BUDDHISMUSDEBATTE
Zahlreiche Artikel zum Lamaismus finden Sie auch unter den
Segmenten Hitler-Buddha-Krishna und Kritisches Forum Kalachakra.
Siehe ebenfalls: Presseberichte und Interviews.
Buddhismus (Lamaismus) und
Frauenfrage
1. - Reale oder
imaginierte Frau?
2. - Der Dalai Lama ein
Frauenmörder?
3. -
Spiritual Sex
4. -
June Campbell - "I was a tantric sex slave"
5. - Die Opferung der Maya
6. - Die Göttin Kali
und das Kali Yuga
7. - Frauenkritiken zum
"Der Schatten des Dalai Lama" (med15)
Reale
oder imaginierte Frau?
Immer wieder müssen wir uns mit dem
Vorwurf auseinandersetzen, wir hätten die sexualmagischen Praktiken mit
"realen" Frauen im tantrischen Buddhismus erfunden. Dabei handele
es sich ausschließlich um ein religiöses Symbolsystem, welches von den
Lamas nur in der Imagination beziehungsweise der Meditation angewandt
werde. Ansonsten lebten die Mönche zölibatär. Seitenlang haben wir dieses
Thema "reale oder imaginierte Frau" in unserem Text diskutiert
und den Diskurs hierüber, so wie er in der tibetischen Tradition geführt
wird, detailliert wiedergegeben. Es bestehen überhaupt keine Zweifel daran,
dass mit "realen" Frauen in den tantrischen Ritualen praktiziert
wird, obgleich dies in der großen Öffentlichkeit wenig bekannt ist und ein
striktes Geheimhaltegebot von Seiten der Lamas gefordert wird. Um diese
leidige Diskussion endgültig abzuschließen, zitieren wir einige Sätze des
Religionswissenschaftlers Michael von Brück, der ansonsten zu den
schärfsten Gegnern unseres Buches zählt. (Siehe: Michael von Brück - Religion und Politik im Tibetischen Buddhismus ). Hier das Zitat, das Brück in
einer Rundfunksendung zu unserem Text (ORF/FUNK - "Religion" - 5.
April 1999) geäußert hat:
"Da gibt es natürlich einen
gewissen Widerspruch in der buddhistischen tantrischen Tradition, weil auf
der einen Seite tatsächlich mit sexuellen Praktiken geübt wird, auf der
anderen Seite die Mönche aber zum Zölibat verpflichtet sind. Das heißt, der
ursprüngliche Buddhismus, zumindest der Mönchsbuddhismus, ist zölibatär
gewesen, aber die Tantras als Übungsform, psychosomatische Übungsform, zum Buddhismus
hinzugekommen sind, hat es diesen Widerspruch gegeben. Nun sind die meisten
Tantriker, die in Tibet wirklich nach den Tantras
üben, nicht Mönche und nicht den Mönchsverpflichtungen des Zölibats
unterworfen. Aber es gibt auch in den Klöstern, die zölibatär lebende
Mönche haben, tantrische Übungen. Und die gliedern sich in solche, die nur
vorgestellt sind, dass man also die inneren geistigen Prozesse vollzieht
ohne tatsächlichen Kontakt mit einer realen Partnerin, aber es gibt auch
solche Übungen, in denen dann tatsächlich eine Partnerin da ist, dann ist
die Erlaubnis notwendig, aus der zölibatären Zusammenhang für diese Übung
und nur für diese auszusteigen. Das hier natürlich mit Sicherheit
Missbrauch Tor und Türen geöffnet sind, ist ganz klar. Und das ist in der
Geschichte so gewesen und sicherlich auch in der Gegenwart so. Der Vorwurf
ist sicherlich berechtigt, aber nicht nur in dem Sinne, dass Anspruch und
Wirklichkeit immer auseinander klaffen und sicherlich Anspruch und
Wirklichkeit in jeder zölibatären klösterlichen Tradition auseinander
klaffen."
Von Brück hat
auch Verständnis für "spirituellen Sex" mit minderjährigen
Mädchen, wenn dies zum Brauchtum einer Kultur zählt. Siehe hierzu den
Artikel "Kindbräute" unter Michael von
Brück - Der Mantel der Geschichte. Wie barock sich
"Männerphantasien" mit Hilfe des tantrisch-tibetischen Buddhismus
entwickeln können, zeigt das Buch von Günther Nenning - Buddha, Jesus und der Rest der Welt.
Der
Dalai Lama ein Frauenmörder?
In einigen Medienberichten taucht die
Unterstellung auf, wir hätten behauptet, der XIV Dalai Lama sei ein
Frauenmörder.
Nirgendwo in unserem Buch werden Sie eine Stelle
finden, die besagt, dass der Dalai Lama Frauen umgebracht habe oder dass in
den tantrischen Ritualen Frauen real ermordet würden. Das, was in den von uns untersuchten höheren Tantras beschrieben
wird, ist die Aufopferung des weiblichen Prinzips zugunsten des
männlichen Prinzips und der Raub weiblicher Energie zugunsten des Tantrameisters.
