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Historisches

Die Geschichte des Feuerlöschwesens

Wenn von der Feuerwehr die Rede ist, wer denkt dabei schon daran, dass sie sich nicht immer so darstellte, wie sie das heute tut. Feuerwehr ist eng verbunden mit Feuer und Wasser, ohne diese Elemente wäre sie wohl nicht notwendig geworden. Ihre Geschichte reicht weit zurück in die Vorzeit, in die Zeit, in der der Mensch mit dem Feuer in Berührung kam und dieses sich nutzbar gemacht hat. Es dauerte auch nicht lange, ehe sich das Feuer als Fluch erwies und es dauerte ebenso nicht lange, bis man einen Weg fand, das Feuer, das sich der Kontrolle der Menschen entzog, zu bekämpfen. Im folgenden versuchen wir in kleinen Beiträgen die Geschichte des Feuerlöschwesens und seiner Technik abzuhandeln.

400 000 v.Chr.
Der Frühmensch lernt, sich das Feuer zunutze zu machen; es dient ihm als Schutz- und Lagerfeuer und zum Zubereiten der Jagdbeute. Angebrannte Knochen und Holzkohlereste in den Höhlen des "Pekingmenschen" bei Tschoukoutien gelten als die ältesten Anzeichen für Feuerverwendung in der Altsteinzeit.

10 000 v. Chr.
Der Steinzeitmensch beherrscht die Kunst, die beim Schlagen von Feuersteinen entstehenden Funken mit Zunder aufzufangen und diese Glut durch Blasen zum Feuer anzufachen. (Nahezu 12 000 Jahre später haben wir in Russland noch auf die gleiche Weise Feuer entfacht, wobei wir den Feuerstein gegen ein kleines Stahlstück geschlagen haben, um Funken zu erzeugen. RH)

3 000 v. Chr.
Zweiholmige Leitern sind in der Kriegstechnik und im Festungsbau der Ägypter bekannt, deren Länge von der Manövrierbarkeit bestimmt waren. 550 Jahre später versah man die Leitern am Ende mit einer Achse und zwei Rädern. Leitern werden im Laufe der Geschichte des Feuerlöschwesens in verschiedenster Ausführung ein wichtiger Bestandteil der Ausrüstung der Feuerwehren, die noch heute, wenn auch in verbesserter Konstruktion, Verwendung finden.

1728 v. Chr.
Ein geregeltes Feuerlöschwesen gab es bereits im alten Ägypten. Das älteste Beweisstück für ein Feuerschutzdenken dürfte eine Gesetzessammlung des babylonischen Königs Hammurabi (1728-1868 v. Chr.) sein, in der die Bauweise der Häuser, ihre Abstände voneinander und die Mauerstärken vorgeschrieben sind.

1 200 v. Chr.
Soweit reicht die Feuerwehrliteratur zurück; damals wurde in Ägypten der erste jährliche Feuerwehrbericht in Hieroglyphen gegeben.

564 v. Chr.
In der Hauptstadt des chinesischen Reiches Sung wird nach einem Großbrand eine Feuerschutztruppe eingerichtet, deren Kommandant dem Arbeitsministerium unterstellt ist. Absperrung des Brandplatzes durch Soldaten, Niederreißen von Häusern, Bewerfen gefährdeter Häuser mit feuchtem Lehm, Anlage von Wasserkanälen und Löschteichen, Instandhaltung von Körben, Fässern, Eimern und Seilen für die Brunnen werden als weitere Lösch- und Schutzmaßnahmen angeordnet.

300 v. Chr.
Für Feuerschutz und nächtliche Sicherheit ist zur Zeit der römischen Republik ein Dreimännerkollegium, die "Tresviri nocturni" verantwortlich. Sie befehligen eine Mannschaft aus Gemeindesklaven (familia publica), die an den Mauern und Toren stationiert sind. Da dies nicht ausreicht, bilden reiche Privatleute eigene Sklavenlöschmannschaften (familia privata), die gegen Bezahlung oder auch kostenlos in Aktion treten.

250 v. Chr.
Die Erfindung der zweizylindrigen Kolbenpumpe mit Saug- und Druckventilen wird dem gelehrten griechischen Techniker Ktesibios aus Alexandria zugeschrieben, dessen Bücher nur in Auszügen überliefert sind. Die Pumpe wird später als Bronzepumpe beschrieben, die das Wasser in die Höhe treibt.

