noch leer. Wir
    haben Seitenweise Zitate von praktischen Anleitungen und Auslegungen
    lamaistischer Lehrer zum Kalachakra, und Herr Deeg kann so etwas schreiben?
    Seine Behauptung ist einfach unwahr und falsch. Man kann das überall
    nachlesen. Ich greife eine beliebige Quelle heraus und zitiere aus
    "Ursache & Wirkung": 
     
    "Der tantrische Buddhismus ist
    einer der wenigen noch existierenden Wege, deren Überlieferungslinien nicht
    ausgestorben oder mit Gewalt beseitigt worden sind und die auf eine
    Jahrhunderte lang erprobte Weise zu magischen Kräften, den sogenannten
    Siddhis, führen. [..] Ein Gelübde
    lautet 'alle Phänomene als rein zu betrachten'. Durch verschiedene Formen
    des Umgangs mit Dingen, die üblicherweise für unrein gehalten werden, kann
    man dieses Gelübde ohne Anstrengung halten." (Quelle: "Dem
    Reinen ist alles rein", Helmut Poller in Ursache & Wirkung, Nr 34,
    4/2000, S. 61 u. 63) 
     
    Oder: 
     
    "In der nahen Zukunft, wenn
    wieder so eine Situation hochkommt, wenn ein so dichte, enge Situation
    wieder auftaucht, dann wird es - natürlich nicht nur in Tibet, sondern
    weltweit - dann wird es wieder ein neues Mandala zornvolles Mandala geben.
    Wenn die karmische Ansammlung, die geistigen Zustände wieder so weit sind,
    wird in der Zukunft Shambhala, dieses Shambhala, das zur Zeit noch mystisch
    erscheint, tatsächlich sichtbar erscheinen. Und das wird die Zeit sein, in
    der die nächste Mission von König Gesar (den man jetzt Rigden nennt)
    beginnen wird, ausgehend vom Land Shambhala." (zitiert aus einem
    Vortrag von Gjetrul Jigme Rinpoche, gehalten am 9.12.2001 in Zürich,
    erhältlich auf Kassette bei Padma Ling, Bern) 
     
    Oder: 
     
    "Die Übung einer Person mit
    geringen Fähigkeiten erfordert eine Karma-Mudrã, eine wirkliche Gefährtin.
    Der Praktizierende und die Gefährtin treten in die Vereinigung ein, und
    ihre Energien werden in der Vasen-Meditation miteinander verbunden. [..]
    Was die Gefährtin betrifft, so ist hierzu nicht jede Frau geeignet. Am
    besten ist es, wenn die Frau die Emanation einer Dãkini ist. Wenn man keine
    Emanation einer Dãkini finden kann, dann ist es das Nächstbeste, eine
    Karma-Mudrã zu finden, die die Vollendungsstufe verwirklicht hat. Ist so
    eine Frau nicht verfügbar, dann sucht man nach einer Karma-Mudrã, die eine
    Verwirklichung auf der Erzeugungsstufe erreicht hat. Lässt sich auch eine
    solche Karma-Mudrã nicht finden, wählt man eine, die sich auf dem
    allgemeinen Pfad geübt und ihn gewissenhaft praktiziert hat, die
    vollständige und authentische Initiation hat und die Gelübde und Gelöbnisse
    strengstens befolgt. Nach dem Kãlachakra-System ist es auch in Ordnung,
    wenn die Gefährtin eine ältere Frau ist (ohne besondere Altersgrenze),
    wohingegen nach dem Ghyansamãja- und Caskrasamvara-System eine ältere Frau
    als Gefährtin als unangemessen gilt. [..] Es gilt daher nicht jede
    Karma-Mudrã als geeignet. Die Karma-Mudrã muss über einige besondere
    Qualitäten verfügen. Ist der Mann ein hoch verwirklichter Yogi, der die
    Bewegung der Tropfen kontrollieren kann, so sind die Eigenschaften der
    Karma-Mudrã nicht so wichtig." (zitiert aus Gen Lamrimpa,
    Kalachakra - Die drei Zyklen der Zeit, Diamant Verlag München,  1.
    Aufl. München, 2002, S. 146) 
     
    Und dann kommt der Hammer auf Seite 3. Herr Deeg schreibt, dass er, weil es
    Laien seien, darum auf den Inhalt der Bücher gar nicht eingehen werde,
    sondern einfach Herrn Miklas zitiere. Mir ist eigentlich ziemlich wurscht,
    ob ich Laie bin oder nicht. Mich interessiert als journalistisch tätiger
    Mensch einzig und allein die Frage, ob diese Dinge real sind oder nicht.
    Und damit auch die Frage, inwiefern sich gewisse Aussagen verifizieren
    lassen oder nicht. Die fachwissenschaftliche Aufbereitung dürfen getrost
    andere tun. Aber aus formalen Gründen eine einjährige Recherche gleich zu
    Beginn zu diskreditieren beinhaltet doch schon eine ziemliche
    intellektuelle Überheblichkeit. Frag sich zudem, wie intensiv Herr Deeg
    denn die Quellen studiert hat. 
     