Wir diskutieren jedoch die Frage, ob dieser
Aufopferung des weiblichen Prinzips in der Frühzeit des Tantrismus die
reale Ritualtötung einer Frau oder von Frauen vorausgegangen ist. Wir
führen diese Diskussion unter Bezugnahme auf Sigmund Freud, der in Totem
und Tabu das Ursprungsopfer des Vaters als kulturschöpferisches
Ereignis gesehen hat. Entsprechend wäre im Tantrismus ein weibliches
Ursprungsopfer ausfindig zu machen. Insbesondere aber beziehen wir uns auf
den französischen Anthropologen René Girard ("Das Heilige und die
Gewalt"), der davon ausgeht, dass alle rituellen Opferhandlungen ihren
Ausgangspunkt in einer realen Tat haben. Dafür gibt es tatsächlich einige
sehr wichtige (hypothetische) Hinweise, zum Beispiel, dass die großen
indischen Tantrameister (Maha Siddhas)
der Gründungsphase an Orten initiiert wurden und dort meditiert haben (den
sogenannten shakta pithas)
die - dem Mythos nach - aus den zerstückelten Teilen einer Göttin (Sati)
entstanden sind. Für René Gerard, auf dessen ausführliche Arbeiten wir uns beziehen,
entsteht ein solcher Opfermythos aus einem realen Ereignis.
Brief an den ORF "Treffpunkt
Kultur", wo unser Buch vorgestellt wurde.
Spiritual
Sex
Sehr geehrte Damen und Herren,
zunächst möchte ich mich für dieses brisante, gut
aufbereitete Thema "Buddhismus - auch mal kritisch betrachtet"
bedanken.
Ich hatte einige Erfahrungen mit einem tibetischem Lama, die mir nicht in sehr guter Erinnerung
sind, zu damaliger Zeit konnte ich diese jedoch nicht genau zuordnen.
Damals besuchte ich einen tibetischen Lama, des "Rotmützen
Ordens" in Nepal, wohnte auch im Haus seiner Familie und bekam so den
Alltag und auch die Atmosphäre mit.
Als Westler, der nur einige buddhistische, durchaus
sehr schöne und ansprechende Texte kennt, war ich über den teilweise sehr
rüden Umgangston sehr erstaunt und es passte auch nicht in mein Weltbild,
dass ein Lama z. B. an einem auf der Strasse
liegenden offensichtlich betrunkenen Menschen einfach vorbeifährt, ohne ihn
zumindest zur Seite zu legen oder nachzusehen ob dieser verletzt sei und
meine Bitte wenigstens kurz zu halten, mit den Worten kommentierte
"These Tibetans are
crazy people" und
weiterfährt. Für mich war dies in Bezug auf das Thema "Mitgefühl"
schockierend und passte nicht in meine Vorstellung über tibetische Lamas.
Doch dachte ich mir dann auch, meine Kultur und mein Verständnis ist
vermutlich anders strukturiert als das Seine.
Ein paar Tage später forderte er mich auf mit ihm
"Spiritual Sex" zu machen - ich lehnte dies ab, hatte aber in den
darauffolgenden Tagen immer wieder sehr unangenehme "Feuerträume".
Innerhalb meines Bekanntenkreises fällt mir auf,
dass es sehr vielen Frauen, die sich zum tibetischen Buddhismus bekennen,
nicht gut geht, sie schlecht aussehen und auch Schwierigkeiten haben ihren
eigenen Weg zu finden. Es liegt mir fern hier einen generellen
Kausalzusammenhang abzuleiten, doch widersprechen sich diese persönlichen
Erfahrungen mit dem Bild das nach gängiger Meinung vom tibetischen
Buddhismus herrscht und mit dem ich selbst auch immer wieder konfrontiert
bin, wenn ich mich kritisch dazu äußere.
Was mich im Umgang mit dem tibetischen Buddhismus
sehr stört, ist, dass man sich auf Ausschnitte dieser Religion beruft und
auf das friedvolle Bild des Dalai Lama, ohne zu wissen was eigentlich genau
dahintersteht. Was die Riten, die Mantren bedeutet
- kurz man übernimmt Kultur und Religionsinhalte unkritisch und
unhinterfragt. Darüber hinaus wird vor allem der tibetische Buddhismus als
das friedvolle, heilbringende System für unsere Kultur gepriesen. Es hat
den Anschein, dass ganze Wertesysteme und Weltbilder einfach übernommen
werden sollen, ohne diese wirklich vom Kern her zu hinterfragen, ob sie
kooperativ, human und friedvoll sind und wie in diesen Traditionen die
Rolle der Frau respektive des weiblichen Prinzips ist. Ich kann in keiner der
derzeitig vorherrschenden Religionen eine gleichwertige
"Besetzung" weder des "Himmels" noch der irdischen Repräsentantenstellen erkennen. Die Rolle der Frau ist
die einer minderbemittelten, oder die der Ursache des Leidens hier auf der
Erde. (z. B. Christentum, Buddhismus)
Es erscheint mir notwendig, in einer Zeit in der so
viel Orientierungslosigkeit und Suche herrscht, die alten Traditionen und
Religionen tief, zu hinterfragen, ob sie für eine Religion der Zukunft
geeignet sind und vor allem, welches Menschenbild (Mensch heißt für mich
Mann und Frau), ihnen zugrunde liegt. Deshalb finde ich ein kritisches Buch
zu diesem Thema mehr als notwendig.