24 v. Chr.
In Rom bildet Marcus Egnatius Rufus als Polizeidirektor aus Sklaven und Mietlingen eine private Feuerwehrtruppe und gewinnt durch ihre geschickte Verwendung und eigenen Mut beim Löscheinsatz in hohem Grade die Gunst des Volkes. Kaiser Augustus sieht darin einen beleidigenden Vorwurf und gründet daher eine nächtliche Brandwache aus 600 Sklaven, eine Berufs-, Wach- und Feuerwehrtruppe, die "Cohortes vigilii". Noch heute heißen die Feuerwehrleute in Rom "Vigili del Fuoco".

6 n. Chr.
Eine große Feuersbrunst in Rom veranlasst Kaiser Augustus, anstelle der Feuerwehr von 600 Sklaven, die er 21 v. Chr. geschaffen hatte, 7 Wachkohorten von je 1000 bis 1 200 Freigelassenen zu werben und sie einem Präfekten aus dem Ritterstand zu unterstellen. Den Feuerlöschdienst versehen die Wasserträger, Spritzenleute und die Leute mit Löschdecken. Außer Waffen tragen die Leute folgende Geräte mit sich: Löschdecken aus Lumpen, Löscheimer, langstielige Äxte, Beile, Sägen, Hämmer, Leitern, Einreißhaken, Stangen und Schwämme.

64 n. Chr.
Als größte Brandkatastrophe des Altertums gilt der Brand von Rom in den Tagen vom 19. bis 28. Juni 64. Die Ursache - manche vermuten Brandstiftung auf Veranlassung des Kaisers Nero - ist nie ganz aufgeklärt worden. Dass die Christen, denen Nero die Schuld zuschob, unschuldig waren, hat 60 Jahre später Plinius durch amtliche Untersuchungen festgestellt. Beim Wiederaufbau der Stadt hat man auf den Brandschutz weitgehendst Rücksicht genommen, durch den Bau von breiten Straßen, regelmäßigen Häuserfronten, Einschränkung der Holzbauweise und der Stockwerkszahl.

110 n. Chr.
Heron von Alexandrien, gelehrter Techniker und Mathematiker, beschreibt in seinem Buch über pneumatische und hydraulische Apparate als erster die "Siphone, die man bei den Feuersbrünsten anwendet", als tragbare, zweizylindrige Kolbenpumpwerke aus Bronze mit Wasserkasten und einer Art Wendestrahlrohr.

120 n. Chr.
Löschwasser durch Ochsendärme an gefährdete Stellen zu leiten schlägt Apollodoros von Damaskus in seinem Werk über die Belagerungstechnik vor. Vor die Därme sollen wassergefüllte Ledersäcke gebunden werden, die zusammengedrückt werden und das Wasser hinauftreiben. Apollodor beschreibt auch die Urform der Steckleitern, die aus mehreren Teilstücken zusammensetzbare römische Leiter.

304 n. Chr.
Zur Zeit der letzten Christenverfolgung unter Kaiser Diocletianus lebte in der Provinz Ufer-Noricum (Oberösterreich) der römische Staatsbeamte Florianus als pensionierter Vorstand der Kanzlei des Statthalters zu Cetium (St.Pölten). Nach der Legende wird er wegen seines mutigen Eintretens für christliche Soldaten vom Statthalter Aquilinus in Lauriacum (Lorch a. d. Enns), der Garnison der II. italienischen Legion, verhaftet, mit Sengen und Brennen bis zur Bewusstlosigkeit gefoltert und schließlich am 4. Mai 304 mit einem an den Hals gebundenen Steinbrocken in die Enns gestürzt. Alle Berufe, die es mit dem Brennen und Löschen zu tun haben, voran die Feuerwehren, haben ihn zu ihrem Patron gewählt.

1189 n. Chr.
Eine Polizeiverordnung der Stadt London schreibt vor, dass alle Bewohner großer Gebäude 1 oder 2 Leitern in Bereitschaft halten sollen, damit sie ihren Nachbarn zu Hilfe kommen können, falls Feuer ausbräche. Ferner müssen die Hausbesitzer im Sommer ein volles Wasserfass vor der Tür stehen haben und 10 Bürger in jedem Bezirk sollen für einen großen eisernen Einreißhaken mit Zugketten und starken Stricken sorgen.