    Ebenfalls Seite 3 kommt dann der Hinweis auf den allgemeinen
    Verhaltenskodex in ökumenischen Fragen (sehr ergiebig für unsere
    Fragestellung!). Im letzten Abschnitt heißt es dann, plump gesagt: was habt
    ihr denn, das kann man alles in der kritischen Fachliteratur nachlesen! So
    wie wenn das alle Menschen dieser Erde, insbesondere in Graz schon wüssten
    und gelesen hätten! 
     
    Seite 4 wagt Herr Deeg sogar zu behaupten, dass das linkshändige Tantra von
    uns ungerechtfertigt ins Zentrum des tibetischen Buddhismus gerückt werde?!
    Das Kalachakra-Tantra ist das höchste Tantra, das erhabenste - und was für
    welche Superlative der Dalai Lama und alle anderen Lamas damit auch noch
    verbinden - im tibetischen Buddhismus! Und es wird in Graz zelebriert!
    Vielleicht nimmt sich Deeg doch noch einmal die Mühe, unsere Texte zu
    lesen, vielleicht liest er doch auch noch die offizielle Kalachakra-Seite
    und die damit verbundenen Links, die darstellen, welchen Stellenwert das
    linkshändige Tantra innehat. 
     
    Und dann kommt die weitere Unterstellung, ebenfalls S. 4, dass es halt
    wieder einmal um ein "wishful thinking" der Europäer gehe, die
    etwas hineininterpretiere, was gar nicht da sei. Ich kann ganz einfach
    nicht glauben, was ich da lese! In unseren Kreisen nennt man so etwas einen
    Zirkelschluss. 
     
    Seite 5 schreibt Herr Deeg dann auch noch, dass es sich nicht beweisen
    lasse, dass die Dalai Lamas Gottkönige in Tibet gewesen seien (das sei
    nachweisbar nur beim 13. Dalai Lama). Ich kann nur den Kopf schütteln.
    Seite 6 verwendet Herr Deeg dann noch den Vergleich zur Johannes
    Apokalypse. Immerhin gibt er zu, dass er kein Theologe ist. Das bewahrt uns
    vor weiterem Unheil. Da hätte ich als Theologe dann doch auch noch einiges
    zu sagen. 
     
    Und schließlich unterstellt er uns sektendemagogische oder hysterieartige
    Kritik. Diese Abhandlung widerspiegelt in Keiner Weise den Umgangs- und Argumentations-
    Ton in meinem Buch. Nur ein Beispiel, Zitat S. 15 f. : 
     
    "Es ist mir bewusst, dass das
    Andersartige immer Abwehrmechanismen auslösen kann. In diesem Sinne sollte
    sich der Leser oder die Leserin immer wieder  daran erinnern, dass jede Kultur und jede
    Religion ihren Schatten besitzt - 
    auch die eigene. Wir haben keinen Grund, unsere Hände in Unschuld
    zu  waschen. Fremde Kulturen sind oft
    sehr schwer zu erfassen und nur unter 
    Schwierigkeiten in unsere westlichen Denkkategorien zu übersetzen.
    Das Christentum musste ebenfalls lernen, sich mit dem eigenen Schatten  auseinander zusetzen. Heute stellen wir
    nüchtern fest, dass jede Religion ihre Schattenseite besitzt. Diese beim
    Namen zu nennen, ohne dabei den Respekt vor den Angehörigen dieser
    Religionen zu verlieren, ist eine große Aufgabe, die wirkliche Toleranz
    erfordert." 
     
    Ich erwarte von Ihnen, dass Sie den Deeg-Text so in Zukunft nicht stehen
    lassen werden auf Ihrer Homepage. Und ich erwarte von Ihnen, dass Sie uns
    so rasch als möglich genügend Raum schaffen, damit der Flurschaden
    einigermaßen in Grenzen gehalten werden kann. Es ist mir bewusst, dass Sie
    ja nicht der Verfasser dieses polemischen Textes sind. 
     
    © Bruno Waldvogel-Frei - Theologe und Autor 
     
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