Als Mensch, Frau und mündiger Bürger empfinde ich
einen Aufruf zum Boykott genau jenen Mechanismus, der gegen aufgeklärte,
verantwortungsbewusst handelnde Menschen spricht, die jedoch Voraussetzung
für eine lebenswerte, Zukunft sind.
Monika Sachtleben/
Deisenhofen
Die schottische Religionsphilosophin June Campbell
hat mit ihrem Buch Göttinnen, Dakinis und
ganz normale Frauen (Engl. Traveller
in Space - In Search of
Female Identity in Tibetan
Buddhism) die Tore für eine ehrliche und
fundierte Debatte über den tantrischen Buddhismus geöffnet. Sie arbeitete
als Übersetzerin für tibetische Lamas, unter anderem für Kalu Rinpoche, dessen
"geheime sexuelle Gefährtin" sie jahrelang war. Wir drucken hier
(in englischer Sprache) einen Artikel über sie aus dem INDEPENDENT ab.
The Independent
10. February 1999 - Paul Vallely
I was a Tantric sex slave
For
years June Campbell was the`consort`of a senior
Tibetan Buddhist monk. She was threatened with death if she broke her vow
of secrecy. But then enlightenment can be like that.
Feet of clay?
No, it was a different part of the anatomy - and of all too fleshly
substance - which caused the trouble. But, I suppose, you don`t expect
Tantric sex to be a straightforward activity. Then again, sex of any kind
isn`t really what you`re planning when you become a celibate nun.
It was, said
June Campbell as she began her lecture, only the second time she had been
asked to give a talk to a Buddhist group in this country since her book. Traveller
in Space came out three years ago. Small wonder. The topic of her talk
was "Dissent in Spiritual Communities", and you don`t get much
more potent types of dissent than hers. For she not only revealed that she
had for years been the secret sexual consort of one of the most holy monks
in Tibetan Buddhism - the tulku (re-incarnated
lama), Kalu Rinpoche.
She also insisted that the abuse of power at the heart of the relationship
exposed a flaw at the very heart of Tibetan Buddhism.
This was heresy , indeed. To outsiders, the Rinpoche
was one of the most revered yogi-lamas in exile outside Tibet. As abbot of
his own monastery, he had taken vows of celibacy and was celebrated for
having spent 14 years in solitary retreat. Among his students were the
highest ranking lamas in Tibet. "His own status, was unquestioned in
the Tibetan community", said Ms. Campbell, "and his holiness attested
to by all".
The inner
circles of the world of Tibetan Buddhism - for all ist
spread in fashionable circles in the West - is a closed and tight one. Her
claims, though made in a restrained way in the context of a deeply academic
book subtitled - "In Search of Female Identity in Tibetan
Buddhism" - provoked what she described as a primitive outpouring of
rage and fury. "I was reviled as a liar or a demon", she said
during a public lecture last week at the nonsectarian
College for Buddhist Studies in Sharpham, Devon.
"In that world he was a saintly figure. It was like claiming that
Mother Teresa was involved in making porn movies".
But it was not
fear of the response which made her wait a full 18 years before publishing
her revelations in a volume entitled Traveller in Space - a
translation of dakini, the rather poetic Tibetan
word for a woman used by a lama for sex. It took her that long to get over
the trauma of the experience. "I spent 11 years without talking about
it and then, when I had decided to write about it, another seven years
researching. I wanted to weave together my personal experience with a more
theoretical understanding of the role of women in Tibetan society to help
me make sense of what had happened to me."
What happened
was that , having become a Buddhist in her native
Scotland in the hippie Sixties, she travelled to India where she became a
nun. She spent 10 years in a Tibetan monastery and penetrated more deeply
than any other Westerner into the faith`s esoteric hierarchy. Eventually
she became personal translator to the guru as, during the Seventies, he
travelled through Europe and America. It was after that, she said, that
"he requested that I become his sexual consort and take part in secret
activities with him".
Only one other
person knew of the relationship - a second monk - with whom she took part
in what she described as a polyandrous Tibetanstyle
relationship. "It was some years before I realised that the extent to
which I had been taken advantage of constituted a kind of abuse".