1276 n. Chr.
Im Stadtbuch der freien Reichsstadt Augsburg wird den Wein- und Wasserträgern Steuerfreiheit zugesichert und gleichzeitig befohlen, im Brandfalle Löschwasser zur Brandstelle zu tragen, ohne dafür Lohn beanspruchen zu können.

1361 n. Chr.
Erste Wasserleitung in Nürnberg. Die Schönbrunnleitung leitet Quellwasser in Holzrohren aus 2 km Entfernung in die Stadt zu den öffentlichen Brunnen.

1454 n. Chr.
In Wien wird die erste Feuerordnung erlassen, die Anordnungen über Brandbekämpfung trifft. Zimmerleute sollen mit ihren Werkzeugen und die Bader mit ihren Bottichen zur Brandstelle eilen. Alle anderen Handwerker sind zur Hilfeleistung verpflichtet.

1500 n. Chr.
In Nürnberg existiert eine leistungsfähige Feuerspritzenmanufaktur. Die Rotgießer fertigen die Gussteile für die kleinen Stock- und Handspritzen, die Rotschmieddrechsler bearbeiten sie auf der Drehbank und exportieren ihre Erzeugnisse nach ganz Süddeutschland.

1522 n. Chr.
Die Stadt Mühldorf erließ bereits in diesem Jahr eine "Ordnung und Behüett des Feuer" in der einmal Bestimmungen über die Vorsorge gegen das Entstehen von Feuersbrünsten, zum andern das Verhalten und die Hilfeleistung bei Brandfällen genau geregelt ist. So soll unter den Dächern ein großer Zuber oder " Prenkhen" mit Wasser gefüllt jederzeit bereitstehen. Dies wurde vom Richter und Rat fleißig kontrolliert. Verstöße gegen diese Vorschrift wurden mit zweiundsiebzig Pfennig bestraft, wobei zu sagen ist, dass diese mit unseren heutigen Pfennigen keinen Vergleichswert hatten. Schornsteine und Feuerstätten waren wöchentlich fleißig durchzukehren. Bader, Bäcker und Bierbräuer sollten auch nicht zu ungewöhnlicher Zeit ihre Feuerstätten betreiben und darüber hinaus in der Stadt nicht gleichzeitig mehr als zehn Klafter Scheiter lagern. Es war verboten in den Häusern, Ställen, Scheunen und in der Stadt außerhalb einer Laterne offenes Licht zu tragen.
Dann wurde das Verhalten bei Brandfällen geregelt. "und bei welchem sich ungefährlich Feuer erhüb, derselb soll das von erst beschreien und nicht flüchtig werden. Zu solchem Feuer und Geschrei, wie oben steht, sollen die Stadtmesser, Maurer, Zimmerleut und Schmied mit ihren Werkzeugen zulaufen und soviel ihnen möglich ist, auch Rettung tun. Es sollen auch Leiter, Feuerhaken, lederne Eimer, große Spritzen und dergleichen an gelegenem Ende in die Stadt verordnet werden. " - Ausführlich nachzulesen im Mühlrad Nr. XIII (Jahrgang 1968/1970).

1534 n. Chr.
Die neue Feuerordnung der Stadt Wien vom 28. April enthält erstmals Vorschriften für den "thurmer auff sanct Steffans thurm" und führt damit den Wachdienst des Türmers von Sankt Stefan ein (dieser Dienst wurde erst 1956 eingestellt): Feuersignal durch Glockenschlag und Richtungsangabe durch Ausstecken einer roten Fahne bei Tag und einer roten Laterne bei Nacht.

1602 n. Chr.
Die Nürnberger Stadtratsprotokolle berichten von Verhandlungen mit Philipp Heinrich von Aschhausen und seiner "Compagnia", über den Ankauf einer neu erfundenen, wunderbaren Feuerspritze, die schließlich zum Preis von 600 Gulden erstanden wurde. Es sind die ersten Nachrichten über eine große Spritze, die wirklich gebaut und an den Käufer abgeliefert wurde. Die Stadt Nürnberg ließ nach diesem Muster sofort mehrere Spritzen für die Stadt anfertigen.

1666 n. Chr.
Am Sonntag , den 2. September, gegen 1 Uhr morgens bricht im Haus des Londoner Hofbäckers Fariners ein Feuer aus, das 5 Tage wütet und als das "The great Fire" - der Große Brand - traurigste Berühmtheit erlangt. Insgesamt sind während der 5 Tage 13 200 Häuser und 90 Kirchen niedergebrannt, glücklicherweise sind dabei nur 8 Menschen ums Leben gekommen.