The practice of
Tantric sex is more ancient than Buddhism. The idea goes back to the
ancient Hindus who believed that the retention of semen during intercourse
increased sexual pleasure and made men live longer. The Tibetan Buddhists
developed the belief that enlightenment could be accelerated by the
decision "to enlist the passions in one`s religious practice, rather
than to avoid them". The stategy is
considered extremely risky yet so efficacious that it could lead to enligthenment in one lifetime.
Monks of a
lower status confined themselves to visualising an imaginary sexual
relationship during meditation. But, her book sets out,
the "masters" reach a point where they decide that they can
engage in sex without being tainted by it. The instructions in the
so-called "secret" texts spell out the methods which enable the
man to control the flow of semen through yogic breath control and other
practices. The idea is to "drive the semen upwards, along the spine,
and into the head". The more semen in a man`s head, the stronger
intellectually and spiritually he is thought to be.
"The
reverse of ordinary sex expresses the relative status of the male and
female within the ritual."
More than that,
he is said to gain additional strength from absorbing the woman`s sexual
fluids at the same time as withholding his own. This "reverse of
ordinary sex", said June Campbell,
"expresses the relative status of the male and female within the
ritual, for it signals the power flowing from the woman to the man".
The imbalance
is underscored by the insistence by such guru-lamas that their sexual
consorts must remain secret, allowing the lamas to maintain control over
the women. "Since the book was published, I`ve had letters from women
all over the world with similar and worse experiences".
So why did she
stay for almost three years? "Personal prestige. The women believe
that they too are special and holy. They are entering sacred space. It
produces good karma for future lives, an is a test of faith". The combination of religion,
sex, power and secrecy can have a potent effect. It creates the Catch 22 of
psychological blackmail set out in the words of another lama, Beru Kyhentze Rinpoche: "If your guru acts in a seemingly
unenlightened manner and you feel it would be hypocritical to think him a
Buddha, you should remember that your own opinions are unreliable and the
apparent faults you see may only be a reflection of your own deluded state
of mind...If your guru acted in a completely perfect manner he would be
inaccessible and you would be able to relate to him. It is therefore out of
your Guru`s great compassion that he may show apparent flaws... He ist mirroring your own
faults".
The
psychological pressure is often increased by making the woman swear vows of
secrecy. In addition June Campbell was told that "madness, trouble or
even death" could follow if she did not keep silent. "I was told
that in a previous life the lama I was involved with had had a mistress who
caused him some trouble, and in order to get rid of her he cast a spell
which caused her illness later resulting in her death.
There are those
Buddhists, like Martine Batchelor - who spent 10
years as a Zen Buddhist nun in a Korean monastery and who now teaches at Scharpham College - who insist the religious techniques
the Buddha taught can be separated from the sexist, patriarchal and
oppressive culture of many Buddhist countries. But June Campbell is not
convinced. "You have to ask what is the relationship between belief and how a society structures itself," she
said. In Tibetanism, power lies in the hands of
men who had often been traumatised by being removed from their mother at
the age of two and taken to an all male monastery. "Some were allowed
visits from their mothers and sisters but always in secrecy - so that they came
to associate women with what must be hidden".
But there is
more to it, she believes than that. Teaching at Sharpham
last week she gave the students a whole range of material about different
kind of feminism - from the political to the psychotherapeutic. She then
asked them how it relates to the fact that there are no female Buddha
images or to why in Tantric sex images the woman always has her back to the
viewer, or to why Buddhist women are told to pray that they will be reborn
into a male body in their next life -for only in a man`s body can they
attain full enlightenment.
"Once I
started unravelling my experiences, I began to question everything,"
she said. That meant not just the actions of a particular guru But the very
idea of the guru. She began to wonder whether the Tantra
was just a fantasy, and whether there is really any difference between
Tantric sex and ordinary sex. She questioned the very concept of
enlightenment itself and the practice of meditation. "I realised that
in order to be myself I had to leave it all - completely an utterly."
"Die
Opferung der Maya"
Zu Beginn unseres Buches haben wir das plötzlichen Hinsterben von Buddhas Mutter (Maya) mit
der Aufopferung des Weiblichen in einen Symbolzusammenhang gestellt.
"Von dieser psychoanalytisch gefärbten These ausgehend, könnte man
Mayas frühen Tod als den 'maternalen Mord'
deuten, der einer Evolution des männlichen Buddhageistes
vorausgeht." - heißt es zusammenfassend im Text (S. 33) Wir sind auch
weiterhin davon überzeugt, dass es kein Zufall sein kann, wenn sich der
Name von Buddhas Mutter "Maya" mit dem Begriff "Maya" -
als dem "Reich der Illusionen" - deckt. Archaische Systeme wie
das buddhistische stellen solche Symbolbezüge ganz naiv und naturwüchsig
her. Weshalb sollte dies im gegebenen Fall anders sein, insbesondere da es
sich hier um einen Legendenstoff handelt. Der Indologe Dr. Karl Heinz Golzio meint dagegen, dass wir hierbei überzogen
hätten:
"Die Opferung 'der Maya': Ihre gesamte
Interpretation ist viel zu voreingenommen und auch wenn Ihnen klar ist,
dass es sich um Teile der Buddhalegende handelt,
gehen Sie doch offensichtlich davon aus, dass der historische Buddha diese
selbst verbreitet habe. In den ältesten Schichten des Kanons fehlen aber
wunderhafte Aussagen fast völlig und der historische Buddha bezeichnet sich
auch nicht als "Königssohn", sondern lediglich als Angehöriger
einer Kriegerkaste (dies deckt sich auch mit dem historischen Befund, dass Kapilavastu keine Monarchie, sondern eine
'Adelsrepublik' war). Der ganze 'Legendenkranz' ist also später, aber
natürlich dennoch bedeutsam. Ausgeblendet haben Sie aber völlig, dass auch
nach dem legendären Tod der Maya an ihre Stelle seine Ziehmutter Mahaprajapati tritt. Mann
sollte sich natürlich fragen, wie Sie es auch getan haben, ob durch die
Verwendung des Namens Maya nicht tatsächlich eine Re-hinduisierung
eingesetzt hat. Zumindest sollte man schärfer zwischen der Gestalt des
historischen Buddha (über den soviel Faktisches
tatsächlich nicht bekannt ist) und der legendären 'Ummantelung' seiner
Lehre unterscheiden. Dies macht ihn zweifelsohne noch nicht zum
Frauenfreund, aber von ihm stammt gewiss nicht die von Ihnen verwendete
Begrifflichkeit der 'Zerstörung der Maya (der Illusion)', sondern bei ihm
ging es immer um die Vernichtung der avijja / avidya (Unwissenheit). Man darf zwar davon ausgehen,
dass ihm als 'Wahrheitssuchendem' das ganze Weltgetriebe (samt Frauen)
relativ 'wurscht' war, aber vieles von Ihnen unter misogynen
Gesichtspunkten herausgepickte ist viel zu sehr stilisiert und von Ihnen
teilweise noch aufgebauscht worden. So wirkt es z.B. kaum glaubhaft, dass
er [von Ihnen wird dies übrigens
nicht geschildert] sein bisheriges Leben in der Nacht der Geburt seines
Sohnes aufgibt, d.h. nach dem er seine Pflicht gegenüber der Gesellschaft,
der er angehört, erfüllt hat. Die 'orgiastische Liebesnacht' ist Ihre
Erfindung, die Legende berichtet nur davon, dass ihn die schaltenden Frauen
in seinem Palast anekelten, weil sie unerträglich schnarchten oder ihnen
der Speichel aus dem Mund floss etc. Im Grunde genommen wollte ich Sie hier
nur vor Übertreibungen und zu schnellen psychologisierenden
Interpretationen warnen (wozu Sie häufig neigen), Ihre weiteren
Ausführungen zu seiner Misogynie aber stehen lassen, egal ob er die ihm
zugeschriebenen Sprüche selbst von sich gegeben oder eine spätere Tradition
sieh ihm in den Mund gelegt hat, denn die patriarchale, frauenfeindliche
Grundhaltung ist auf jeden Fall festzustellen."
Unsere Antwort zum Maya-Thema:
Wieso gehen wir in unserem Buch davon aus, dass der
historische Buddha seine Legenden selber verbreitet hat? Wir überschreiben
das diesbezügliche Kapitel mit "Buddhalegenden".
Daraus ergibt sich logischerweise, dass wir im Text Legendenmaterial, das
heißt Imaginationen, behandeln. Diese erscheinen uns wichtiger als die historical facts,
weil sie für die Herausbildung des Buddhismus prägender gewesen sind als
die kaum mehr rekonstruierbaren geschichtlichen Ereignisse.
Deswegen haben wir auch das literarische Recht, den
legendären Tod und den Namen von Buddhas Mutter (Maya) zum Anlass
einer Spekulation zu machen, die wir in unserem Buch durchaus als solche
durchaus (S. 33 ff.) kennzeichnen. Wir versuchen jedoch auch in diesem Fall
zu zeigen, dass eine solche Spekulation nicht willkürlich geschieht, sondern
einer archaischen Weltsicht entspricht, in der der Name einer Person immer
eine tiefe symbolische, mythische und magische Bedeutung aufweist. Die mit
dem Namen "Maya" evozierte Feminität
des "Seins" und "Lebens" steht kulturgeschichtlich dem
Namen Buddha ("Erleuchteter") als einem Synonym für
"Nichtsein" und "Lebensaustritt" gegenüber. Wenn Sie
beispielsweise Heinrich Zimmer lesen, so hat er sich mehrfach darüber
ausgelassen, wie sich gerade der Buddha aus dem magischen Netz der
indischen 'Maya' löst: 'Aus der Maya erwachend streifte der Buddha den
frühen mythischen Geist Indiens ab als seinen Traum....' (Yoga und
Buddhismus, 272) Zimmer ist es auch, der Avidya
und Maya in eins setzt. (Siehe: Indische Mythen und Symbole,
Anm. 178). Auch wenn Sie Zimmer nicht als Wissenschaftler gelten lassen, so
steht er doch unserem kulturologischen Ansatz doch sehr nahe. Er hat immer
die Auseinandersetzung mit der indischen Philosophie und Mythologie in der
Form eines Kulturvergleichs betrieben, so wie wir das auch machen. Zum
Verständnis fremder Kulturen halten wir seinen Diskurs für sehr wertvoll.