1676 n. Chr.
Gründung der Hamburger Generalfeuercassa (heute Hamburger Feuerkasse) am 30. November als erste deutsche Feuerversicherung.

1677 n. Chr.
Die Brüder van der Heyden erhalten von den holländischen Generalstaaten ein Privileg (Patent) auf ihre Erfindung der Feuerlöschschläuche und richten eine Fabrik für Feuerspritzen ein, die bis zum Jahre 1868 existierte.

1685 n. Chr.
Die Stadt Wien stellt zur "Dirigierung und Regierung" der stadteigenen Feuerspritzen vier Feuerknechte mit 2 Gulden Wochenlohn ein, die Tag und Nacht bei Bränden als Stamm-Mannschaft eingreifen sollen. Damit hat Wien den ersten ständigen Feuerwachdienst mit besoldetem Personal und jederzeit einsatzbereitem Löschgerät.

1725 n. Chr.
Als Beginn der Bestrebungen zur Normung von Schlauchverbindungen gilt eine Anweisung im Ratsprotokoll der Reichsstadt Ulm, wonach zu beschaffende Schläuche aus "veritablen moscovitischen Juchten" an alle in der Stadt vorhandenen Feuerspritzen passen mussten.

1750 n. Chr.
Prokop Divisch, Geistlicher zu Prendnitz bei Znaim in Mähren, erfindet unabhängig von Benjamin Franklin einen Blitzableiter.

1750 n. Chr.
Im 18. Jh. wird der Dienst der Feuerreiter eingerichtet, um auf dem Lande schnell nachbarliche Löschhilfe heranholen zu können. Besitzer geeigneter Pferde wurden dazu eingeteilt, der Dienst ging reihum. Pferde und Reiter waren besonders gekennzeichnet, meist durch eine rote Satteldecke und rote Mütze. Sie durften nirgends aufgehalten werden und hatten überall Wegerecht.

Feuerspritze von Hans Hautsch, Nürnberg um das Jahr 1660. Die Pumpe hatte zwei Kammern in denen je siebzig Brunnen-Eimer Wasser hineingeschüttet werden mußten. Für den Transport war sie auf Holzkufen aufgebaut. An beiden Seiten war je eine lange Stange angebracht mit der die Pumpe betrieben werden konnte. An den Stangen konnten bis zu 24 Mann je Stange ziehen. Je mehr und je stärker gezogen wurde, desto stärker und höher die Spritze ging. Man erreichte damit Höhen von 80 bis 100 Fuß, nach heutigem Maß, ca. 20 bis 25 m. Das Wasser für die Spritzen wurde in großen Gefäßen, die auf Kufen aufgebaut waren mit Pferdegespannen herangebracht und mit Kübeln in die Kammern der Pumpe gefüllt.

1761 n. Chr.
Der Münchner Wagnermeister Birner entwirft die Schiebeleiter, bei der zwei gleich breite und lange Leitern aufeinander liegen, die durch eiserne Laschen zusammengehalten werden. Die Oberleiter kann beliebig von Hand ausgeschoben und durch einen Haken an den Sprossen der Unterleiter befestigt werden. Es ist dies die erste bekannte Konstruktion einer Schiebeleiter.

1765 n. Chr.
Der fränkische Leinewebermeister Franz August Parsch macht sich in der Bergstadt Graupen im Erzgebirge sesshaft und beginnt mit der Fertigung von Wassereimern aus rohem Leinen, die als Löscheimer guten Absatz finden. Um 1800 wird auch die Herstellung von flachgewebten Feuerlöschschläuchen aus Hanf aufgenommen.

1772 n. Chr.
Stadtphysikus Dr. Johann Friedrich Glaser in Suhla bringt eine Rauchschutzmaske in Vorschlag, an der vor dem Mund ein Lederschlauch angebracht ist, der bis zum Boden herabreicht.

1786 n. Chr.
Der Magistrat der Stadt Wien bewilligt seinen 4 Feuerknechten eine "Stadtlivree": langer Zwilchrock und lange Zwilchhose in weiß, dazu schwarze Filzzylinder mit Stadtwappen. Beginn der Uniformierung der Feuerwehr.