Die Stelle mit den Konkubinen und der Orgie stammt
aus John Stevens - Sexualität und Buddhismus. Er belegt sie dort
durch einen tantrischen Text. Eine Haremslegende widerspricht aber
keineswegs den Gepflogenheiten der Zeit und die Abkehr von seinen
Konkubinen würde das Anliegen des Buddhas kaum mindern.
"Die Göttin Kali
und das Kali Yuga"
Am Ende unseres Kapitels "Reiner Shaktismus und tantrischer Feminismus"(S. 138)
führen wir die Göttin Kali als Zeit- und Untergangsgöttin ein. Wir greifen
eine Idee des englischen Tibetforschers Austine Waddell auf, der die
hinduistische Dämonin mit Vishvamata,
der Gefährtin des tibetischen Zeitgottes Kalachakra,
in Verbindung bringt. Auf S. 148 unseres Buches schreiben wir: "Seine
[Waddells] Deutung wird heute belächelt und oft
als ein abschreckendes Beispiel westlicher Uninformiertheit und
Überheblichkeit zitiert. Dabei liegt Waddell
unserer Ansicht nach ganz richtig und hilft uns dabei, das Mysterium zu
verstehen, das sich im Kern des Kalachakra
Tantras verbirgt." Der Indologe Dr. Karl Heinz Golzio
hält Waddells These für willkürlich und
kritisiert uns, weil wir uns diese zu eigen
machen. Außerdem bezweifelt Golzio, dass die Schreckensgöttin
Kali in irgendeinem Kontext mit dem Kali Yuga
(dem letzten Zeitalter aus der hinduistischen Mythologie) stünde. Hier
seine Kritik:
"Die Kombination der Göttin Kali [ Kali, f.; sprich Kaalie] mit
dem Kali-Yuga [ kali,
m.; sprich: kalli] ist völlig unmöglich. Zu
allererst ist festzustellen, dass die Göttin Kali im Buddhismus so gut wie
überhaupt keine Rolle spielt (trotz der Aussage von Waddell,
der hier naßforsch eine schreckliche Göttin als
Kali bezeichnet hat, was Sie begierig aufgegriffen haben); Sie können zwar
auf ihr ähnliche weibliche Schreckensgestaltung im Buddhismus verweisen,
nicht aber auf diese hinduistische Göttin selbst. So ist auch die
Kombination Kali-Visvamatr völlig unmöglich,
zumal Vishvamata vornehmlich weißgekleidet
dargestellt wird. Und dann noch die unvermeidliche Gleichsetzung mit dem
Kali-Yuga, was anscheinend bei allen Leuten, die
nur ansatzweise etwas von Indien gehört haben, unweigerlich zu
Assoziationen mit der Göttin führen. Kali ist aber nichts anderes als der Einserwurf beim Würfelspiel, also der schlechteste Wurf
und Kali-Yuga bedeutet mithin "schlechtestes
Zeitalter" nach dem Krta-, Treta- und Dvypara-Yuga (alle
nach Würfelwurfen benannt). Die konkrete
Ausformulierung (mit zeitlicher Erstreckung) geht wohl erst auf das 5. / 6.
Jh. n. Chr. zurück und ist offensichtlich (auch was die Zahlen betrifft ), von westlichen (babylonischen und
griechischen) Zeitalterlehren beeinflußt. Sie
müssen diesen Abschnitt und alle daraus abgeleiteten Folgerungen ersatzlos
auf den Müll werfen!
Unsere Antwort:
Was die Göttin Kali anbelangt, so spielt sie
im tibetischen Buddhismus mitnichten "überhaupt keine Rolle",
ihre archetypische Präsenz ist viel mehr eminent. Die Parallelen zwischen
den indischen Kalikulten mit der Verehrung tibetischer Schutzgöttinnen hat in den letzten Jahren zu einer intensiven Diskussion
unter Tibetologen geführt. (Siehe dazu Axel
Michaels u. a. - Wild Goddesses in India and Nepal - Proceedings of an
International Symposium - November 1994 und Manfred Hutter [Hrsg.] - Die
Rolle des Weiblichen in der indischen und buddhistischen Kulturgeschichte -
Graz, 1998). Im erstgenannten Text gibt es einen Artikel von der
österreichischen Tibetologin Andrea Loseries - Leick mit dem
Titel "Kali in Tibetan Buddhism"
(417f.). Die Autorin zeigt die enge Verwandtschaft von 5 zornvollen
tibetischen Muttergottheiten (Palden Lhamo, Ekajati, KrodhaKali, Simhamukha, Srid pa'i Gayal
mo) mit dem "Kali Typus" auf. Sie
geht weiterhin davon aus, dass in Tibet schon eine vorbuddhistische Verschmelzung
einheimischer Göttinnen mit dem "Kali Typus" stattgefunden haben
muss. Dies ist gar nicht so abwegig, da in einem indischen Mythos Kali als
Tochter des Himalaya bezeichnet wird. Die
zornvollen weiblichen tibetischen Gottheiten charakterisiert Loseries - Leick geradezu als
"part of her (d.
h. Kalis) retinue." - "Teil ihres
Gefolges". (419).