1795 n. Chr.
Friedrich Volkmar in Eiderstedt macht den Vorschlag, Heustöcke durch eine hineingesteckte Eisenstange auf Selbstentzündung zu kontrollieren. Die Innentemperatur des Heustockes sollte mit der Hand an der gut wärmeleitenden Stange gefühlt werden.

1802 n. Chr.
Am 2. Mai führt Monsieur Edouard Regnier, Archivbewahrer des Artilleriewesens zu Paris, einer hohen Commission des französischen Nationalinstitutes seine, aus einem Konstruktionswettbewerb hervorgegangene fahr- und drehbare Feuerleiter zum ersten Mal vor. Diese erste Drehleiter der Welt hatte drei durch Zahnstangen und Getriebe ausschiebbare Oberleiterteile.

1808 n. Chr.
Peter Beis aus Hamburg konstruiert einen Feuerrettungsschlauch, durch den man einen Menschen, notfalls mit Gewalt, aus einem brennenden Haus heruntergleiten lassen kann.

1811 n. Chr.
In München wird am 23. Januar durch König Max Josef I. die Bayerische Landesbrandversicherungsanstalt gegründet.

1828 n. Chr.
Der nachmals berühmte schwedische Ingenieur Cpt. John Ericsson, Teilhaber der Maschinenfabrik von Joh. Baithwaite in London, baute die erste fahrbare Dampffeuerspritze.

1842 n. Chr.
In der 1841 errichteten Feuerwachstation auf dem Turm der Münchner Peterskirche wird ein von Prof. Dr. Steinheil erfundenes "Pyroscop" eingebaut. Der optische Feuerzeiger nach Art der Camera lucida arbeitet mit Fadenvisier, Winkeln und konzentrischen Kreisen im Stadtplan und einer Tabelle der Straßennamen. 7 Jahre später wird die Feuerwache auf dem Turm durch eine Telegraphenleitung mit dem Hauptfeuerhaus auf dem Jakobsplatz verbunden. Erste Verwendung des neuerfundenen "elektrischen Telegraphen" für Feuerwehrzwecke.

1866 n. Chr.
Gründung der ersten deutschen Werksfeuerwehr beim Gussstahlwerk von Friedrich Krupp in Essen. Im gleichen Jahr hat das Bezirksamt Mühldorf eine Feuerlöschordnung erlassen. Darin wurden die Gemeinden zur Bereitstellung der erforderlichen Löschgeräte, einschließlich einer Feuerspritze verpflichtet. Die Gerätschaften wurden jährlich zweier Prüfungen unterzogen.

1867 n. Chr.
genau am 1. September, wurde im Landkreis Mühldorf, damals Bezirksamt Neumarkt St.-Veit die Freiwillige Feuerwehr Neumarkt St.-Veit / Wolfsberg als erste Freiwillige Feuerwehr im Landkreis Mühldorf gegründet. Die ersten Freiwilligen Feuerwehren in deutschen Landen wurden 1841 in der Stadt Meißen gegründet, als freiwillige Löschkorps. Der Begriff Feuerwehr wurde erstmals im Jahr 1847 von der Stadt Kempten verwendet. In den folgenden Jahren wurden dann in den verschiedensten Städten Feuerwehren gegründet. Wenig bekannt dürfte sein, dass so manche Feuerwehr aus den Reihen der Turnvereine hervorging, die ursprünglich Steiger und Rettungsmannschaften in ihren Reihen ausgebildet haben. Die Gründung der Ampfinger Feuerwehr im Jahr 1872 lässt erkennen, dass die Ampfinger Wehr wohl mit zu den ersten gehörte.

1868 n Chr.
Im April 1868 waren in Bayern bei 7317 Gemeinden 213 Feuerwehren registriert, davon in Oberbayern 31. Im selben Jahr, am 13. April, erfolgte die Gründung des Bayerischen Landes-Feuerwehrverbandes in Gunzenhausen. Ihm folgten in den folgenden Jahren zahlreiche Neugründungen von Freiwilligen Feuerwehren in Bayern.

1872 n. Chr.
erfolgte am 1. Januar die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Ampfing.

1878 n. Chr.
Die Lokomotivenfabrik Kraus & Co., gegründet 1866 von Kommerzienrat Krauss auf dem Münchner Marsfeld, beginnt mit dem Bau von pferdegezogenen Dampffeuerspritzen. Die ersten werden unter anderen 1879 an Burghausen, 1881 an die Stadt Augsburg und 1882 an die Stadt München geliefert.