Die Autorin stellt sogar eine weitgehende Identität
zwischen der tibetischen Dzogchen Praxis und den
Kali Mysterien, an denen sie selbst teilgenommen haben soll, fest: "Thus, according to the ancient
Tibetan Tradition, the Darkness of the terrible Great Mother is the Clear Light of enlightened awarenes - the image of
Kali." (434)
Bei einer anderen tibetischen Göttin "KrodhaKali oder Khrod
ma nag mo"
handelt es sich um eine kriegerische Muttergottheit, die vor allem in der Nyingmapa und Kagyüpa
Tradition verehrt wird. Man muss hier ganz sicher von einer Übernahme der Kali ins buddhistische Pantheon ausgehen, das zeigt
nicht nur ihr Name sondern auch ihre Ikonographie. Loseries - Leick sagt
von ihr "of all Tibetan Kali forms she is
the closest to the Great Mother of Bengal as she embodies the Ultimate
Reality". (424)
Hinzukommt, dass nachweislich die für den
Buddhismus so bedeutsamen Dakinis früher als eine
Gefolgschaft der Kali auftreten. Eine weitere Tibetologin,
Adelheid Herrmann - Pfandt, die eine Studie über
die Dakinis verfasst hat, schreibt, im Hinblick
auf den Schreckensausdruck der Grossen Göttin
"Dieser Aspekt der Göttin Kali wird namentlich im hinduistischen und
buddhistischen Tantra gepflegt." (in Hutter, 98)
Kali als "Zeitgöttin" ist ebenso
verbürgt wie Kali als die "Große Mutter", die kosmische Kraft die
ernährt und zerstört. Es stimmt zwar, dass sie in ihrer Frühgeschichte eine
etwas blasse Außenseiterrolle spielte, sozusagen eine "religiöse
Terroristin", die sich mit Mördern und Diebesgesindel herumtrieb.
Manchmal wird sie als ein potenzierender Schreckensaspekt der Göttin Durga, aus deren Stirn sie hervortritt, oder als das
kriegerische alter ego von Shivas
Gattin Parvati gesehen.
Die Grenzen zu Durga und Parvati
sind fließend. (Siehe zur Vorgeschichte David Kinsley
- Indische Göttinnen - Frankfurt, 1990)
Ihre Nebenrolle kehrt sich jedoch im Tantrismus in
ihr Gegenteil, dort erhält sie einen zentrale
Platz, insbesondere im linkshändigen Tantrismus und im bengalischen
Devotionskult der Shaktas. Das ist aber auch das
Milieu aus dem der tantrische Buddhismus entstanden ist. Kali wird in
diesen Kulten identifiziert mit Shakti (Kraft,
Macht, Zerstörungs- und der Lebensenergie). An vielen Stellen tritt sie in
den hinduistischen Tantras als die Größte der Göttinnen in Erscheinung. (Nigama-kalpataru, Picchila-Tantra, Yogini Tantra, Kamakhaya
Tantra, Niruttara Tantra, Kamada
Tantra). Sie ist die Regentin des Universums. Im Mahanirvana Tantra wird sie als Höchste
Zeitgöttin verehrt. Dort spricht Shiva von ihr:
"Bei der Auflösung der Dinge ist Kala [der Gott der Zeit d. i. Shiva] derjenige, der
alles verschlingen wird, und aus diesem Grund wird er Mahakala
genannt. Da aber Du [d. i. Kali] Mahakala selbst
verschlingen wirst, bist Du die höchste anfängliche Kalika.
Da Du Kala verschlingst, bist Du Kali, die
ursprüngliche Form aller Dinge, und da Du der Ursprung und das Ende aller
Dinge bist, wirst Du Adya Kali genannt. Nachdem
Du nach der Auflösung Deine eigene Gestalt wieder annimmst, dunkel und
formlos, bleibst Du allein bestehen, als das Eine, unbeschreibbar
und unfassbar. Obgleich Du eine Form hast, bist Du dennoch formlos;
obgleich Du selbst ohne Anfang bist, durch die Macht der Maya
vielgestaltig, bist Du der Anfang von allem, Schöpferin, Beschützerin und
Zerstörerin, das bist Du!" (zit. bei Kinsley,
168) - Das dürfte genügen, Kali als Zeitgöttin auszuweisen. Heinrich Zimmer
spricht von ihr als "die Dunkle, die alles verschlingende Zeit, die
knochenbekränzte Herrin der Schädelstätte."
Eine Gleichstellung von Vishvamata
mit Kali wäre ikonographisch - da gestehe ich Ihnen zu - nicht haltbar (von
den Fangzähnen einmal abgesehen). Das ist aber auch nirgends von uns
behauptet worden! Als "Zeitgöttin" ist dies jedoch etwas anderes
und darauf wollen wir hinaus. Auch hier diskutieren wir Waddells
These auf ihre Sinnhaftigkeit und symbolische Bedeutung hin, nicht auf ihre
historisch- ikonographische Korrektheit.
"Kali" ist nicht nur im Würfelspiel der
Verliererwurf, sondern bedeutet auch "Streit, Zank, Spaltung, Krieg,
Schlacht" (verwandt mit kal-haha
= streiten, zanken). Shiva ist "Kala" -
der "Schwarze", die "Zeit" aber auch "Maha Kala" - "die große Zeit", die
"Ewigkeit". In der tantrischen Umkehr dieses Mythos steht Kali
auf dem toten Körper von Shiva, seinem Leichnam (shava).
Kali ist deswegen die weibliche Form der "Zeit", die - wie das Mahanirvana Tantra sagt auch die
männliche Form der Zeit (kala) am Ende der
Tage verschlingt. Sie ist die "Schwarze", die weibliche Endzeit -
sie beherrscht das "schwarze" Zeitalter, das "Kali - Yuga". In einer Darstellung bei Heinrich Zimmer
erscheint sie im Flammenkranz (wie übrigens auch die buddhistische KrodhaKali) "Es sind die Flammenzungen des grossen Weltenbrandes, der am Ende einer Weltperiode (kalpa) alles in Asche legt." - so Zimmer.
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Das Kali Yuga meint vor
allem das "finstere" oder "dunkle" oder
"schwarze" Weltalter (kala =
schwarz). Ich würde mich nicht wundern, wenn der Einserwurf
beim Würfelspiel gleichsam als der "schwarze Wurf" bezeichnet
wurde, so wie wir heute noch einen "schwarzen Tag" als einen
Unglückstag bezeichnen. Die Göttin tritt übrigens schon in der Mahabharata auf und zwar an einer Schlussstelle
nach der großen Schlacht von Kuruksetra, also zu
einem Zeitpunkt, wo sich alle Parteien schon vernichtet haben und der dem
Ende der Welt nahe kommt. Auch hier wird sie mit Tod und Zerstörung und
apokalyptischen Endzeitvisionen in Verbindung gebracht.
Im Mahanirvanatantra
zeigt sich die Beziehung der Göttin zum Weltuntergang (Kali Yuga) besonders deutlich. Sie wird dort als
"Königin der Götter bei ihrer letzten Auflösung" bezeichnet. Shri Ramakrishna sieht in ihr
als Shmashana-Kali die
"Weltzerstörerin". (Siehe noch mehrere Beispiele bei David R. Kinsely - Die Flöte und das Schwert - München,
1979) Der hervorragende Religionswissenschaftler und Indologe Heinrich von Stietencron schreibt in einem Aufsatz "Das Kali Yuga in Indien": "Auch wird der Dämon Kali,
unter dessen Einfluss das Kaliyuga steht, und der
den Fall der moralischen Ordnung rücksichtslos vorantreibt, vom Gotte Vishnu nicht daran gehindert." (in: Hartmut Zinser
- Der Untergang von Religionen, Berlin 1986, S. 142) Dieses Beispiel zeigt
die Benutzung der aggressiv gynozentrischen
Göttin im Sinne patriarchaler Untergangsvisionen, ein Vorgang der unserer
Ansicht nach prototypisch ist für den tantrischen Buddhismus.
Wichtig für unsere Deutung der tibetischen
Schreckensgöttinnen war, dass die "furchterregende Göttin" seit
C. G. Jung, Erich Neumann und Heinrich Zimmer nicht nur in der
Frauenforschung als archetypische Gestalt erkannt wurde, die in vielen
Kulturen ähnliche Charaktermerkmale aufweist. Lesen Sie nur einmal Neumanns
Die Grosse Mutter und sehen Sie sich an,
mit welcher Souveränität er mit dem grausamen Mutter Typus in den
verschiedenen Religionssystemen umgeht und, entsprechend dem von ihm
vorgelegten Mythenmaterial, auch umgehen darf. Diese archetypische
Betrachtungsweise ist in unserer kulturologischen Studie über den
tibetischen Buddhismus ebenfalls die Perspektive. Aus diesem Geist heraus
und aus den oben genannten Fakten erscheint uns
eine Gleichstellung von Vishvamata mit Kali
naheliegend und durchaus legitim.
Wir glauben nicht, dass müssen diesen Abschnitt -
wie Sie uns vorschlagen - "ersatzlos in den Müll werfen." müssen.
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