1879 n. Chr.
Der rasche Fortschritt auf dem Gebiet des Feuerlöschwesens machte eine neue Distrikts-Feuerlöschordnung notwendig, die mit Wirkung vom 1. Januar vom damaligen Bezirksamtmann Wagner erlassen wurde.

1888 n. Chr.
Gottlieb Daimler erhält am 29. Juni das Deutsche Patent Nr. 46779 auf eine "Feuerspritze mit Motorantrieb", die er auf dem 13. Deutschen Feuerwehrtag zu Hannover vorstellt. Sie ist für Hand- oder Pferdezug eingerichtet und hat als Antrieb der Kolbenpumpe einen Daimler-Motor.

1902 n. Chr.
Am 30. Juni wird in Freiburg i. Breisgau die "Lederle-Patent-Motor-wagenspritze" erstmals einem Fachpublikum vorgestellt. Wilhelm Lederle, Pumpen- und Feuerspritzenfabrikant in Freiburg, hatte um 1895 den Bau von Kraftfahrzeugen aufgenommen und dazu eigene Bezinmotoren entwickelt. Neben Pkw und Lkw wird in seiner Werkstatt 1902 eine der ersten deutschen Benzinautomobil-Feuerspritzen gebaut: 20 PS-Benzinmotor Kolbenpumpe mit 900 l/min bei 9 bar Druck, Fahrgeschwindigkeit 22 km/h.
In diesem Zusammenhang ist es vielleicht auch ganz interessant, die weiteren Feuerwehrgründungen im damaligen Landkreis Mühldorf bis zur Jahrhundertwende festzuhalten. Die Aufstellung ist möglicherweise nicht ganz vollständig. Die Gründungsdaten können gegenüber den örtlich geführten abweichen.

01.09.1867 Neumarkt-St.-Veit / Wolfsberg
01.06.1870 Buchbach
30.04.1871 Mühldorf a.Inn
06.05.1871 Kraiburg a.Inn
01.01.1872 Ampfing
01.05.1872 Walkersaich
15.09.1872 Egglkofen / Tegernbach
22.09.1872 Gars a. Inn
01.08.1872 Aschau am Inn
15.05.1873 Lohkirchen
24.06.1873 Au am Inn
01.11.1873 Schönberg
19.04.1874 Erharting
23.04.1875 Oberbergkirchen
19.07.1875 Gumattenkirchen
20.05.1876 Obertaufkirchen
12.07.1876 Mößling
01.04.1877 Ebing
01.06.1877 Irl
20.08.1877 Ranoldsberg
25.07.1878 Zangberg / Weilkirchen
10.08.1878 Lochheim
15.09.1878 Niederbergkirchen
01.05.1879 Weidenbach
13.05.1880 Pürten
19.03.1882 Heldenstein
04.06.1882 Mettenheim
19.03.1884 Rattenkirchen
12.06.1884 Altmühldorf
25.07.1885 Oberhofen
02.07.1887 Niedertaufkirchen
04.06.1893 Lauterbach
19.06.1894 Salmanskirchen
12.05.1895 Stefanskirchen

Das war nun nur ein kleiner Streifzug durch die Geschichte des Feuerlöschwesens, unter Einbeziehung der Feuerwehren des Landkreises. Viel, viel umfangreicher ist die allgemeine Geschichte und Entwicklung des Feuerlöschwesens von Wolfgang Hornung-Arnegg in einem Buch dokumentiert worden, das im Verlag W. Kohlhammer (Deutscher Gemeindeverlag) erschienen ist.
Die Erfindung des Diesel- und Benzinmotores nahm eine ungeahnte Entwicklung, speziell in Hinsicht auf die Motorisierung der Saug- und Druckspritzen und im weiteren, bezüglich der Einsatzfahrzeuge der Feuerwehren. Das technische Zeitalter brachte darüber hinaus eine Flut von Patenten und Erzeugnissen, ohne die eine moderne Feuerwehr heute nicht mehr auskommt, da sich ihr Betätigungsfeld durch die technischen Hilfeleistungen erheblich ausgeweitet hat.
Jede Feuerwehr hat ihre eigene Geschichte, sie beginnt in der Regel mit der Gründung der Freiwilligen Feuerwehren, was jedoch nicht besagt, dass nicht auch schon vor dieser Formierung der Feuerwehren Feuerschutz getätigt, bzw. geleistet wurde.

 

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